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Harald Mothes: „Der Draht hält ewig: einmal Aue, immer Aue!“

Harald Mothes, einer der erfolgreichsten Auer Oberligafußballer, beging am Montag seinen 60. Geburtstag. Geboren am 28. November 1956 in Lößnitz, kam er 1972 zur BSG Wismut und erzielte zwischen 1975 und 1990 in 303 Punktspielen 88 Tore für die Veilchen. Außerdem bestritt Harald ein Länderspiel und lief für die DDR-Olympiaauswahl 29-mal auf; dabei traf er dreimal ins Netz. Mit dem Jubilar, der im oberbayerischen Ampfing wohnt, telefonierte Olaf Seifert.

Herzlichen Glückwunsch und Glückauf für weitere schöne, gesunde Jahre! Bist Du noch am Ball?
Selber nicht mehr, dafür aber in der Talenteförderung. In Mühldorf am Inn betreue ich den DFBStützpunkt, die elf- bis fünfzehnjährigen Jungs halten mich fit. Meine Arbeit als Leiter des Archivs im Kreisklinikum Mühldorf macht Freude, die Familie fühlt sich in Bayern wohl.

Du wirst immer mal im Auer Stadion gesichtet, wie heiß ist der Draht noch zu den Veilchen?
Der Draht hält ewig: einmal Aue, immer Aue! Da meine Eltern in Lößnitz leben, komme ich drei-, viermal jährlich ins Erzgebirge und dann natürlich auch, wenn es sich ergibt, zu einem Spiel. Außerdem trifft sich die Oberligatruppe der achtziger Jahre einmal im Jahr hier, da bin ich mit von der Partie. Bloß diesmal nicht, urlaubsbedingt. Zudem halte ich Kontakt zu einigen guten Kumpels, vorneweg zum Schelli-Bäck. Die Erzgebirgsstollen für diesen Advent habe ich Anfang November schon geholt, als ich auch die Partie Aue gegen Nürnberg sah.

Wie hast Du einst zum Fußball gefunden?
Probiert habe ich als Schüler eine Menge, Leichtathletik und Volleyball zum Beispiel. Mein Vater Lothar spielte bei der BSG Motor Lößnitz Fußball und für Wismut Aue waren wir Jungs ja alle Feuer und Flamme. Deshalb erfüllte sich ein Traum, als ich in der B-Jugend zum Auer Nachwuchs durfte und später im Oberligakader stand. Die Chance ergab sich für mich und Jörg Weißflog, als 1975 Leute wie Konrad Schaller und Lothar Schmiedel zur NVA mussten, Dietmar Pohl sich schwer verletzte und Stammspieler wie Ernst Einsiedel die Karriere beendeten. Am 27. August durfte ich beim 1:1 gegen Stahl Riesa zum ersten Mal in der ersten Liga ran. Aber ich brauchte noch Zeit. Mein erstes Tor erzielte ich gegen Halle im Oktober ’76, danach musste ich bis Frühjahr ’78 zur Armee. Ich hatte Glück, bei der „Asche” durfte ich nach der Grundausbildung wieder Fußball spielen, bei Vorwärts Plauen in der DDR-Liga.

Du warst damals einer der torgefährlichsten Stürmer der DDR, wurdest aber nur einmal in die Nationalelf berufen, 1984 gegen die CSSR. Weil Du von einer BGS kamst?
 In dem Fall vielleicht nicht, ich stand zusammen mit „Flocke” in der Olympiaauswahl und da wären wir nicht mehr spielberechtigt gewesen, wenn wir Qualifikationen für den A-Kader bestritten hätten. Wir waren für die Olympischen Spiele 1984 in Los Angeles qualifiziert und sie wären der Höhepunkt meiner Laufbahn gewesen. Leider durften DDR-Sportler aus bekannten politischen Gründen nicht dabei sein.

Höhepunkte gabs dann als Wismutspieler so einige. Woran erinnerst Du Dich besonders gern?
 Es gab viele besondere Spiele und besondere Tore. Vor allem aber freue ich mich, dass Aue sich vom Abstiegskandidaten Stück für Stück entwicket hat zum UI- und Europa-Cup-Teilnehmer. Das war nur dank der damaligen guten Trainer möglich und der Unterstützung, die wir von den Fans und aus der Region bekamen. Leider ist Wismut dann 1990 doch abgestiegen, das war in meiner letzten Saison natürlich tragisch.

Wie findest Du die heutige Generation beim FC Erzgebirge?
Der Verein hat Großes geleistet in den vergangenen Jahren, besonders seit 2003. Und der erneute Aufstieg jetzt im Mai ist natürlich auch fabelhaft. Schade, dass die Mannschaft aktuell zwar gut spielt, aber nicht die nötigen Punkte erkämpfen kann. Es braucht sicher ein paar erfahrene Spieler für diese junge Truppe. Die Mothes-Familie drückt jedenfalls die Daumen in Bayern. Vor allem mein Enkel Dominik, er ist ein großer Fan des FC Erzgebirge und von Martin Männel. Der Sechsjährige trainiert bei uns in Ampfing, ist aber nicht Stürmer wie ich einst, sondern Torwart. Er kommt da mehr nach seinem Papa Maik Mothes, der Verteidiger war.

Wo hast Du Deinen runden Ehrentag verlebt?
 Ganz ruhig mit meiner Frau im Zillertal. Gefeiert wird dann am Wochenende in Familie. Wenn unsere Auer am Sonntag gegen Stuttgart punkten und vielleicht sogar gewinnen, wäre das nachträglich ein Supergeschenk.

Das Interview mit Harald Mothes fand vor dem Heimspiel gegen den VfB Stuttgart statt.

Foto: Frank Kruczynski