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Fabio Kaufmann: „ICH IDENTIFIZIERE MICH MIT DEM ERZGEBIRGE”

Nach zwei Jahren beim VfR Aalen in der 2. Bundesliga und dem letzten in der 3. Liga, als er alle 38 Saisonspiele für Energie Cottbus bestritt, wechselte Fabio Kaufmann im Sommer ins Erzgebirge. Nominell als Mittelfeldspieler, doch der letzte Woche 24 gewordene Deutsch-Italiener kann auch anders.

In Cottbus etwa war er ab und an linker oder rechter Verteidiger, wurde sogar als zweite Sturmspitze gebracht. „Flexibel zu sein, dynamisch und schnell, all das gehört sicher zu meinen Qualitäten”, verrät der am 8. September im schwäbischen Aalen geborene Fußballer, der die 30 Meter in 3,8 Sekunden flitzt. So viele Positionen er spielen kann, so viele Rufnamen; einige Kollegen sagen einfach Fabio, andere „Kaufi” oder auch „Kingsley”, hat er doch ähnlich auffällige Locken auf dem Kopf wie der Bayernprofi. In Aue fühlte sich der Neue sofort wohl: „Die Mannschaft hat mich gut aufgenommen, Kontakt zu finden fällt mir aber auch leicht. Ich bin nämlich eine Quasselstrippe.” Auf jeden Fall ein offener, emotionaler Mensch – und darum mag Fabio die Leidenschaft auf den Fußballplätzen im Osten. Wie die Auer Fans mitgehen, erlebte er hier schon im Aalen- und im Cottbus-Dress. „Daheim auf der Alb lassen die Leute die Leidenschaften nicht so raus. Anders hier, wo auf den Rängen die Post abgeht und nach dem Spiel alle zusammen Party machen – oder eben leiden. Eine Stunde vorm Anpfiff ist die Fantribüne voll, dabei ist das doch eigentlich nur eine kleine Stadt. Und dieser Bikerkonvoi letztens nach Fürth, einfach genial!”„Kaufi” ist einer, der Fußball so wie das Leben liebt. Deshalb freut er sich, in Aue und Schneeberg nette Ristorantes gefunden zu haben und in Sachsen Ziele wie Dresden und Leipzig, wo es Kunst und Kultur zu schauen gibt. „Herrlich zum Schwimmen, dieser Filzteich! Ich lebe und arbeite jetzt im Erzgebirge, also will ich mich mit der Region identifizieren. Punkt.”
Hat er das Feuer wohl von Mama geerbt, die aus Napoli stammt, dann kommen die Fußballgene eher von Vater Martin, der lange beim VfR Aalen aktiv war, und von Großvater Herbert, einst Manager bei dem Verein. So begann auch Fabios Karriere dort; vom Balljungen und Einlaufkid führte der Weg übers Leistungszentrum des VfR bis in die Württembergauswahl. Um sportlich weiterzukommen, folgte er dem Rat seines Trainers und ging zum SSV Ulm, wo er mit den A-Junioren in die Bundesliga aufstieg. 2013 kehrte Kaufmann nach Aalen zurück, wo er 27 Zweitligaeinsätze bekam und nach dem Abstieg im Sommer letzten Jahres in die Lausitz umzog. An seine Partien gegen Aue erinnert sich der Lockenschopf gut, an den 3:0-Sieg und das 2:2 mit Aalen ebenso wie ans 0:0 in Cottbus und die 0:1-Niederlage mit Energie im Erzgebirge. „Vor allem aber bleibt im Gedächtnis, wie willensstark und leidenschaftlich die Veilchen sind. Biss, Zweikampfhärte und Geschlossenheit; solche Grundtugenden sind hier immer noch stark ausgeprägt. Das hat man in Fürth wieder gesehen, wie wir nach dem 0:2-Rückstand zurückgekommen sind. Aber ich meine, Aue spielt heute auch einen gepflegten, kontrollierten Fußball, der schön anzusehen ist”, so sein Eindruck.
Doch schön oder nicht, am Freitag kommt der Tabellenführer und da gelten nur die Punkte am Ende. Klar will er dafür selber mithelfen, aber: „Der Erfolg der Mannschaft zählt, der Trainer muss entscheiden, wer spielt.” Chancen sieht der Neu-Auer aber auf jeden Fall: „Ich setze auf unsere Heimstärke. Seit wie vielen Punktspielen sind wir eigentlich ungeschlagen...? Wir müssen frech und selbstbewusst auftreten, dann geht auch was.” Und weil Fabio tags zuvor Geburtstag hatte, wäre ein Erfolg gegen die Eintracht doch gleich mal das passende Geschenk. (OS).

Text: Olaf Seifert
Foto: Foto-Atelier Lorenz