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Das Meisterschaftskonzert 1960 beginnt: Meister SC Wismut startet in die neue Saison

Der Dirigent hebt den Taktstock. Eben noch stimmten die Orchestermitglieder ihre Instrumente. Nun sind alle Geräusche verstummt. Erwartungsvolle Stille – im Parkett und auf der Bühne. Diesen Augenblick unmittelbar vor dem Einsetzen der Instrumente, vor Beginn eines Konzertes kenn wir gut. Er ist um so reizvoller, steht ein neues Orchesterstück vor der Aufführung. Und die Frage dazu: Was wird es bringen? Wie wird es durch das Orchester wiedergegeben?

Dieser Moment ist nun heran. Die Zeit des Einstudierens, des Stimmens der Instrumente, von den Fußballern die Vorbereitungsperiode genannt, ist vorüber. 14 Orchester der Oberliga werden sich an diesem Wochenende zum Auftakt des großen Meisterschaftskonzertes 1960 zusammenfinden, werden an 26 Spieltagen in 182 Vorstellungen darum wetteifern, sich als das beste unter 14 würdigen zu erweisen. Als Lohn winkt der deutsche Meistertitel 1960.
Nie gleicht im Fußball ein Spiel dem anderen. Wieviel weniger erst wird eine Saison der anderen gleichen! Und hier bewegt nun die Frage: Welche Lehren haben die Verantwortlichen, Trainer und Spieler, aus der Vorjahrssaison gezogen? Wie wird der Fußball 1960 rollen? Das liegt uns, denen im Parkett und denen auf der Bühne, um bei unserem musikalischen Vergleich zu bleiben, gleichermaßen am Herzen.
Wir im Parkett rutschten währen des Meisterschaftskonzerts 1959 nicht selten unruhig, ja missgestimmt auf dem Stuhl hin und her, weil uns gar zahlreiche Darbietungen eine unbefriedigende Kost boten. Doch setzten wir uns als treue Anhänger des Fußballs immer wieder ins Parkett, mit der Hoffnung auf Besseres im Herzen, und erlebten in dieser Erwartung auch recht gute Kost, die Europacup-Spiele SC Wismut – Young Boys Bern, ASK Vorwärts – Wolverhampton Wanderers, das FDGB-Pokalspiel ASK – SC Wismut, das packende Meisterschaftsfinale 1959, um nur einiges zu nennen.
Das Meisterschaftskonzert 1959 aber insgesamt gesehen wusste nicht zu gefallen. Zu viele falsche Töne gab es, zu viele mangelhaft gestimmte Instrumente. Auch die Interpreten (die Spieler) waren nicht immer aufgelegt zum muntern Spiel. Die Mängel sind bekannt, die Fehler wurden ausgewertet: Es gab zu viele Wechsel zwischen Leistungshöhen und -tiefen, die Form von Spielern und Mannschaften schwankte zu sehr von Spiel zu Spiel und innerhalb der 90-Minuten-Distanz, die Abwehr wurde gegenüber dem Angriff zu stark betont, zahlreiche Mannschaften verlegten sich in Auswärtsspielen auf eine ausgesprochene Defensivtaktik, die Stürmer setzten sich nur wenig erfolgreich durch (2,6 Tore je Spiel), die körperliche Bereitschaft und die technischen Fertigkeiten vermochten viele Akteure nur ungenügend in den Dienst eines begeisternd schönen und erfolgreichen Spiels einzusetzen.
Nun erwarten wir zu Beginn des Meisterschaftskonzerts 1960, dass die Verantwortlichen und die Akteure die Zeit des Einstudierens intensiv und umsichtig genutzt haben, die Spieler hinzugelernt haben, die Instrumente noch besser zu beherrschen, so dass die Qualität eine weit höhere wird als im Vorjahr.
Viele unserer Mannschaften haben sich mit sichtbarem Erfolg die Losung vom sozialistischen Arbeiten, Lernen und Leben zu eigen gemacht. Eine große Zahl unserer Fußballer weiß, worauf es ankommt, weiß, dass wir gerade im Fußballsport gegenüber vielen anderen Sportarten und Gebieten unseres gesellschaftlichen Lebens aufholen müssen. Die Aufgaben für Körperkultur und Sport im Siebenjahrplan, vom DTSB-Bundesvorstand vergangene Woche beraten, sind nicht gering, aber sie sind zu lösen, wenn jeder mit dem nötigen Ernst und Bewusstsein an sie herangeht.