500. VEILCHENECHO Geschichte(n) und Zahlen: Die Geburt des „Echos” und seine Väter
1994 gelang dem jungen FC Erzgebirge die Qualifikation für die neue viergliedrige Regionalliga, damals die dritthöchste Spielklasse in Deutschland. Aue spielte in der Staffel Nordost. Für Manager und Trainer Lutz Lindemann war der sportliche Erfolg Anlass, das Stadionheft aufzuwerten. Gemeinsam mit Lothar Bösecke, dem Leiter der Auer Geschäftsstelle der Wochenzeitung „Lokalanzeiger” beim Verlag Anzeigenblätter, und Redakteur Bernd Friedrich beriet er die Möglichkeiten.
Das Format A5 wurde zunächst beibehalten, doch Inhalt und Aussehen änderten sich komplett und auch der Name wurde geboren: Veilchenecho. Am 31. Juli 1994, zum Heimpunktspiel gegen die Reinickendorfer Füchse, hielten die Zuschauer das neue Magazin in den Händen.
Neue Liga – neues Programmheft
Lothar Bösecke hatte 1990/91 als Sportjournalist für die Tageszeitung Freie Presse gearbeitet. Er schrieb über Fußball, Handball und überhaupt alles, was im Kreis Aue im Sport passierte. Den Umbruch der Wendejahre erlebte der Schlemaer hautnah mit, so wie den Wandel von der BSG über den FC Wismut zum FC Erzgebirge Aue. Auch als Geschäftsstellenleiter schrieb er darüber, nun vor allem für den Lokalanzeiger. „Lutz Lindemann kannte mich als Sportreporter und suchte einen Partner, um das Stadionheft auf ein höheres Niveau zu heben. Wer den Namen Veilchenecho erfand, weiß ich nicht mehr. Möglich, dass ich es war”, berichtet „Loth”. Auch Bernd Friedrich ist unsicher: „Lutz oder Lothar hatten die Idee, ich jedenfalls nicht.”
Bösecke übernahm die Gesamtverantwortung, Friedrich führte seine statistische Arbeit fort, beide teilten sich in die Redaktion. Produziert wurden die Hefte von nun an durch die Auer Werbedruckerei Rockstroh, heute Verlag und Druckerei Mike Rockstroh. Damals wie heute waren die Veilchenechos werbefinanziert, der Verein hatte damit keine Kosten. „Alle Magazine entstanden in enger Abstimmung mit Bertram Höfer vom Vorstand, FCE-Geschäftsführer Lothar Schmiedel, Manager Lutz Lindemann und später Marketingleiter Enrico Barth”, hebt Lothar Bösecke hervor. „Vor allem für Bertram war das Heft Herzenssache.” Nach und nach wurde Olaf Seifert, der im Oktober 1994 zum Auer Lokalanzeiger kam, in die redaktionelle Arbeit eingebunden. 1996 erschien das Veilchenecho bei der neugegründeten Verlagsgesellschaft BERGstraße und lag damit weiter in den Händen von Lothar Bösecke, dort einer der Geschäftsführenden Gesellschafter. Herausgeber war und ist der FC Erzgebirge. Die Gesamtherstellung oblag der Verlagsgesellschaft und ging später an die ERZ. art GmbH über. „Von Beginn an unterstützte unser Verlag den FCE als Co-Sponsor. Die Redaktion lag fortan in den Händen von Olaf Seifert und Bernd Friedrich”, berichtet der 67-Jährige, der heute als Rentner in Bad Schlema wohnt.
„Die Heimspiele unserer Veilchen besuche ich gern und hoffe, dass die Pandemielage dies bald wieder möglich macht. Olaf Seifert steckt mir jedes Mal das druckfrische Veilchenecho in den Briefkasten. Ich finde, es hat hohe Qualität und wird mit Herzblut und Fleiß gemacht. Die Programmsammler-Gilde kürte es unlängst zu einem der drei besten der 2. Liga, was beweist, dass das bundesweit so gesehen wird.”
Auch das 500. Veilchenecho erscheint in der medien.GRUPPE Chemnitz/Erzgebirge. Hierzu gehören neben dem kud.verlag als Herrausgeber des WochenENDspiegel auch die Verlagsgesellschaft BERG.straße und die Agentur ERZ. art, welche mit ihren Partnern das Veilchenecho fertigt. Mit dem Titel WochenENDspiegel ist die medien.GRUPPE Chemnitz/Erzgebirge langjähriger Co-Sponsor und Pressepartner des FC Erzgebirge. Die Hefte entstehen in Zusammenarbeit mit dem Kumpelverein, speziell mit Geschäftsführer Michael Voigt, Marketingchef Enrico Barth, Pressesprecher Peter Höhne und Ronny Graßer. Ehrenamtliche aus dem Fan-Umfeld – vornweg Alexander Gerber, Steffen „Menne” Colditz, Burkhard „Burg” Schulz und Robert Scholz – sowie Fotografen wie Gregor Lorenz, Frank Kruczynski, Birgit Hiemer, Walter Wagner und Uwe Zenker sowie von der Agentur Picture Point haben Veilchenecho-Geschichte( n) mitgeschrieben. Ein Autor freilich prägte jedes der 500 Magazine: Ein Veilchenecho ohne Bernd Friedrich – undenkbar!
Bernd Friedrich – seit 1974 am Ball fürs Auer Stadionheft
1948 in Aue geboren, stieg Bernd mit Wismut III in die Bezirksklasse auf und war dann bei Stahl Auerhammer aktiv. Ein Adduktorenabriss 1972 stoppte das Freizeitvergnügen. Neben Fußball und Schach waren Fußballstatistiken die große Leidenschaft des Mathe- und Physiklehrers, der als Rentner heute in Schneeberg lebt. „Schon Mitte der Fünfzigerjahre nahm mich Opa Paul mit ins Grotewohlstadion. Bei jedem Spiel kaufte er mir ein Programmheft zu zehn Pfennigen. Ansetzungen, Tabelle, Aufstellung; mehr stand selten auf den oft nur acht Seiten”, berichtet Friedrich, der die meisten daheim in seiner Sammlung hütet „1974 wurde ich auf einer Geburtstagsfeier gefragt, ob ich den Redakteur Herbert Reich im Urlaub vertreten wolle. Schüchtern stellte ich mich daraufhin Trainer Bringfried Müller vor. Weil Reich aber nach Berlin zog und ich meine Sache wohl ganz ordentlich machte, übertrugen mir ,Binges’ und Sektionsleiter Kurt Steinbach die Aufgabe”, erinnert er sich an seinen Einstieg. Manuskripte schrieb der damals 26-Jährige per Hand, BSG-Sekretärin Bammler tippte sie ab und Vereinsmitarbeiter brachten sie samt der Klischees von Fotos und Grafiken zur Freie-Presse- Druckerei in der Auer Neustadt. Von 1974 bis 2003 oblag ihm die Redaktion, seither teilt er sich mit Olaf Seifert rein.
Geschätzt wurde „sein” Heft in der ganzen Fußball- DDR für präzise, detaillierte Statistiken. Neben denen der Oberliga gab es aktuelle Tabellen zum Nachwuchs und zu Aue II, Hinweise auf vergangene und folgende Spiele, den „Blick zurück” auf Kalenderblätter vor zehn bis vierzig Jahren, Ehrungen und Geburtstage. Bernds Spielvorschau hat bis heute Tradition und auch den Spieltagsgegner stellte der Autor damals bereits mit Foto, Kader und in Zahlen und Fakten vor. Größeren Umfang durften die Hefte nicht haben, das verbot sich wegen des staatlichen Papierkontingents. Auch nach der Wende waren sie darum nur ein Dutzend Seiten dünn. Dr. Mario Lammel, ein früherer Oberligaspieler und Nachwuchstrainer, unterstützte den Redakteur, hielt Kontakt zum Annaberger Druckzentrum. „Die Geburt des Veilchenechos 1994 war eine Zäsur”, hebt Bernd Friedrich hervor. „Lothar Bösecke und der frühere Aue-Torwart Ulrich Ebert kümmerten sich um Anzeigen, die Herstellung besorgte die Firma Rockstroh. Ab 1996 setzten wir die Hefte bei der Verlagsgesellschaft BERG.straße, ich ging dort ebenso ein und aus wie beim Druckpartner Rockstroh. Es war immer ein freundschaftliches Miteinander”, lobt der jetzt 73-Jährige. Die Partnerschaft hält bis heute, ob mit Herausgeber FC Erzgebirge, Olaf Seifert und der Agentur ERZ.art als Gesamthersteller, der Druckerei Mike Rockstroh oder den Fans, die mithelfen.” Das Internet erleichtert Bernds Recherchen, dennoch schwört er auf den analogen Fundus daheim. Kicker, Fuwo und Sportecho, Auer Stadionhefte seit den 1950er Jahren bis heute, dazu Fotos und die lebhaften Erinnerungen in seinem Kopf bleiben ihm wichtig. Im Zweifel telefoniert der Schneeberger mit Zeitzeugen, die er alle persönlich kennt. „Nicht jede Zahl im Netz stimmt, doch ich gebe nicht Ruhe, bis ich sie im eigenen Archiv belegen kann”, sagt der Statistikfuchs. Kein Wunder, dass Redakteur Olaf Seifert neben dem Autor auch den Korrekturleser Friedrich schätzt: „Danke, lieber Bernd, und bleib’ am Ball. Du bist der beste Mann im Veilchenecho-Team!”
Text: Olaf Seifert
Newsfoto: Uwe & Helge Leonhardt mit dem 1. und 500. VeilchenECHO beim Heimspiel gegen Schalke 04. Foto: Steffen Colditz