Damals 20.03.1960: Wismut-Angriffe stets im Ansatz gestört
Das Hallenser Kurt-Wabbel-Stadion sah ein Punktspiel mit selten erlebter Atmosphäre, ein Spiel mit Tempo (über weite Strecken) und auch ansprechende Kombinationsfolgen, aber auch ein Spiel, das bei dem Neuling noch oft Nervosität, beim Meister fehlende Zügigkeit atmete.
Welch Unterschied zum Vortag in Zwickau. Dort tiefes Schneegeläuf, hier in Halle ein prachtvoller Rasen, dort nur etwa 3000 Zuchauer, hier 22 000 begeistert mitgehende Anhänger des SC Chemie. Sagen wir es gleich vorweg: Chemie gewann das Spiel verdient, die Mannschaft spielte sogar gefälliger, schneller und oft auch direkter als der Meister. Wismut hatte auch in kämpferischer Hinsicht Nachteile. Zwar ließen die Erzgebirgler im Mittelfeld oft das klare Erkennen der Situation aufblitzen, wenn die Bälle in flüssig-weiträumigem Spiel auf die Flügel wanderten, zwar boten sich hier immer wieder Zink, Tröger und Killermann an, aber die fleißigen Hallenser störten diese Aktionen immer wieder im Ansatz. Dazu war das Spiel des Meisters zu umständlich und zu sehr in die Breite angelegt.
Letzten Endes gab das kämpferische Übergewicht den Ausschlag für den Erfolg des Oberliganeulings im ersten Punktspiel.
Der Kampf blieb immer im fairen Rahmen, hatte auf beiden Seiten packende Szenen in körperlichen Zweikämpfen und verriet dabei die gute athletische Vorbereitung beider Mannschaften, aber die überzeugend herausgespielte Chance, die klare taktische Konzeption, fehlten in vielen Phasen.
Es begann für den Meister gar nicht gut. Bereits in der 3. Minute verletzte sich Neubert, als er einen Schuß von Basel nicht festhielt und bei der folgenden Attacke des nachsetzenden Hoffmann so an der Hand getroffen wurde, daß er gegen Hambeck ausgewechselt wurde. Der junge Reservehüter machte seine Sache ganz ausgezeichnet, erhielt oft Sonderbeifall für seine mutigen Paraden. Bei dem einzigen Tor des Tages war er macht- und schuldlos. Halles Zuschauer feierten diesen Treffer mit Böllerschüssen, damit beweisend, wie stark sie hinter ihrer Mannschaft stehen. Der Sturm des Neulings, um einen Deut gefährlicher als der des Meisters, auch wenn er sich im Strafraumnähe nicht selten zu sehr im Klein-Klein-Spiel verzettelte, entschied letzten Endes dieses Spiel zugunsten des SC Chemie.
SC Chemie (weiß): Weise; K. Hoffmann, Landmann, Heyer; Urbanczyk, Kleine; Lehrmann, Basel, Schmittinger, G. Hoffmann, Busch
Trainer: Werkmeister
SC Wismut (rot-weiß): Neubert (ab 3. Hambeck); Schlegel, B. Müller, Wagner; S. Wolf, A. Müller; Killermann, Erler, Zink, Kaiser (ab 75. Viertel), Tröger
Trainer: Hofmann
Schiedsrichterkollektiv: Köhler (Leipzig), Schneider, Schilde
Zuschauer: 22 000 (Kurt-Wabbel-Stadion, Halle)
Torfolge: 1:0 Schmittinger (49.)
- 1:0 Schmittinger (49.): Einen Steilpaß von Lehrmann übernimmt der Chemie-Mittelstürmer, zieht an Wagner vorbei und bezwingt Hambeck mit einem Flachschuß in die lange Ecke.
Reserven: 3:0
Foto: Das Kollektiv des SC Wismut - 1960 (Archiv)