Porträt Christian Tiffert: „Das alte Feuer brennt schon wieder”
Wenn die Ostderbys kommen, will Christan Tiffert unbedingt wieder am Ball sein. Nach all den Jahren in der Fremde – von Berlin über Stuttgart, Salzburg, Duisburg, Lautern, Bochum bis Seattle – freut er sich auf heiße Fankulissen. Nicht zuletzt das neue Stadion seiner Heimat Halle lockt: „Dort habe ich noch nie gespielt.”
Die alten Sportstätten in der Saalestadt sind „Tiff ” umso vertrauter. Am 18. Februar ’82 geboren, kam der Junge eher zu den HFC-Bambinis als zur Zuckertüte. Kein Wunder in der Fußballerfamilie Tiffert, ist Vater doch DFB-Stütztpunkttrainer in Halle, Opa Wolfgang war Fußballlehrer beim Nachwuchs. Das Talent des jungen Stürmers wurde beizeiten erkannt, als B-Junior wechselte Christian zu Tennis Borussia in die Hauptstadt, schon ein gutes Jahr darauf warf ihn Coach „Winni” Schäfer im März 2000 rein in Bundesliga zwei. Nach acht Spielen dort (TB war pleite und „Tiff ” plötzlich ohne Vertrag) meldete sich der VfB Stuttgart, wo dem Youngster der Durchbruch gelang. In 136 Bundesligaeinsätzen bis 2006 traf Christian hier neunmal. In Schwaben schlug er Wurzeln, wohnt dort mit Ehefrau Bahar und den Kindern Mila (6) und Liam (4). Die Zeit davor, in Internaten in Berlin und Stuttgart, nennt er eine gute Schule: „Ich war früh selbstständig, musste für mich sorgen, waschen, lernen, mit Geld klarzukommen…” In der Rückschau bleibt er ebenso dankbar für spätere Erfahrungen: das Jahr bei Red Bull Salzburg mit dem österreichischen Meistertitel und erst recht 2012/13 bei Seattle Sounders F. C. in Washington, USA. Warum nicht mal Amerika? sagte sich der damals 30-Jährige und weiß nun, wie die Amis ticken, wie schnelllebig da der Profisport funktioniert. Auch die Sprache viel besser zu beherrschen, steht auf der Habenseite. Sein Rezept: „Interviews gab ich immer auf Amerikanisch, auch wenn’s anfangs holperte. Bei den Journalisten drüben kam das gut an.” Zuletzt, 2013/2014, hängte „Tiff ” noch ein Jahr beim VfL Bochum ran; keine Top-Saison, aber mit 25 Einsätzen auch keine verkorkste, spricht er. Ganz anders das erste Jahr beim 1. FC Kaiserslautern 2010/2011: „Meine schönste Saison – tolle Fans, klasse Stadion, ich der Kapitan. Von mir wurde viel erwartet. Umso bitterer das Folgejahr, als die „Roten Teufel” 2012 aus dem Oberhaus abstiegen. Christian hatte noch Vertrag, wollte, wie der Verein, aber auch für sich den Schnitt. Darum Neue Welt, darum Seattle.
Anders der Wechsel nach Aue. Eigentlich hatte der jetzt 33-Jährige seine neue Zukunft im Blick, etwa als Nachwuchscoach. Derzeit arbeitet Christian am B-Trainerschein. Doch dann der Anruf von den Veilchen. Ein „Leitwolf ” sein in der jungen Drittligatruppe, das reizt. Gute Gespräche beim FCE, lautes Ja im „Familienrat” daheim, das Klima im neuen Team gefällt ihm – schon ist das alte Feuer wieder da! „Es geht mir nicht um Geld; ich ahne, wie der Verein aus dem Erzgebirge nach dem Abstieg rechnen muss. Meine Grundfitness ist da, ich brauche aber noch Zeit, ehe ich der Mannschaft wirklich helfen kann. Damit das bald passieren kannt, dafür trainiere ich jeden Tag.” Wo er seine Messlatte auflegt? Große Worte mag „Tiff ” nicht: „Die Mannschaft hat ein Ziel, dazu addiere ich meine persönlichen Sachen.” Doch wie seine Augen beim Wort Ostderby leuchten, verrät, er legt sie hoch. (OS)