Zum Hauptinhalt springen

Historisch vor zehn Jahren: Im Dezember 2010 spielte das kleine Aue im großen Berliner Olympiastadion

Als Schiedsrichter Thorsten Kinhöfer die Partie anpfiff, standen noch einige hundert Auer Schlachtenbummler am Südtor des Olympiastadions und begehrten Einlass. Die Fans, die es schon durch dieses Nadelöhr geschafft hatten, sangen beim Einlauf der beiden Mannschaften das Steigerlied aus vollen Kehlen. Da bekamen viele Fans mit lila-weißem Herzen eine Gänsehaut und wer noch vorm Tor stand einen dicken Hals. Wer nicht selber live vor Ort war, konnte es nicht glauben. Wahnsinn, das war schon vor der Partie ein viel gebrauchtes Wort unter den Schlachtenbummlern aus dem Erzgebirge. „Hätte uns vor Jahren jemand gesagt, dass wir mal hier im Olympiastadion gegen Hertha spielen, den hätten wir für verrückt erklärt”, so der Tenor.

Die rund 10.000 mitgereisten Gästefans vergaßen dabei nicht, dass sich hier der Aufsteiger aus der 3. Liga und ein Absteiger aus der Bundesliga gegenüberstanden.
Am Ende trat das Normale ein, der FC Erzgebirge Aue verlor mit 0:2 bei Hertha BSC, dem Aufstiegsfavoriten in der 2. Bundesliga. „Kompliment an meine Mannschaft, die sich selbst nach dem 0:2-Rückstand nicht aufgab und mit erhobenem Haupt den Rasen verließ.” Deutlich war aus den Worten von Trainer Rico Schmitt herauszuhören, wie stolz er auf sein Team ist: „Wir hatten uns viel vorgenommen und wurden auch großartig durch unsere Fans unterstützt. Bis zum 0:1 haben wir meiner Meinung nach gut mitgespielt und konnten das rüberbringen, was die Mannschaft ausmacht. Knackpunkt war dann der Eckball in der Szene vor dem Elfmeter. Nach diesem Tor verloren wir den Faden und waren zu ängstlich. Letztlich hat das 2:0 für Hertha das Spiel entschieden.” Veilchen-Angreifer Enrico Kern fand die Niederlage nicht nur wegen der verlorenen Tabellenführung schade. Der Ex-Rostocker dachte auch an die vielen Aue-Anhänger im Olympiastadion: „Die Unterstützung war phänomenal. Leider konnten wir das nicht mit Punkten zurückzahlen.”
Hertha hatte sich dagegen im Aufstiegskampf zurückgemeldet. Nach drei Pleiten nacheinander bejubelten die Berliner endlich wieder einen Dreier. Der von den Medien hoch gelobte Aufstiegsanwärter spuckte daher wieder große Töne.

Hertha-Trainer Markus Babbel schien erleichtert: „Großes Kompliment an meine Truppe. Sie hat einen schwer zu bespielenden Gegner vor der Brust gehabt und darüber hinaus auch dem Druck von außen standgehalten. Heute war es mal wieder wichtig, dass wir das erste Tor erzielten. So konnten wir am Ende das Spiel verdient zu unseren Gunsten entscheiden.” Allerdings schien man schon in der 2. Liga mit den Einlasskontrollen und dem Ansturm der gut 10.000 Auer Schlachtenbummler überfordert. Erst eine anderthalbe Stunde vor Spielbeginn öffneten die Stadiontore, ganze sieben an der Zahl. Dabei hätte doch auch bis zu den HerthaVerantwortlichen die Nachricht der lila-weißen Völkerwanderung gedrungen sein müssen. Mit ganzem körperlichen Einsatz und zwei weiteren Kontrollen im Stadionring war der strapazierte Fan endlich im Block angelangt. Trotz des verspäteten Beginns –Schiedsrichter Thorsten Kinhöfer pfiff wegen einer Gedenkminute an den kurz zuvor verstorbenen ehemaligen HerthaPräsidenten Wolfgang Holst (88) vier Minuten später an – schafften es nicht alle rechtzeitig ins Stadion.

Spielstatistik Aue spielte mit: Martin Männel – Pierre le Beau, Tomasz Kos, Adli Lachheb (66. Sebastian Glasner), René Klingbeil – Oliver Schröder, Marc Hensel – Kevin Schlitte (46. Tobias Kempe), Skerdilaid Curri (46. Alban Ramaj), Jan Hochscheidt – Enrico Kern. Schiedsrichter: Thorsten Kinhöfer aus Herne in Nordrhein-Westfalen.

Tore: 1:0 Lewan Kobiaschwili (37., Foulelfmeter), 2:0 Pierre-Michel Lasogga (65.).

Zuschauer: 45.892, davon knapp 10.000 Aue-Fans.

Gelbe Karten: Kobiashvili (20.), Lustenberger (34.); Lachheb (36.), Schlitte (45.), Hensel (54.), Männel (61.), Hochscheidt (71.).

Text: Burg
Fotos: FCE, veilchenpower.de