Jan Hochscheidt: „Die Bedingungen haben sich rundum verbessert”
Vor dem Heimspiel gegen den HSV traf sich VeilchenEcho-Redakteur Olaf Seifert mit Jan Hochscheidt.
Beim Wort HSV blitzen die Augen vom Hochscheidt, Jan. „Gegen die Hamburger schoss ich Anfang 2014 mein erstes Bundesliga-Tor. Wir gewannen damals 3:1”, erinnert sich der Aue-Rückkehrer an eine Sternstunde im Trikot von Eintracht Braunschweig. Vielleicht trifft der 31-jährige Blondschopf ja heute wieder und dem FC Erzgebirge gelingt ein Husarenstück gegen den Tabellenführer?
Zumal Jan seinen Torriecher in dieser Saison bereits gegen das zweite Hamburger Team, den FC St. Pauli, sowie beim letzten Heimspiel bewiesen hat. Das „Goldene” gegen Bielefeld war noch dazu ein besonders schönes: „Denis Kempe hat mich klasse bedient, ich sah, dass der Keeper zu weit draußen stand und hab’ abgedrückt”, sagt der Mittelfeldmotor der Veilchen und ist froh, wieder „im Schacht” zu sein. Diesmal darf es gerne länger sein, denn mit Ehefrau Dörte (die er in seiner ersten Auer Zeit im Erzgebirge kennenlernte) sowie den Buben Henri (wird im Dezember 3) und Theodor (zwei Monate) läuft just in diesen Tagen der Umzug in ihr Lößnitzer Haus. Begonnen hat Hochscheidts Fußballleidenschaft beizeiten. Am 4. Oktober 1987 in Trier geboren, zog er bald nach Berlin und fing noch „vor der Zuckertüte” bei den Minis von Hertha 03 Zehlendorf zu trainieren an. Das Fußball-ABC lernte er später bei Union Berlin und ab 2004 beim FC Energie Cottbus. Mit den A-Junioren spielte Jan in der Bundesliga und schaffte bei der U 23 den Schritt in den Männerfußball, zugleich hatte er mit dem Abi in der Tasche auch einen Plan B. Um so schöner, dass „A” funktionierte und Heiko Weber den damals 20-Jährigen zum Drittligisten ins Erzgebirge mitnahm. „Wir waren eine prima Truppe, am liebsten hätte der Trainer die halbe Mannschaft nach Aue ausgeflogen”, meint Hochscheidt. Von den Cottbuser Wilden steht heute noch Kapitän Männel im FCE-Team und Marc Hensel trainiert die U 19. „In Aue konnten wir Jungen uns aufs Wesentliche, auf Fußball konzentrieren. Hier habe ich mich step by step weiterentwickelt”, fügt der Profi hinzu. In jener Ära traf er in 164 Punktspielen 26-mal für Lila-Weiß, feierte 2010 den Aufstieg in die 2. Liga und wurde in einer Fanprojekt-Umfrage 2013 zum Spieler des Jahres gekürt. Wer mag es ihm verdenken, dass er danach die Chance wahrnahm, mit Eintracht Braunschweig in der Bundesliga zu spielen. „Auf der Autogrammkarte hätte stehen sollen, dass ich bis dahin 96 Zweitligaspiele bestritten hatte. Ging aber nicht, die ,96’ ist dort tabu”, erzählt er eine Anekdote und nennt den 3:0-Derbysieg gegen Hannover einen der schönsten seiner Laufbahn. Zumal er dafür ein Tor beisteuerte. Unterm Strich traf der Mittelfeldmann in fünf Braunschweig-Jahren in 109 Spielen zwölfmal, davon in 20 Erstliga-Partien viermal. Übrigens, auch das bisher letzte Bundesligator der Eintracht geht auf seine Kappe. Bei der Heimkehr im Juni ’18 nach Aue begeisterte ihn das neue Erzgebirgsstadion. „Die Bedingungen haben sich rundum verbessert. Toll, was der Verein gestemmt hat”, anerkennt Jan und flachst: „Jetzt haben wir Spieler keine Ausreden mehr...” Zu Saisonbeginn habe er Zeit zur Eingewöhnung gebraucht, sei nun aber in Tritt. „Unser Team ist ballsicher und spielstark, stand in den letzten Heimspielen stabil. Vielleicht sind wir, und da fasse ich mir auch an die Nase, manchmal zu verspielt. Können wir aber unser Potenzial abrufen, sehe ich vor ausverkauftem Haus und mit unseren Fans im Rücken durchaus Chancen.” Wie man sie gegen den HSV rein macht, das weiß er ja... (OS)
Text: Olaf Seifert
Foto: Foto-Atelier Lorenz