Moudachirou Amadou: „Aue war meine liebste Station als Spieler”
„Aue war meine erste und liebste Fußballstation in Deutschland”, meint der heute 46-jährige Ex-Profi, der zwischen 1993 und 1997 als Innenverteidiger 121 Punktspiele für die Veilchen bestritt und dabei zwei Tore erzielte. In der letzten Novemberwoche schaute Moudachirou Amadou wieder mal im Erzgebirge vorbei und freute sich, in der FCE-Geschäftsstelle bekannte Gesichter zu sehen. Afrikanisch-herzlich fiel das Wiedersehen aus mit Bernd „Zimbo” Zimmermann, Peter Höhne, Petra Ullmann und Gabi Klein. In Lößnitz, wo er vor zwei Jahrzehnten wohnte, besuchte er bei der Gelegenheit Freunde. Doch vor allem kam er ins Erzgebirge, um seinen Sohn Amiro zu begleiten, der Fünfzehnjährige spielt aktuell in der U 16 des VfB Stuttgart und kann sich – ganz im Sinne seines Papas – vorstellen, künftig beim FC Erzgebirge weiterzumachen.
Denn von Klein auf hat ihm Moudachirou Amadou über seine unvergessliche Zeit bei den Lila-Weißen erzählt, mit denen er die Qualifikation für die damals neue Regionalliga Nordost schaffte. Zusammen mit Mittelfeldspieler Francis Makaya, der aus Kongo (Brazzaville) stammt, war er der erste Afrikaner in unserem Verein. „In meiner Zeit bestritt ich fast alle Pflichtspiele für Aue. Ich bin hier super von allen aufgenommen worden, nicht nur auf dem Platz habe ich mich mit ,Flocke’ Weißflog, Mirko Reichel, Volker Schmidt, Mirko Ullmann und den anderen prima verstanden. Ich war jung, kam aus dem fernen Benin und in Deutschland war alles neu. Umso wichtiger, dass Lutz Lindemann wie ein Vater für Francis und mich war. Die Leute in der Geschäftsstelle waren unsere Familie”, denkt Amadou gern zurück. An seinen ersten Tag im Lößnitztal erinnert er sich genau: „Jemand brachte mich mit dem Auto aus Düsseldorf nach Aue, da lief gerade ein Testspiel gegen den VfL Wolfsburg. Eben angekommen, hab ich mir Schuhe und Trikot drüber gezogen und mitgespielt. Zehn Minuten vorm Abpfiff lag ich; ein Krampf. Aber ich muss doch überzeugt haben, denn es folgten vier tolle Jahre in Aue.” Geboren am 11. Dezember 1971 in Cotonou, der größten Stadt der westafrikanischen Republik Benin, lernte Amadou das Fußball-ABC auf der Straße, ehe er bei einem Armeeverein regelmäßig trainierte und mit 16/17 Jahren in der 2. Liga spielte. Offenbar gut, denn bald wurde das Talent zu Association Sportive Dragons Football Club de l’Ouémé in die Hauptstadt Porto Novo delegiert, dem Spitzenklub des kleinen Landes. Mit der Juniorenauswahl, später auch dem Nationalteam Benins vertrat der Abwehrspieler seine Heimat im Ausland. Acht Jahre lang war Moudachirou Amadou Kapitän der Nationalelf. Höhepunkt: der Afrika-Cup 2004 in Tunesien. Da hatte sich Amadou freilich längst auch im deutschen Profifußball einen Namen gemacht. Anfang der 1990er Jahre ging er, wie viele ehrgeizige Kicker aus dem frankophonen Westafrika, nach Frankreich, wo er zwei Saisons beim FC Rochefort spielte. Dann, 1993, folgten die vier Jahre in Aue.
Von da wechselte der inzwischen 26-jährige Innenverteidiger zum FC Energie Cottbus. Hier, in der Lausitz, lernte er seine Daniela kennen, mit ihr und den beiden Jungs Charaf (19) und Amiro (15) lebt er heute in Stuttgart. In Cottbus spielte er ebenso wie danach beim Karlsruher SC (unter Trainer „Jogi” Löw) und Hannover 96 in der 2. Bundesliga. 2001 zeigte Bundesligaaufsteiger FC St. Pauli Interesse und Erstligaeinsätzen für die Kiezkicker. Nach dem Abstieg in die 2. Liga und wegen hartnäckiger Verletzungen wurde er kaum noch berücksichtigt. Nach einer schweren Knieverletzung in einem Länderspiel in Tansania musste Moudachirou seine Karriere dann beim TuS Holstein Quickborn beenden. Dort trainierte er in der Folgezeit Juniorenmannschaften, ehe die Familie nach Württemberg zog, wo Amadou beim Kreisligisten TS V Bernhausen (die Farben des Vereins sind übrigens Lila-Weiß!) als Trainer im Männer- und Juniorenbereich arbeitete. Seit 2014 ist er (Spieler-) Trainer beim TSV Rohr, mit dem er von der Kreisliga A in die Bezirksliga aufstieg. Zudem arbeitet der am 11. Dezember 46 Jahre alt Gewordene als Berater sowie für Benins Fußballverband. Anfang 2018 will er im südafrikanischen Johannesburg eine Fußballschule für Zwölf- bis Achtzehnjährige eröffnen. Nach Aue übrigens möchte er künftig öfters fahren, so sehr imponiert ihm das neue Stadion: „Wenn ich sehe, was hier entstanden ist und wie die Jugend im Nachwuchsleistungszentrum mit seinem modernen Internat trainieren kann, bin ich sprachlos. Einfach großartig!” (OS) Text: Olaf Seifert
Fots: Peter Höhne, Frank Kruczynski, Archiv Amadou