Es ging um Wismut, nicht um Sardinen - Aue-Stürmer Klaus Zink begeht am 20. Januar den 85. Geburtstag
Heute begeht Klaus Zink, einer der erfolgreichsten Wismut-Fußballer, seinen 85. Geburtstag. Der am 20. Januar 1936 in Plauen geborene Sportler erzielte in 278 Oberligaspielen 83 Treffer, damit belegt er in der ewigen Wismut-Statistik (bis 1992) nach Punktspielen Platz sechs und nach Toren hinter Willy Tröger (105) und Harald Mothes (88) Rang drei (83). Insgesamt absolvierte Zink zwischen 1957 und 1971 sogar 324 Pflichtspiele für die Auer Farben, traf dabei 104-mal ins Netz. Mit dem gebürtigen Vogtländer, der mit seiner Lebensgefährtin im Chemnitzer Heckert-Gebiet lebt, telefonierte Olaf Seifert.
Klaus, wie geht es Ihnen und wie wird der runde Ehrentag begangen?
Ich selber bin, von etwas Hudelei mit dem Fuß abgesehen, gesund und verfolge interessiert, aber auch besorgt um meine Mitmenschen das Geschehen. Zudem kümmere ich mich um meine erkrankte Lebensgefährtin, von Einkauf und Autofahrten bis zur Zuwendung. Den 85. an dem Termin zu feiern geht natürlich in diesen besonderen Zeiten nicht, das wird mit der Familie nachgeholt, sobald das wieder sicher und normal möglich ist. Ich bekomme in diesen Tagen aber viele Anrufe mit Glückwünschen, sowohl von Freunden und Aue-Fans wie auch von Journalisten. Schön zu wissen, dass unsere Wismut und wir alten Fußballer nicht vergessen sind.
Wie sehr fehlt der Livefußball?
Ich war seit vielen Jahren Stammgast im Erzgebirgsstadion gewesen, habe den aktuellen Auer Fußball immer verfolgt, mich über das Wiedersehen mit Weggefährten und die Begegnungen mit Zuschauern gefreut. Das vermisse ich sehr. Genauso, wie selber am Ball zu sein. Ich hatte in den letzten Jahren regelmäßig mit „alten Herren” in Siegmar und Grüna gespielt, meist drei gegen drei und ganz sachte natürlich. Aber es hat fit gehalten. Ich hoffe, dass mein Fuß bald keine Probleme mehr macht und meine Gesundheit es erlaubt, etwas Sport zu treiben.
Wer brachte Klaus Zink das Fußballspielen bei?
Meine erste Schule sind Straßen und Plätze daheim in Plauen, da waren wir Jungs in jeder freien Minute hinterm runden Leder her, oder hinter dem, woraus die Bälle nach dem Krieg so waren. Mein erster Verein hieß Glühlampenwerk, aber ein Onkel ermutigte mich, bei der höherklassigen BSG Sachsenverlag, die später Rotation hieß, anzuklopfen. Dort hatte ich in der Landes- und DDR-Liga erste Erfolge und wurde von den Auer Wismut-Verantwortlichen ausgeguckt. So ging ich im Sommer 1955 zusammen mit meinem Plauener Mannschaftskumpel Lothar Schlegel ins Erzgebirge. Allerdings kam ich zunächst nicht wie erträumt zum Zug. Meine Stärke war Schnelligkeit, doch die reichte für eine Spitzenmannschaft wie den SC Wismut nicht. Zwei Jahre lang bot ich mich in der Reservemannschaft an, ehe ich meine Chance nutzte.
Das vergisst man nicht, oder?
Natürlich nicht. Ich wurde im Mai ’57 im Oberliga-Spiel beim SC Motor Jena zwei Minuten vor Schluss eingewechselt und erzielte das 2:1-Siegtor. Von nun an war ich Stammspieler. Besonders stolz bin ich auf die neun Einsätze im Europacup der Landesmeister, in denen ich insgesamt sechs Tore schoss. Darunter eins im Rückspiel gegen Rapid Wien, das uns ins Entscheidungsspiel in der Schweiz brachte, welches wir dann allerdings verloren. Außerdem durfte ich vier B-Länderspiele bestreiten.
Welche Privilegien hattet Ihr auf dem Höhepunkt des international so erfolgreichen SC Wismut?
Wie bitte? Die verlangte damals keiner. Wir waren eine verschworene Truppe, hatten Erfolg, Spaß am Fußball und die Zuschauer liebten uns. Als junger Spieler in Aue wohnte ich kurz im Hotel, dann im früheren Nachtsanatorium in Schlema und als Lothar Schlegel und ich ins Sportlerheim am Stadion zogen, waren wir überglücklich. Ins Doppelzimmer wohlgemerkt. Betten, Tisch, Schrank, zwei Stühle. Reichte. Als ich in der Saison 1968/69 mit 15 Treffern zweitbester Torschütze wurde, stand es in der Sportpresse und das war’s. Warum Prämie? Verglichen mit den Menschen sonst in der DDR ging es uns allerdings sehr gut und als populäre Sportler bekamen wir hier und da was zugesteckt.
Zum Beispiel?
Dem Fisch-Matthes hatte ich mal eine Karte aus dem Ausland geschickt, dafür gab’s nachher Ölsardinen hinten in seinem Auer Geschäft. Oder mal ’nen Aal. Oder aus der Brauerei einen Kasten Wernesgrüner. Dabei mochte ich weder Fisch, geschweige Bier. Also gab ich es weiter, aber immer zum Preis, der drauf stand, nie nahm ich einen Pfennig mehr.
Im Oktober 1971 beim 1. FC Magdeburg dann das letzte, das 278. Oberligaspiel. Sie hätten gerne weitergemacht?
Ja, aber ich war schon 35 und junge Spieler boten sich an. Im Moment des Abschieds ärgert man sich, doch speziell Jürgen Escher hat mich würdig vertreten. Außerdem blieb ich weiter am Ball, zum Beispiel als Spielertrainer in Lößnitz oder Trainer in Beierfeld und Schwarzenberg. Es begann ein neuer beruflicher Lebensabschnitt, wo ich mich anstrengen musste, aber immer glücklich war. Nach dem Ingenieurökonom-Studium hatte ich als Kostenplaner eine gute Stelle im Projektierungsbüro der Wismut, genauso wie bis zur Rente im Maschinenbauhandel in Chemnitz. Ich bin zufrieden mit dem, was mir das Leben gebracht hat.
Fotos: FCE, Frank Kruczynski