Ein Weltmeister kommt nach Aue - Fußballstar Per Mertesacker zu Gast beim Förderkreis
Per Mertesacker im Erzgebirge, diese Nachricht zog gut 150 Fußballfreunde am 9. November ins Erzgebirgsstadion. Eingeladen hatte den Weltmeister von 2014 der Förderkreis des FCE, der damit einen Höhepunkt im 25. Jahr des Vereinsbestehens gestaltete. Munter und sachkundig moderiert von MDR-Reporter Gert Zimmermann, berichtete der 104-fache Nationalspieler über seinen Weg zum Bundesliga- und Premier-League-Profi. Möglich gemacht hatten das Podiumsgespräch der frühere Wismut-Spieler Volker Schmidt und dessen Tochter Nadine, die mit Per befreundet sind. Das Glückauf, das dem Weltklassefußballer im VIP-Bereich des Erzgebirgsstadions entgegen schallte, sei ihm vertraut, verriet er: „Ich bin in Pattensen bei Hannover aufgewachsen, doch meine Eltern stammen aus dem Harz. Dort ist die Tradition der Bergleute noch ähnlich lebendig wie bei euch im Erzgebirge.” Sein Vater sei zwar Pers erster Übungsleiter gewesen, hätte ihn aber seinerzeit lieber den Beruf eines Sparkassenkaufmanns erlernen lassen, sagt er beim Plausch mit Gert Zimmermann. Während seiner Laufbahn verfolgte der Weltklasseverteidiger seine Ziele hartnäckig gegen alle Widerstände. Als Elfjähriger kam der am 29. September 1984 geborene Niedersachse in die Fußballschule von Hannover 96 und ausgerechnet nach einem verschossenen Elfmeter lud ihn Coach Ralf Rangnick 2003 ins Trainingslager des Bundesligakaders ein. Den Zivildienst in einem Krankenhaus möchte er im Nachhinein nicht missen: „Das hat mir als jungem Menschen viel gegeben.” Heute rechne er es Fußballvereinen hoch an, wenn sie soziale Verantwortung übernehmen. Folglich hob er vor zwölf Jahren die Per-Mertesacker-Stiftung aus der Taufe, die seither Grundschulen im Raum Hannover nach Kräften unterstützt, vor allem da, wo viele Kinder einen Migrationshintergrund haben. Glücklich ist Per, nach dem Ende seiner Spielerkarriere weiter mit jungen Menschen arbeiten zu dürfen. Seit diesem Jahr leitet der Deutsche die Arsenal Academy, die Fußballschule bei seinem letzten Verein Arsenal London. Ans erste Länderspiel für Deutschland im Oktober 2004 im Iran erinnert er sich gut, wirklich ins Schwärmen aber kommt Per, wenn er über das Sommermärchen zwei Jahre später in Deutschland redet, obwohl unserer Nationalelf damals noch nicht das ganz große Ding gelang. Anders 2014, als sie in Brasilien Weltmeister wurde – mit Innenverteidiger Per als einem der Leistungsträger. Unmittelbar danach, auf dem Höhepunkt seiner Karriere, trat er als Auswahlspieler zurück. Nach 104 Länderspielen, einem mehr als Franz Beckenbauer, und vier Toren war Schluss. Doch beim FC Arsenal, für den Mertesacker zwischen 2011 und 2018 fast 160 Punktspiele bestritt und jeweils dreimal Pokal- und Supercupsieger in England wurde, blieb er weiter am Ball. Mal den Schritt ins Ausland zu gehen könne er Fußballern, überhaupt jungen Menschen, jedenfalls nur empfehlen, „um Kultur neu zu erleben”. Gleichwohl sieht Mertesacker manche Entwicklung im modernen Spitzenfußball kritisch: „In dem Geschäft triffst Du wenige Leute, auf die du dich verlassen kannst. Es wird immer schwieriger, sich in der Kabine die Meinung zu sagen. Das geht immer mehr in Richtung Einzelperson, hin zur ,Ich-AG’.” Auch dass Profis heute kaum mehr Zeit zum Erholen bleibe, findet Per schlimm: „In England wird über den Jahreswechsel durchgespielt. Ich bin sehr froh, in diesem Jahr zum ersten Mal Weihnachten in Familie feiern zu können.” Seine Frau Ulrike war Handball-Nationalspielerin, stammt aus dem nordsächsischen Oschatz. Wer die Runde mit dem Weltmeister live erlebte, war gespannt, mehr über den sympathischen Sportsmann zu erfahren. So fesselnd erzählte Per Mertesacker in der „ersten Halbzeit” des Podiumsgesprächs in Aue, dass schon in der Pause alle Bände seines jüngst erschienen Buches „Weltmeister ohne Talent: Mein Leben, meine Karriere” vergriffen waren. „Ich habe es mir natürlich auch signieren lassen”, verrät Manfred Jahn, Vorsitzender des Förderkreises. „Und die Gesprächsrunde ist bei den zahlreich anwesenden Förderkreismitgliedern bestens angekommen. Wir wollen deshalb in Zukunft mindestens einmal im Jahr zu solchen Podien einladen.” (OS) www.fce-foerderkreis.de