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Happy Brithday "Locke"! Andreas Langer wird heute 60 Jahre jung.

Heute wird gefeiert in Mülsen St. Niclas, wenn auch durch die Corona-Krise sicher nur im kleinen Kreis! Andreas "Locke" Langer wird 60! Die Veilchen wünschen alles Gute! Bleib gesund, Locke!

Wo Andreas Langer heute wohnt, in Mülsen St. Niclas, hat er schon als Sechsjähriger mit dem Fußballspielen begonnen. Bekannt wurde er dann als DDR-Oberligaspieler unterm Spitznamen „Locke”; erst bei Sachsenring Zwickau, dann von 1986 bis Anfang 1990 bei den Auer Veilchen. Nach 1992 zurück beim Bezirksligisten SV St. Niclas, trainierte er dort etliche Jahre die Männer und den Nachwuchs. Heute organisiert er im Heimatort einmal im Jahr ein Trainingscamp für Schüler. Und immer geblieben ist sein Draht zu ehemaligen Wismut-Spielerkumpels.

Er ist ein Familienmensch, die Zeit mit Ehefrau Petra sowie den Enkeln Arjen (fünf Jahre) und Aron (sechs Wochen) ist die schönste. Sohn Patrick baut nebenan ein Eigenheim, da packt der 57-Jährige natürlich mit zu. Aber wenn der FC Erzgebirge oder Bayern München auf Sky laufen wissen alle, jetzt braucht Opa Ruhe. Drei-, viermal pro Saison fährt „Locke” selber hoch nach Aue, Treffen und erst recht die Weihnachtsfeiern mit guten alten Oberligakollegen in Sosa sind ein Muss. Schade, denkt er, dass es die Oldieturniere in Lößnitz nicht mehr gibt: „Nach dem frühen Tod von ,Uli’ Ebert ist es etwas ruhiger bei uns geworden. Ich freue mich aber, was für ein Schmuckkästel mit dem neuen Stadion entsteht. Schön, was der Verein auf die Beine stellt. Und das Auer Publikum ist wie zu meiner Zeit, es verzeiht Niederlagen und steht immer zur Mannschaft.”

Auer Torjubel um Andreas Langer (10), der am 13. August 1988 im Derby eben gegen seinen alten Verein Sachsenring Zwickau den 1:0-Führungstreffer erzielt hat. Am Ende gewinnen die Veilchen 2:1. Fotos: Frank Kruczynski


Bei Wismut riefen sie „Locke” manchmal „der Zwickauer”. Das war nicht böse gemeint, trotz der schon damals gepflegten Rivalität. Fußball lag in der Familie Langer; sein Vater und die drei älteren Brüder machten es ihm vor. Nachdem Andreas als Torwart beim damaligen Traktor St. Niclas begonnen und das Fußball-ABC auf allen Positionen gelernt hatte, nutzte der Vierzehnjährige die Chance, bei der BSG Sachsenring im nahen Zwickau zu trainieren. „Damals trug ich noch volle blonde Locken, Hans-Uwe Pilz hat mich als Erster ,Locke’ gerufen. Schon mit 18 war von der Pracht freilich kaum noch was da, der Name ist geblieben”, erzählt er. „Halb zwei war die Schule aus, um zwei fuhr der Bus, nach dem Training ging’s abends um sechs wieder heim. Jeden Tag. Sonntags fuhr mich einer meiner Brüder mit dem Motorrad in die Stadt, von dort ging es zu den Spielen der Junioren. Freizeit hatte ich kaum, machte aber nichts, denn ich wollte unbedingt Oberligafußballer werden”, fügt Andreas hinzu. Das große Vorbild studierte er im Westfernsehen: „Von Kindesbeinen an bin ich Bayernfan, mein Idol hieß Gerd Müller.”

Andreas Langer (links) im Zweikampf mit Peter Keller vom FC Karl-Marx-Stadt, die Auer gewannen das Punktspiel vom 29.April 1989 mit 1:0. Foto: Frank Kruczynski


Mit 18 stand er 1978 im Oberligakollektiv, bestritt sein erstes Spiel gegen Lok Leipzig: „Ich glaub’, wir haben verloren, aber mein Gegenspieler Wolfram Löwe traf nicht.” Im ersten Jahr musste „Locke” sich durchsetzen, im zweiten schon war er Stammspieler. 206 Einsätze bestritt der offensive Mittelfeldmann für Sachsenring, darunter 115 in der Ober- und 52 in der DDR-Liga. Er feierte den Aufstieg 1985 mit, nach seinem zweiten Abstieg ein Jahr später ging er nach Aue. „Manche nahmen mir das damals übel. Es gab sogar einen Locke-Fanclub; eines morgens hing dessen Fahne vor meiner Garage: ,Verräter!’ Sicher waren auch Wismut-Fans anfangs skeptisch”, weiß Andreas noch gut.

Hier versucht Jörg Bär von Fortschritt Bischofswerda den Mittelfeldspieler der Veilchen am Schuss zu hindern. Foto: Frank Kruczynski


Doch er wollte weiter in der ersten Liga spielen, sagt heute: „Sportlich war es richtig. Ich möchte die Station Aue nicht missen. Volker Schmidt, Bernhard Konik, Klaus Bittner oder Bäcker Falk Schellenberger sind bis heute gute Freunde.” Die Derbys beider BSGs seien immer was Besonderes gewesen; heiß, umkämpft, aber fair: „Auch auf den Rängen, Ausschreitungen wie nach der Wende und leider bis heute gab es nicht. Fast alle Spieler bei Sachsenring und Wismut kamen aus der Region, zumindest aus Sachsen.”
Angeschoben hatten den Wechsel nach Aue Mannschaftsbetreuer Bernd Zimmermann und, am Rande eines Folkrockkonzerts im legendären Mülsener „Amorsaal”, der Sänger und Fan „Stef” Gerlach. Ein Motiv von „Locke” aber erfüllte sich nicht: „Ich war 26, verheiratet, hatte ein Kind und hoffte, nicht zur ,Asche’ eingezogen zu werden. Doch kaum war ich ’86 bei Wismut, bekam ich die Einberufung zur NVA.” Statt Oberliga ein anderthalbes Jahr Wehrdienst, doch immerhin auch Fußball: beim Bezirksligisten Motor Bautzen. Erst ab Frühjahr 1988 konnte „Locke” angreifen. Für die Lila-Weißen bestritt er 56 Einsätze (43 in der Oberliga, 5 im UI-Cup, 7 im FDGB-Pokal, 1 im Sachsenpokal), erzielte 7 Tore. Im Mittelfeld fühlte er sich wohl, spielte aber auch Libero oder Mittelstürmer. „Locke” war nicht der Schnellste, doch machte er das durch Übersicht, Biss und Torgefahr wett. Zu seinen Highlights zählt er das Derby gegen Zwickau 1988, als Langer beim 2:1-Sieg das erste Tor für Auer machte. Seine beste Saison war die von 1988/89, als sich die Mannschaft für den UI-Cup qualifizierte. Zum 3:2-Sieg gegen Rapid Bukarest trug Andreas Langer einen Treffer vom Elfmeterpunkt bei. Mehr als die 0:1-Niederlage bei Örgryte Göteborg schmerzte der Verlust dreier Stammspieler; André Köhler, Jens König und Thomas Weiß nutzten den Schwedentrip, um im Westen zu bleiben. Das und die Wendewirren, die für viele DDR-Fußballer Unsicherheit brachten, konnte Wismut Aue nicht kompensieren. 1990 stiegen die Veilchen erstmals in ihrer Geschichte aus der ersten Liga ab. Da freilich hatte „Locke” die Töppen schon an den Nagel gehängt.

Durch die Beine von Torhüter Jörg Klimpel trifft „Locke” Langer zum 1:0 gegen Fortschritt Bischofswerda. Foto: Frank Kruczynski


Anfang ’90 musste er die Laufbahn verletzungsbedingt beenden, unterstützte zunächst Zeugwart „Zimbo” und arbeitete dann als Co-Trainer; erst unter Heinz Eisengrein, dann Lutz Lindemann. 1992 sattelte Langer um, arbeitete in einem Kieswerk, ist seit 2004 bei Volkswagen Sachsen in Mosel tätig. Fußball ist nun Hobby. was Leidenschaft – speziell für die Entwicklung beim FCE – nicht ausschließt. „Als Aue 2016 wieder aufstieg, hatte ich das so nicht erwartet. Pavel Dotchev bleibt für mich ein großer Trainer, auch, weil er die schwere Entscheidung traf und selbst zurück trat”, meint der Ex-Wismut-Spieler.  (OS)

Ungergessliches Erlebnis: 1986 flog die Wismut-Mannschaft in den Iran, wo man Freundschaftsspiele gegen die National- und die Olympiamannschaft sowie eine Auswahl der Hauptstdat Teheran bestritt. Foto: Archiv Langer