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Historisch vor 65 Jahren: Aue steigt in die Oberliga auf

Nachdem 1949 in der Sowjetischen Besatzungszone durch den Deutschen Sportausschuss die Fußballoberliga (später DS-Oberliga beziehungsweise DDR-Oberliga) als höchste Spielklasse ins Leben gerufen worden war, folgte ein Jahr später zur Saison 1950/51 die DS-Liga. Die in den kommenden Jahren als DDR-Liga bezeichnete Spielklasse war zunächst als 2. Liga, als Bindeglied zwischen der Oberliga und den sechs Landesligen, gedacht. Die BSG Pneumatik Aue qualifizierte sich in der Saison 1949/50 in der Landesliga-Staffel West als Tabellenzweiter von zwölf Mannschaften, nur ein Punkt hinter dem Staffelsieger SG Lauter, für die neue zweitklassige DS-Liga. Der Staffelsieger Lauter spielte gegen den Staffel­ersten Ost (Mickten Dresden) um die sächsische Meisterschaft. Die fünf Landesmeister von Meck­lenburg, Brandenburg, Sachsen-Anhalt, Thüringen und Sachsen waren berechtigt, um den Aufstieg in die höchste Liga in einer Mini-Liga zu kämpfen. Die drei besten Vereine Mickten (später Rotation Dresden), KWU Weimar und EHW Thale qualifizierten sich für den Aufstieg in die erste Liga. Aus zwanzig Mannschaften, die sich nach unterschiedlichen Kriterien qualifizierten, wurden eine Etage tiefer 1950/51 die beiden Staffeln Nord und Süd mit je zehn Teams gebildet, wobei die Ostberliner Mannschaft (von insgesamt drei Berliner Teams) Concordia Wilhelmsruh der Südstaffel zugeordnet wurde. Mit Zentra Wismut setzte sich in der Staffel Süd die abwehr- und angriffsstärkste Vertretung der gesamten DS-Liga souverän durch. 50:15 Tore waren eine deutliche Sprache. Dabei hatten die Auer die Saison mit zwei Niederlagen gegen Chemie Zeitz (0:2, auswärts) und Freiheit Wismut Lauter (0:1, zu Hause) begonnen. Das Heimspiel gegen Lauter am 9. September 1950 geht als ers­tes Punktspiel überhaupt im neu erbauten Otto-Grotewohl-Stadion in die Fußballgeschichte des Vereins ein. Danach legte die Truppe von Trainer Walter Fritzsch eine imponierende Serie hin. Vom 3. bis zum 16. Spieltag blieb man in 14 Begegnungen in Folge ungeschlagen. Elf Siege und drei Remis konnten in dem Zeitraum verbucht werden.

Darunter waren Kantersiege von 5:1 und 8:0 gegen Concordia Wilhelmsruh sowie ein 7:3 in Nordhausen. Am letzten Spieltag (Sonntag, 18. März 1951 – also heute vor genau 65 Jahren), empfing man am letzten Spieltag Motor Nordhausen. Mit einem ungefährdeten 6:1 feierte Wismut den zwölften Saisonsieg und einen würdigen Saisonabschluss. Die Vorentscheidung über den Staffelsieg und den damit verbundenen Aufstieg in die DDR-Oberliga war schon drei Wochen vorher gefallen. Ende Februar schlug man Einheit Ost Leipzig im Otto-Grotewohl Stadion 3:1. Aue stellte in der Südstaffel mit Armin Günther auch den bes­ten Torschützen: 18 Treffer in 16 Spielen waren ein stolzer Wert. Die Zuschauerresonanz war in den südlichen Regionen der DDR deutlich größer. Während die Vereine der Südstaffel im Schnitt pro Heimspiel 5.400 Zuschauer hatten, lag der Besuch bei den Ligaspielen in der Nordstaffel nur bei 3.100. Die mit Abstand größte Heimresonanz hatte Fewa Chemnitz, der Nachfolger des ruhmreichen Polizeisportvereins kam auf durchschnittlich 10.300 Zuschauer pro Heimspiel. Wismut Aue belegte in dieser Wertung mit 5.500 den vierten Rang. Im Spiel um die Ligameisterschaft zwischen den beiden Staffelsiegern Süd und Nord standen sich am 3. Mai 1951 in Magdeburg Zentra Wismut Aue und Anker Wismar gegenüber. Für den Aufstieg war dieses Spiel nicht mehr relevant, denn beide Vereine hatten ihn schon geschafft. Vor 11.000 Zuschauern sicherten sich die Auer aber mit einem 3:0 die Ligameisterschaft. Siegfried Wolf (35.), Karl Wolf (44.) und Heinz Reich (89.) erzielten die Treffer. In der Staffel Nord war zuvor noch ein Entscheidungsspiel zwischen den punktgleichen Vereinen VP Potsdam und Anker Wismar erforderlich gewesen. Das Torverhältnis besaß keine Bedeutung. Das abwehrstärkste Team von der Ostseeküste (nur 15 Gegentore) setzte sich gegen die schussstärkeren Potsdamer (55 Saisontreffer) durch. In Stendal gewann Anker mit 2:1 und schaffte damit auf Anhieb die Rückkehr ins Oberhaus. (Burg)

Newsfoto: Liga-Staffelsieger und Oberligaaufsteiger BSG Zentra Wismut Aue. Stehend: Trainer Walter Fritzsch, Karl Wolf, Armin Günther, Paul Süß, Heinz Kaden, Heinz Weißflog, Johannes Löffler, Walter Merkel, Martin Fritzsch, Heinz Reich, Siegfried Wolf, Gerhard Groß, Masseur Gerhard Hofmann; vorn: Heinz Glaser, Kurt Steinbach, Erhard Schmalfuß und Siegfried Näcke (von links). Bild: Archiv Burg
DS-Liga-Staffel Süd, Saison 1950/51 1. ST, 3.9.1950 Chemie Zeitz – Aue 2:0
2. ST, 9.9.1950 Aue – Freiheit Wismut Lauter 0:1
3. ST, 17.9.1950 Concordia Wilhelmsruh – Aue 1:5
4. ST, 24.9.1950 Aue – Fewa Chemnitz 1:0
5. ST, 1.10.1950 SG Lauscha – Aue 0:4
6. ST, 8.10.1950 Einheit Ost Leipzig – Aue 2:2
7. ST, 22.10.1950 Aue – Schuhmetro Weißenfels 1:1
8. ST, 29.10.1950 Lok-KWU Nordhausen – Aue 3:7
9. ST, 5.11.1950 Aue – Zeiß Jena 4:0
10. ST, 7.1.1951 Aue – Concordia Wilhelmsruh 8:0
11. ST, 14.1.1951 Fewa Chemnitz  – Aue 2:2
12. ST, 21.1.1951 Aue – Chemie Zeitz 3:0
13. ST, 4.2.1951 Freiheit Wismut Lauter – Aue 0:1
14. ST, 11.2.1951 Aue – SG Lauscha 2:0
15. ST, 18.2.1951 Mechanik Jena – Aue 0:1
16. ST, 25.2.1951 Aue – Einheit Ost Leipzig 3:1
17. ST, 11.3.1951 Schuhmetro Weißenfels – Aue 1:0
18. ST, 18.3.1951 Aue – Motor Nordhausen 6:1 Titelblatt des Programmheftes vom Auswärtsspiel in Nordhausen am 29. Oktober 1950. Aue gewann dort mit 7:3.Quelle: Archiv Wolfgang Schwarzer