„GLÜCK AUF UND SERVUS NACH KIRCHWEIDACH!”
Bestimmt habe er Aue gesehen, erinnert sich Simon Handle. Damals als Balljunge in Burghausen, als die Veilchen in der 2. Bundesliga bei Wacker zu Gast waren. Als Nachwuchsfußballer träumte er davon, Profi zu werden. Doch wie hätte er wissen sollen, dass das ein Jahrzehnt später Wirklichkeit sein würde? In Aue. „Meine Eltern, die Opas, alle in der Familie haben uns Jungs immer unterstützt. Sicher nicht einfach bei vier Kindern. Klar freu’ ich mich, dass sie trotz der 520 Kilometer aus dem oberbayerischen Kirchweidach häufig ins Erzgebirge reisen, um mich spielen zu sehen”, bedankt sich der 23-jährige Mittelfeldmann. Am Samstag gegen Münster rücken seine Freundin Lisa aus Salzburg plus die Family sogar zu elft an, um mit Simon und tausenden Veilchenfans zu feiern.
Am 25. Januar 1993 geboren, war Vater Josef sein erster Trainer im Kirchweidacher Dorfverein. Mit elf Lenzen kam „Nano” als Mittelstürmer zu Wacker Burghausen, wechselte in der U 7 an die Sportschule zu Red Bull Salzburg. Von Konzept und Ausbildung dort schwärmt Handle in hohen Tönen, neben der Schule (Abi-Note 1,3) lernte er das Fußball-ABC, gewann mit RBs U 23 die Meisterschaft in Austrias 3. Liga (unterm heutigen Eintracht-Frankfurt-Coach Nico Kovac). Nun im linken und rechten Mittelfeld eingesetzt, folgte beim Salzburger SV Grödig der nächste Schritt. 2013 gelang dort der Aufstieg in die österreichische Bundesliga. Qualifiziert für die Europa League, durfte Simon gegen den serbischen FK Cukaricki Belgrad und Zimbru Chisinau aus Moldawien ran.
Die harte Seite des Profilebens spürte der junge Bayer dann in der vorigen Saison. Erkrankt, musste er pausieren und weg war danach sein Stammplatz. So reifte der Entschluss, nach Deutschland zu gehen. Im Spanienurlaub erfuhr er, beim Drittligisten Aue werde eine neue Mannschaft zusammengestellt. Kurze Frage an den alten Kollegen Stipe Vucur und der riet sofort: „Das ist Deine Chance, mach’s!” Simon wurde zum Vorspielen eingeladen und fuhr einen Tag zuvor schon ins Erzgebirge. „Das Stadion mochte ich sofort und x Leuten habe ich das ,Willkommen im Schacht!’ gepostet”, erinnert sich „Nano”. Pavel Dotchev gefiel der aufgeweckte, gut ausgebildete und ehrgeizige Junge. „Ich bin glücklich hier, spüre großes Vertrauen und will in diesem optimalen Umfeld noch viel erreichen. Darum habe ich am 26. April meinen Vertrag bis 2019 verlängert”, resümiert der 23-Jährige am Ende dieser Aufstiegssaison 2015/16.
24 Punktspiele, drei Einsätze im DFB- und drei im Sachsenpokal seien okay, „aber ich will mehr”, lautet seine Ansage. „Wichtig ist, dass du hart trainierst und alles rein haust, was geht, wenn der Trainer dich bringt. Das gilt für jeden im Team. Keiner denkt negativ, alle sehen das gleiche Ziel. Das hab’ ich so noch nirgends erlebt”, fügt Simon hinzu. „Bemerkenswert ist zudem, dass die Arbeitskollegen sofort Freunde sind. In Aue gibt’s keine Cliquen, auch wenn Interessen natürlich verschieden sein können.” Und dann sind da diese tollen Fans, die zu Hunderten auswärts dabei und über ganz Deutschland verstreut sind. Sogar in Simons kleinem Heimatdorf wohnt einer, der an jedem Spieltag lila-weiße Banner raus hängt. Darum sein Gruß: „Glück auf und Servus hier aus Aue an unseren Kumpel Michael Jung in Kirchweidach! Drück’ uns die Daumen am Samstag gegen Preußen!” Text: Olaf Seifert
Foto: Foto-Atelier LORENZ