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Dank Ridge ist Aue auch im Kongo ein Begriff

Zur Winterpause vom Schweizer Spitzenverein Grasshopper Zürich nach Aue gekommen, traf Ridge Munsy gleich im ersten Zweitligaspiel bei Fortuna Düsseldorf für die Veilchen ins Tor. Da in den nächsten Partien anzuknüpfen ist erklärtes Ziel des 28-jährigen Stürmers.

Geboren am 9. Juli 1989 in Luzern, wuchs er quasi mit Bällen auf, begann als Achtjähriger beim FC Küssnacht zu trainieren. Die ganze Familie ist wild auf Fußball; Vater Jean war schon in der alten Heimat – die Munsys stammen aus der Demokratischen Republik Kongo – aktiv, auch seine Schwester kickte bei einem Schweizer Verein. Beim FC Luzern erhielt das Talent eine fundierte Ausbildung, bekam dort auch den ersten Profivertrag. Allerdings stoppten Verletzungen seinen Weg, sodass er zwischen 2007 und 2010 meist in der zweiten Mannschaft zum Zuge kam. Von hier wechselte er zum FC Lausanne und nach Yverdon, wo der junge Fußballer parallel zum Sport den Abschluss als Bürofachmann erwarb. Beim Zweitligisten SC Kriens konnte sich der Offensivmann dann richtig durchsetzen, erzielte zwischen 2011 und 2014 in 91 Punktspielen 43 Tore und sattelte in jener Zeit auch beruflich auf Spengler (Klempner) für Heizung und Sanitär um. Mit wachsendem Fußballerfolg zeigten nun freilich auch namhafte Profivereine wieder Interesse. So der FC Thun, wo der Angreifer allein in 14 Hinrundenspielen 21 Tore erzielte. Thun sei ein kleinerer, ambitionierter Erstligaklub, ein Underdog ähnlich dem FC Erzgebirge hier in Deutschland. 2016 schaffte es Ridge zum renommierten Grasshopper Club, wo er in anderthalb Jahren in 41 Erstligaeinsätzen sechsmal traf. Zürich war eine neue Erfahrung; höhere Erwartungen, mehr Druck und Medieninteresse. Bedingungen, die nun erst recht für die zweite Bundesliga in Aue gelten.

So hatte ihn Hannes Drews bisher meist erst in der 2. Halbzeit gebracht, was der Cheftrainer so begründet: „Ridge sprintet viel, geht lange Wege. Deshalb war es bisher noch zu früh, ihn von Beginn an zu bringen. Er legt aber von Woche zu Woche an Substanz zu. Vom ersten Tag an war er ein wertvoller Teamplayer, gibt auch als Einwechsler Impulse. Auch außerhalb ist er ein fröhlicher, angenehmer Spieler, der der Mannschaft guttut.” Imponiert hat dem Coach, wie Munsy, der neben seiner Muttersprache Französisch auch Deutsch, Englisch und Portugiesisch spricht, gleich nach den ersten Trainings die Namen (und Spitznamen) der Auer Teamkollegen drauf hatte. „Alle im Verein haben mich wunderbar aufgenommen, mit der 2. Bundesliga geht ein Wunsch in Erfüllung und das neue Stadion finde ich Spitzenklasse”, sagt der Profi, der Dynamik, Schnelligkeit und den Zug zum Tor als seine Stärken nennt. „Die möchte ich einbringen, damit wir so früh wie möglich die Klasse halten. Mit Toren, Assists oder auch Grätschen, wenn ich hinten gebraucht werde.” Gefreut hat sich Ridge, dass seine Freundin Lya schon ein paarmal in Aue war, trotz der sieben Stunden Autofahrt ab Zürich. Ihm gefallen die fußballverrückten Menschen, aber auch die Ruhe im Erzgebirge. „Vielleicht finde ich hier Zeit, Gitarre zu lernen”, meint der Musikfreak, der Schlagzeug spielt und auf R’n’B und Hiphop steht. Und fast täglich den Draht zur Familie in die Schweiz und nach Kinshasa hält: „Seit ich in Aue spiele, verfolgen meine Cousins in Kongo per Internet intensiv die 2. Liga. Alle wollen, dass ich gegen Lautern wieder treffe.” (OS)

Text: Olaf Seifert
Foto: Steffen Colditz