Jacob Rasmussen: Gelungene Premiere gegen den Spitzenreiter
Obwohl mit knapp 180.000 Einwohner Dänemarks drittgrößte Stadt, kennen Odense – den Heimatort von Jacob Rasmussen, der in der Winterpause neu ins Veilchenteam kam – hierzulande nur wenige. Den größten Sohn Odenses freilich kennt auch in Deutschland jedes Kind, wurde doch der berühmte Dichter Hans Christian Andersen (Die Schneekönigin, Die Prinzessin auf der Erbse...) anno 1805 da geboren. Liegt es daran, dass Lesen zu den Hobbys des dänischen Innenverteidigers in Auer Diensten gehört? Seine größte Leidenschaft freilich war und bleibt der Fußball, den er ab 2012 beim Erstligaklub Odense BK lernte. Die erste Ballbekanntschaft freilich hatte er lange zuvor beim Vorstadtverein Näsby BK gemacht, wo sein Vater gespielt und den Ehrgeiz des Fünfjährigen geweckt hatte. 2014 schon bot sich Jacob die Chance, die Ausbildung in Deutschland fortzusetzen, im Nachwuchsleistungszentrum des FC Schalke 04. Dem früheren dänischen Nationalspieler Henrik Andersen, Scout bei den Knappen, war der Junge aufgefallen. „Die ersten Wochen waren hart, ich konnte kaum Deutsch, war zum ersten Mal weit weg von zu Hause. Aber die Bedingungen sind dort perfekt. Ich bekam Privatunterricht, lernte in einer der besten Fußballschulen Europas”, erinnert sich Rasmussen, der 2015 mit den A-Junioren der Königsblauen Deutscher Meister wurde.
Den Schritt in den Männerbereich ging er zunächst in der zweiten Mannschaft des FC St. Pauli und ab Anfang 2017 beim norwegischen Spitzenverein Rosenborg Trondheim. Mit dem Team wurde Rasmussen nicht nur zweimal Landesmeister und Pokalsieger, hier reifte er auch zum Profi. Was bald am anderen Ende Europas registriert wurde. So wechselte der Däne zu Beginn der Saison 2018/19 nach Italien, zum FC Empoli in die Serie A. Anfang 2019 verpflichtete der AC Florenz den jungen Verteidiger, ließ ihn aber auf Leihbasis zunächst weiter in Empoli spielen. Zudem bestritt das Talent seit 2012 Einsätze für dänische Junioren-Auswahlmannschaften; zuletzt 21 Spiele für die U 21 seiner Heimat. „In Italien habe ich Leergeld bezahlt, denn bist du einen Moment nicht hellwach, wird das sofort ausgenutzt. Nach Florenz kam ich verletzt, sich danach in den Kader zu kämpfen, ist bei so einem klasse Verein schwer möglich. Deshalb bin ich sehr dankbar, dass ich dazu jetzt in der 2. Bundesliga die Möglichkeit bekomme”, sagt der 22-Jährige über seine Leihe im Januar 2020 zum FC Erzgebirge. „Ich wurde super aufgenommen. Mir gefiel sofort, wie alle im Team drauf sind. Wir haben gute Einzelspieler, vor allem aber einen tollen Zusammenhalt”, gibt der Neue seine Eindrücke wieder. Ein Punkt gegen den Spitzenreiter und die Null gehalten – mit seiner Zweitligapremiere am 31. Januar gegen Arminia Bielefeld darf er zufrieden sein. „Es war eine richtig gute Teamleistung. Ich möchte in Aue meinen Teil dazu beitragen, die nötigen Punkte für den Klassenerhalt zu holen und selber so viele Spiele wie möglich absolvieren, um Praxis zu gewinnen. Dass Aue eine ruhige kleine Stadt ist, sehe ich dabei als Vorteil”, meint der Däne, denn: „Fußball ist ein 24-Stunden-Job. Du musst dich gut erholen, mit Blick auf deinen Sport immer richtig essen und trinken.” Schade sei nur, dass seine Bücher alle noch in Italien liegen. „Sie sind das einzige, das ich momentan in Aue vermisse”, bedauert der Junge aus der Andersenstadt Odense. (OS)
Text: Olaf Seifert
Fotos: Foto-Atelier LORENZ, FCE