Sascha Franz: „Die Entwicklung des Vereins, speziell in den letzten fünf, sechs Jahren, ist faszinierend.”
Ein Fußball muss Sascha Franz in der Wiege gelegen haben, schließlich trainierte Vater Horst Bundesligisten wie Schalke 04, Borussia Dortmund, Arminia Bielefeld und den Karlsruher SC. Logisch, dass der am 16. Januar 1974 in Hilden geborene Rheinländer ihm nacheifern wollte. Als Mittelfeldspieler trug er unter anderem die Dresse von Union Solingen, Fortuna Düsseldorf und vom Wuppertaler SV. Leider nur in der dritten und vierten Liga, wie Sascha einräumt. Umso ehrgeiziger fokussierte er sich auf eine Trainerperspektive. Franz studierte Sportwissenschaften in Köln, besitzt die Trainer-A-Lizenz und ging ab 2003 auf in der Arbeit als DFB-Stützpunkttrainer im Juniorenbereich in Düsseldorf. „Der Umgang mit jungen Menschen, sie so zu fordern und zu fördern, dass es für sie und den Verein passt, mag ich sehr”, sagt der 45-Jährige. Drei Jahre später assistierte er Coach Ralf Loose bei den Sportfreunden Siegen, war zwischen 2007 und 2009 Co-Trainer unter Holger Fach beim FC Augsburg. Zusammen mit dem erfahrenen Bundesligaprofi ging es 2010 für rund zwei Jahre in die kasachische Hauptstadt Astana. „Es war eine hochinteressante Aufgabe, dort Talente in einem international ambitionierten Fußballklub zu entwickeln. Wir gewannen mit Loko Astana den nationalen Pokal und den Supercup, spielten Champions League-Qualifikation. Holger und ich staunten über die moderne Metropole, die sensationellen Stadien und Trainingszentren”, schwärmt Sascha noch immer und möchte die Erfahrungen nicht missen. „Du bekommst eine neue Sicht auf den Fußball, lernst eine andere Mentalität kennen. Schon das extreme Klima ist für jeden Sportler eine Herausforderung.”
Zurück in der Heimat unterschrieb Franz bei Darmstadt 98, kurz danach heuerte Dirk Schuster als Chefcoach dort an. Seither sind beide ein Team. Mit den Südhessen gelang ein beispielloser Erfolg: kaum mehr für möglich gehaltener Klassenerhalt, dann Aufstiege in die zweite und sofort in die erste Bundesliga. Und unglaublich: Die 98er behaupteten sich im Premierenjahr im Oberhaus! Trotzdem zog es das Trainer-Tandem 2016 zum Erstliga-Konkurrenten FC Augsburg, wo beide Ende jenes Jahres entlassen wurden. „Wir suchten eine neue Herausforderung, hatten mit Darmstadt, denke ich, alles erreicht und unser Feld dort gut übergeben. Die Station FCA bedeutete kein Scheitern, sie war wichtig, weil sehr lehrreich. Wir suchten Fehler zuerst bei uns, haben sie abgestellt und kehrten gestärkt nach Darmstadt zurück”, so sein Fazit. Dort übernahmen beide die „Lilien” auf einem Abstiegsplatz und schafften noch den Klassenerhalt in Liga zwei.
Im August 2019 ging Franz zusammen mit Schuster nach Aue. Was schätzt Sascha an seinem Chef und Kumpel? „Dirk ist total bodenständig, im Fußball sehr akribisch, ehrgeizig und fleißig. Hinzu kommt sein hoher Sachverstand, schließlich war er Profi auf Nationalmannschaftsniveau. Kommt er rein in die Kabine, riecht er sofort, was los ist.” Und warum der „Schacht”? „Es gab sehr gute Gespräche mit Präsident Helge Leonhardt. Die Entwicklung des Vereins, speziell in den letzten fünf, sechs Jahren, ist faszinierend. In allen Bereichen – vom Sportlichen bis zur Infrastruktur mit dem tollen Stadion. Uns reizt, beim nächsten Schritt unseren Beitrag zu leisten. Ziel ist, dass sich die Veilchen noch stabiler in der 2. Bundesliga etablieren. Und möglichst nicht erst am letzten Spieltag die Klasse sichern, um Planungssicherheit zu haben.” Ebenso wie Schuster war Sascha wichtig, in der Region schnell anzukommen: „Dirk wohnt in Aue, ich in Schneeberg. Wir wollen wissen wie die Leute hier ticken und beim gemeinsamen Joggen lernen wir auch die schöne Gegend kennen.” Offen, fleißig und herzlich findet der neue Co-Trainer die Erzgebirger: „Speziell in diesem echt familiären Verein, wo jeder mit anpackt.” Die Niederlage in Hamburg müsse man einordnen: „Uns sind zu viele Fehler unterlaufen, das bestraft eine Spitzentruppe wie der HSV sofort. Wichtig ist, dass die Mannschaft am Sonntag im Derby gegen Dresden die passende Antwort gibt.” Sich also so präsentiert, wie in den zwei Spielen zuvor: „Die Leistung in Kiel war sehr gut. Erst recht in der ersten Halbzeit gegen Osnabrück, in der zweiten Hälfte hat mir die Leidenschaft gefallen.”
Text: Olaf Seifert
Foto: Foto-Atelier Lorenz