Zum Hauptinhalt springen

11. November 1956 - SC Wismut wird Meister

11. November 1956 – An diesen Sonntag standen sich in Aue im entscheidenden Kampf um die Meisterschaft Wismut Karl-Marx-Stadt und Lok Leipzig gegenüber. Durch einen 1-0 Sieg wurde Wismut neuer Titelträger unserer Republik. Der Vorsitzende des Referates Fußball beim Staatlichen Komitee für Körperkultur und Sport, Kurt Langer (links), überreicht dem Spielführer des SC Wismut, Erhard Bauer, dem vom Präsidenten der DDR, Wilhelm Pieck, gestifteten Wanderpokal. Der Pokal wurde in diesem Jahr erstmalig vergeben. Wir erkennen von links: Kurt Langer, Hans Weimar (Sektion Fußball), Erhard Bauer, Torwart Kurt Steinbach, Karl Wolf und Kurt Viertel.

Es hätte schon eines Wunders des SC Lokomotive Leipzig im letzten Punktetreffen im Otto-Grotewohl-Stadion bedurft, Wismut noch den Meistertitel zu entreißen. Hierzu wäre ein 4-0 Lok-Sieg erforderlich gewesen, aber diesen erwartete keiner mehr. Willy Tröger beseitigte vor 22.000 Zuschauern und vielen Zaungästen mit dem Tor des Tages (sein 16. Saisontor) nach 61 Minuten alle Zweifel und beschenkte die Wismut-Fans mit der ersten Meisterschaft. Brieske schlug den SC Einheit Dresden mit 1-0 und wurde am Ende Vizemeister. Kurt Langer, Abteilung Fußball im Staatlichen Komitee, überreichte nach dem Schlusspfiff Kapitän Erhard Bauer die vom Präsidenten der DDR Wilhelm Pieck gestiftete Fußballstatue. Heinz Weimar, Geschäftsführer der Sektion, steckte den Meisterspielern die verdiente Plakete an die Rockaufschläge. Die Nationalhymne der DDR ertönte zum Abschluss des Meisterschaftsjahres. Kaum war die Zeremonie beendet, strömten Tausende begeisterte Zuschauer auf den Rasen und trugen ihre Lieblinge vom Platz. Da saßen sie nun auf den Schultern der enthusiastischen Fans und immer wieder erschallte der Chorruf auf den Rängen: „SC Wismut - Meister!" Vor der Umkleidekabine bot eine Bergarbeiterkapelle ein kleines Platzkonzert. Als größter Trumpf stellte sich ihr unübertroffener Kollektivgeist heraus, der bis heute alle Auer Mannschaften auszeichnet.

Die 1956er-Saison war die erste Spielzeit nach der Umstellung des Spielbetriebs auf den Ganzjahresrhythmus. Die Punktspiele begannen im März und endeten im November. Der neue Spielplan, der sich mit dem in Europa überwiegend gespielten Rhythmus überschnitt, hatte zur Folge, dass sich die Meistermannschaft zwar für den Europapokal der Landesmeister qualifizierte, jedoch erst im Herbst des Folgejahres (also fast ein Jahr später) daran teilnehmen konnte. Was über Jahre gesät und von den Trainern Kurt Gogsch, Walter Fritzsch und Kart Dittes gehegt wurde, erntet Fritz Gödicke. Er lässt seine Mannschaft einen schnellen, schnörkellosen Angriffsfußball zelebrieren, dem keiner gewachsen scheint. Zumindest nicht bis zum 9. Spieltag, als Aktivist Brieske-Senftenberg im Otto-Grotewohl Stadion aufläuft. Dieser brachte Wismut mit 2-1 die erste Saisonniederlage und die einzigen Punktverluste zu Hause bei und mischte gemeinsam mit der BSG Lokomotive Stendal (am Ende Platz 4) die Oberliga auf. Die Lausitzer und Altmärker gingen als krasse Außenseiter in die Saison. Brieske war das „größte Oberligadorf", ganze 1.500 Meter lang. Die Meisterschaftsentscheidung fiel am vorletzten Spieltag. Der SC Aktivist empfing Wismut und hatte es selbst noch in der Hand, Meister zu werden. Die Glückauf-Kampfbahn war mit 32.000 Zuschauern restlos überfüllt. Die zehnfache Einwohnerzahl des Ortes wollte Ihre Kohle-Kumpel siegen sehen, aber das erlösende 1-0 sollte nicht fallen. Eine Stunde lang stürmte der Gastgeber ununterbrochen gegen das Wismut-Abwehrbollwerk, aber immer wieder rannten sie sich fest. Nur in der ersten und letzten Spielviertelstunde kam Wismut zu einigen erfolgversprechenden Gegenangriffen, die aber verpufften. Da der SC Lokomotive Leipzig, der dritte Meisterschaftskandidat, zu Hause auch nur 0-0 gegen den SC Fortschritt Weißenfels spielte, durfte man den Wismut-Kumpels fast schon zur Meisterschaft gratulieren. Sie hatten vor dem letzten Spieltag 36:14 Punkte mit einem Torverhältnis von +31. Brieske (+18) und Lok Leipzig (+24) kamen auf je 34:16 Punkte aber den jeweils schlechteren Torverhältnis.

Die Meisterschaft 1956 erkämpften 17 Spieler: Manfred Kaiser (26 Einsätze/4 Tore), Karl Wolf (26/2), Siegfried Wolf (26/2), Heinz Glaser (26), Armin Günther (25/8), Willy Tröger (25/16), Kurt Viertel (25/13), Erhard Bauer (24), Bringfried Müller (24), Horst Freitag (21/4), Kurt Steinbach (19), Konrad Wagner (20/2), Heinz Hippmann (8), Lothar Killermann (3/1), Hans Meyer (2), Lothar Schlegel (1) und Werner Wilde (1).
 

Text: Burg