Mai 1964: Erst Sao Paulo, dann „Täve”
Im herrlich geschmückten Otto-Grotewohl- Stadion in Aue standen sich am Pfingstmontag, dem 18. Mai 1964, vor Ankunft der Friedensfahrer die Mannschaft von Wismut Aue und der brasilianische Vertreter SC Piracicaba Sao Paulo in einem Fußballvergleich gegenüber. Zeitzeugen sprachen von fast 30.000 Zuschauern im und außerhalb des Stadions, denn auch die umliegenden Berghänge wurden von den sportbegeisterten Zuschauern besetzt
Die Startelf von Wismut Aue vorm Anstoß gegen die Brasilianer, jeweils von links – hintere Reihe: Trainer Armin Günther, Gottfried Eberlein, Dietmar Pohl, Klaus Zink, Lothar Killermann, Peter Schaarschmidt und Siegfried Wachtel; vorn: Rudi Groß, Konrad Wagner, Klaus Thiele, Dieter Gerber und Siegfried Wolf. In der 63. Minute wurde noch Wolfgang Uhlig für Killermann eingewechselt. Foto: Stadtarchiv Aue
Die Gäste aus dem Land des damals zweifachen Weltmeisters begannen verheißungsvoll. Wismut kam anfangs mit dem schnellen Kombinationswechsel nicht zurecht. Bald aber zog Ruhe ein ins Auer Spiel. Beim 1:0-Führungstreffer für die Hausherren war eine ziemlich lange Diskussion notwendig, um die Spieler aus Sao Paulo zu überzeugen, dass ein Freistoß zu Recht verhängt wurde. Im Anschluss an diese Standardsituation lief Siegfried Wachtel blitzschnell in die Gasse und verwandelte mühelos (28.). Nach etwas mehr als einer Stunde konnten die Gäste aus Übersee ausgleichen. Der mit Abstand beste Techniker auf dem Feld, Rafael, schob einen wunderschönen Pass auf die halblinke Position, wo Walter völlig freistehend zum Ausgleich einschoss. Jetzt besann sich die Wismut-Elf endlich auf ihre schnellen Sturmspitzen. Siegfried Wachtel und Klaus Zink schufen nun größte Gefahr für das Tor der Gäste. Zink erzielte dann auch den 2:1-Führungstreffer nach 70 Minuten. Das schönste Tor des Tages kam aber auf das Konto von Verteidiger Konrad Wagner, der in der 82. Minute aus mehr als 20 Metern einen unheimlich scharfen Schuss auf den Kasten abgab. Der Ball sprang vom linken Innenpfosten ins entlegene Toreck, unhaltbar für den Schlussmann der Brasilianer. Beachtlich waren die Sprungkraft und die gute Ballbehandlung der Südamerikaner, die bei einem harmonischeren Mannschaftsspiel mehr Erfolg erzielt hätten. Sie zeigten viele Fußballkabinettstückchen und wurden oft mit Sonderbeifall von den Zuschauern belohnt.
Die Ziellinie für die Friedensfahrer befand sich damals auf der Seite der Gegengeraden in Höhe des neuen Anzeigeturms Foto: Stadtarchiv Aue
Wismut gewann jedoch durch die geschlossene Mannschaftsleistung am Ende völlig verdient. Danach rüstete man sich im Stadion zum Empfang der Friedensfahrer. Ins Otto-Grotewohl-Stadion stürmte Constantin Dumitrescu aus Rumänien unter unbeschreiblichem Jubel als Erster. Wenige Sekunden später kam der Mann in Gelb und als er in die Rechtskurve zur Haupttribüne einbog, stürzte Jan Smolik (CSSR) und büßte dadurch den eigentlich sicheren zweiten Platz ein. DDR-Fahrer Dieter Mickein holte sich dafür die 30 Sekunden Zeitgutschrift vor dem Belgier Joseph Spruyt und Alexander Dochljakow aus der Sowjetunion. Das Hauptfeld führte Lothar Appler (DDR) vor Gabriel Moiceanu (Rumänien) und dem unverwüstlichen „Täve” Schur über den Zielstreifen. (Burg)
die Siegerehrung nach der 9. Etappe von Oberhof nach Aue über 225 Kilometer: 1. Constantin Dumitrescu (Rumänien), 2. Dieter Mickein (DDR), 3. Joseph Spruyt (Belgien).