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9. Juni 1979 – Letzter Spieltag in der Oberliga 1978/79.

Fans von Wismut Aue im Bahnhof Warnemünde. Die Kultfahrt hoch an die Küste war wieder ein Erlebnis für alle Mitfahrer. Losgelöst von allen Abstiegssorgen, denn am vorletzten Spieltag, drei Tage zuvor, retteten sich die Lila-Weissen mit einem 2-0 Heimsieg gegen Stahl Riesa endgültig vor dem Abstieg. Mitgeholfen haben da die gleichzeitigen Niederlagen von Chemie Böhlen (3-10 zu Hause gegen den BFC) und von Rostock (0-3 beim HFC). Enttäuschung dagegen an der Küste: Nach 1956, 1975 und 1977 muß der FC Hansa Rostock zum viertenmal die höchste Spielklasse verlassen.

Dabei wollten die Rostocker das Schlußspiel gegen Wismut zum „Schicksalsspiel" der Saison machen. Ein 2-0-Sieg für die Statistik vor nur noch 3.000 Treue im Ostseestadion wurde es, aber die Würfel waren längst vorher gegen die Ostseestädter gefallen. Wismut war nach dem Klassenerhalt mit wenig Ehrgeiz an die Küste gereist. Ein bißchen Urlaubsstimmung war bereits unverkennbar. Erler mit einigen herrlichen Pässen, Höll, Schüßler und Thomas bemühten sich zwar, aber sie fanden zu wenig Unterstützung. Die Lila-Weißen konnten an sich nur dreimal auf einen Torerfolg hoffen. Zweimal vergab Teubner, als er nach schöner Vorarbeit von Körner und Stein verschoß (20.) und eine gefühlvolle Erler-Flanke neben das Tor köpfte (32.). Lediglich einmal richtig strecken mußte sich Hansa-Schlußmann Schneider bei einem 15-m Schuß von Lein, um den Ball um den Pfosten zu lenken (79.). Bezeichnend für die Spielweise der Gäste war diese Szene in der 47. Minute: Thomas zog unwiderstehlich davon, als er das Leder gefährlich nach innen zog, war niemand zum Vollstrecken mitgelaufen. Man nahm an diesem Tage alles ziemlich gelassen hin. Aues Trainer Manfred Fuchs: „Nach der psychologischen Belastung über das ganze Jahr hinweg spielten heute nur wenige mit der entsprechenden Konzentration. Unser Saisonziel bestand darin, den Platz in der Oberliga zu behaupten. Durch das Ausscheiden von Schaller und Schmiedel sowie durch die langwierige Verletzung von Schüßler machte sich ein Umformierungsprozeß erforderlich. Wir haben den Klassenerhalt gesichert - zufrieden sind wir aber dennoch nicht. In der ersten Halbserie holten wir in sechs Spielen auf eigenem Platz nur vier Punkte, da war unserer einstigen von Heimstärke nichts mehr zu spüren. Siebzehnmal rangierten wir auf einem der beiden den Abstieg bedeutenden Plätze. Das hat ganz schön an der Moral gezehrt.
Um so mehr Anerkennung verdient die psychische Stabilität zum Saisonende.“

Mit 49 Toren kassierte Auer nach 1951/52 (36 Spiele) die bis dato höchste Anzahl an Gegentoren. An Aues besten, Uli Ebert im Tor, lag das aber nicht. Gleich 10 Elfmeter wurden gegen Aue in dieser Saison verhängt. Teufelskerl Ebert hielt gleich derer 3 Elfer. Zwei weitere gingen an den Pfosten und am Tor vorbei. In der Fuwo-Punktwertung belegte er mit nur einem Punkt Rückstand auf Sieger Dörner (Dresden) den zweiten Platz. Bester Auer Saison Torschütze wurde Holger Erler mit 9 Toren – davon 4 Elfmetern. Achte Tore markierte Frank Stein.

Wismut: Ebert – Espig - Seinig, Kraft (71. Lein), Höll – Teubner, J. Körner, Erler, Thomas (73. Henkelmann) - Schüßler, Stein
Schiedsrichter: Heinz Einbeck (Berlin)
Zuschauer: 3.000
Torfolge: 1-0 Seering (29.), 2-0 Seering (76.)

Torschüsse: 18 :11
verschuldete Freistöße: 9 : 11
Eckbälle: 4 : 6

Verwarnung: Lein (wegen Foulspiels)

Foto: Archiv Hoffi 

Text: Burg