Ja zur lila-weißen Zukunft zu Zweit

Irgendwas ist da los. Der junge Mann hat sich schick gemacht, dunkler Anzug. Kniet nieder, wählt seine Worte, ein langer Kuss – die es sehen, applaudieren. Ach ist das schön: Sie bekommt den Hochzeitsantrag und Aue führt 2:0.

Martin Wechsung und Freundin Katharina Weigert leben in Sondershausen, Nordthüringen. Zu jedem Heimspiel ihrer Veilchen düsen sie ins Lößnitztal, zweieinhalb Stunden mit dem Auto. 230 Kilometer hin, 230 zurück. Seine Katharina lernte er vor zwei Jahren kennen. Da, wo beide arbeiten, im Landratsamt des Kyffhäuserkreises. „Mein Bruder hatte einen Freund mit Verwandtschaft im Erzgebirge, um 2009 fuhr ich aus Neugier mal mit und war prompt infiziert. Als ich selbst nicht mehr Fußball spielen konnte, kaufte ich die erste Dauerkarte, vier Jahre bin ich jetzt Stammgast bei den Veilchen und seit 2014 auch Mitglied im Kumpelverein”, erzählt der 30-Jährige. Ihm imponiere, was die Auer aus ihren Möglichkeiten machen, trotz der Konkurrenz in Sachsen: „Du merkst, die ganze Umgebung steht hinter ihrem Verein.” Sein Bruder hat seit zwei Jahren ebenfalls eine Dauerkarte, ab und zu kommt der Neffe Felix (10) mit. Und dann gefällt Martin noch die Bergbautradition; der Geist der (Kali-)Kumpel ist in Sondershausen ähnlich lebendig wie in Aue.

Längst ist auch Katharina mit von der Partie, zu Weihnachten hat ihr Martin die Dauerkarte für die Rückrunde auf den Gabentisch gelegt. Aber dass er ihr am Montagabend gegen Fürth in der Halbzeitpause einen Heiratsantrag machen würde, hat sie nicht geahnt. Den „feinen Zwirn” versteckte ihr Schatz bei dem Frost unter dicken lila Jacken. Erst als er im Anzug vor ihr stand, „schau mal auf die Anzeigetafel!” flüsterte und den Verlobungsring hervorholte, war alles klar... Und als nach weiteren 45 Minuten der 2:1-Sieg ihrer Helden feststand, wurde es die schönste Heimfahrt aller Zeiten nach Sondershausen. Wann geheiratet wird, steht noch nicht fest, dass beide heute gegen St. Pauli, dann gegen Darmstadt und natürlich gegen Dynamo wieder im Stadion sein wollen, ist dagegen ganz, ganz sicher. (OS)