Porträt Robert Herrmann: „Wollen Union erste Niederlage bereiten”
Sein erstes Punktspieltor für die Veilchen, per Elfmeter-Nachschuss erzielt beim 5:0-Sieg am 8. Dezember in Fürth, wird Robert Herrmann weiter Auftrieb geben. Ende Juni kam der 25-jährige Mittelfeldspieler von Ligakonkurrent SV Sandhausen ins Lößnitztal. „Herr Meyer hatte mich kontaktiert und zum Probetraining eingeladen. Ich suchte einen Neubeginn und war schnell überzeugt, dass mir dieser im Erzgebirge gelingen würde. Schon das neue Stadion, die ganze Infrastruktur haben mich positiv überrascht und das Klima in diesem sehr familiären Verein gefiel mir sofort”, gibt „Hermi” erste Aue-Eindrücke wieder.
Apropos Daniel Meyer, der Cheftrainer wohnt in Strausberg bei Berlin, wo auch Robert aufwuchs. „Er war mir natürlich ein Begriff, aber übern Weg gelaufen sind wir uns dort nie”, sagt Herrmann, der bisher sechs Zweitligaeinsätze für die Lila-Weißen absolvierte und sich zuletzt mit soliden Leistungen empfahl. Großvater Norbert spielte von 1956 bis 1960 für Vorwärts Berlin (44 Oberliga-Einsätze) und Union Vorgänger Oberschöneweide. Vater Thomas hatte später unter anderem bei den „Eisernen” und beim FC Strausberg gespielt. Beim letzteren Verein begann dann auch der am 10. August 1993 geborene Robert als Fünfjähriger zu trainieren. Ab 2004 bei seinem Herzensverein, dem 1. FC Union Berlin, das Fußball-ABC weiterlernen zu dürfen, war die Erfüllung eines Traums. Neun Jahre wurde „Hermi” im Nachwuchsleistungszentrum der „Eisernen” ausgebildet, in der Sportschule erwarb er das Abitur. Landschaftsarchitektur zu studieren wäre Plan B gewesen, umso schöner für ihn, dass es Plan A wurde. Von der zweiten Union-Mannschaft ging es 2013 zu Hannover 96, wo das Talent nahezu alle Spiele in der Amateurmannschaft bestritt und bei den Profis mittrainierte. Ein Jahr später holte ihn Trainer Valérien Ismaël nach Wolfsburg, wo er sich drei Saisons lang als Stammspieler in der Zweiten und als Anschlusskader des Erstligisten weiterentwickelte. Doch der ehrgeizige Fußballer suchte seine Chance in der 2. Bundesliga, unterschrieb 2017 beim SV Sandhausen. Dort aber verfolgte ihn das Pech, gleich im ersten Trainingsspiel brach er sich den Fuß. Der Mittelfeldmann fiel fast vier Monate aus, fand schnell Anschluss, verletzte sich jedoch eine Woche nach seiner Zweitligapremiere bei Greuther Fürth in einem Testspiel am Sprunggelenk. In der Winterpause dann der Schicksalsschlag, der frühe Tod des Vaters. „Das hat mich aus der Bahn geworfen, ich brauchte lange, um darüber hinweg zu finden. Auch deshalb suchte ich einen Ortswechsel, wollte neu starten bei einem Verein, wo ich schneller zu meiner Familie fahren kann”, schaut Robert zurück und ist dankbar, in Aue das Vertrauen des Trainers, breite Unterstützung und die Zeit bekommen zu haben, das Geschehene zu verarbeiten. Auch im ersten Ligaspiel für die Veilchen, ausgerechnet beim Heimatverein Union Berlin, nahmen die Fans beider Lager Anteil, spendeten ihm Beifall. Nun, gut vier Monate später, geht es in Aue gegen Union: „Für mich war schon das Hinspiel sehr emotional, als Junge hätte ich gern selbst mal in der Alten Försterei gespielt, was mir dann erst im Auer Trikot gelang. Nach der Hinrunde sind die Gäste weiter ungeschlagen, aber mit den Aue-Fans im Rücken, in diesem tollen Stadion und mit dem Schwung des Fürth-Spiels können wir einen Tag vor Heiligabend gewinnen. Es wäre schön, wenn ich das Vertrauen bekäme und meinen Teil dazu besteuern dürfte.”
Über den Jahreswechsel will „Hermi” ein paar Tage mit seinen Lieben im Harz ausspannen. Für sein Hobby, das Angeln, ist es zwar nicht die Zeit, „aber vielleicht wird es ja ein wenig weiß und wir können auf Skiern ein paar Bahnen ziehen”, hofft er. Anfang Januar zurück in Aue, hat Robert große Pläne: „Ich möchte mich weiterentwickeln, möglichst viele Einsätze bestreiten und habe wie jeder im Team ein Hauptziel: Am Ende die Klasse halten!” (OS)
Text: Olaf Seifert
Foto: Fotoatelier Lorenz