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PORTRÄT Sam Schreck: „Wir wollen die Euphorie jetzt mitnehmen”

Die Erleichterung steht Sam Schreck im Gesicht geschrieben, sie klingt aus seinen Worten. Nach sieben Punkten aus drei Spielen sind Selbstbewusstsein und Spaß am Fußball bei ihm wie bei allen anderen im Veilchen-Kader zurück. Vorm Heimspiel heute gegen den Tabellenzweiten aus Darmstadt kommt der Aufwind im rechten Moment, wie der 21-jährige Mittelfeldspieler findet: „Wir wollen die Euphorie jetzt mitnehmen. Klar stehen die Hessen nicht ohne Grund ganz oben, doch in dieser Liga kann jeder jeden schlagen. Wir hauen in jedem Spiel alles rein, gegen so ein Schwergewicht erst recht.” Längst verarbeitet hat der Sommer-Neuzugang die versiebte Großchance in der letzten Spielminute beim F. C. Hansa: „Das war eine Tausendprozentige, tut mir leid. Doch die Hauptsache ist, dass wir gewannen und ich denke, mit einer ganz ordentlichen Leistung dazu beigetragen zu haben.”

Statt ganz ordentlich darf man getrost „gut” schreiben, was die bisherige Aue-Bilanz des Jungen aus Schleswig-Holstein angeht. Wille, Leidenschaft, läuferische und spielerische Qualitäten bereichern das Team. Die Mentalität, sich den Hintern aufzureißen, lernte er seit Bambini-Tagen. Mit vier Lenzen meldeten die Eltern den am 29. Januar 1999 in Pinneberg geborenen Sam beim TuS Appen an, mit sieben durfte er beim Hamburger SV trainieren. „Als ich 2010 zurück musste, weil die weiten Fahrten und das Schulpensum so nicht zu stemmen waren, war ich tief traurig. Trotzdem trainierte ich in Appen und danach beim Kummerfelder SV fleißig weiter und durfte darum 2013 wieder nach Hamburg, diesmal allerdings zum FC St. Pauli”, erzählt der Jungprofi. Drei weitere Jahre später ging es noch eine Stufe höher, bei Bayer 04 Leverkusen entwickelte er sich in der A-Junioren- Bundesliga weiter und erhielt 2018 den ersten Profivertrag. Parallel hatte Schreck seit 2014 für die deutschen U16- bis U20-Auswahlteams insgesamt 32 Länderspiele bestritten und dabei sechs Tore erzielt. Höhepunkt war das EM-Halbfinale der U17 gegen den späteren Titelträger Spanien. In der ersten Männermannschaft der Leverkusener kam er im DFB-Pokal sowie gegen Ludogorez Rasgrad (Bulgarien) in der Europa League zum Einsatz. Mehr Erfolg hatte Schreck ab 2019 beim niederländischen Erstligisten FC Groningen, für den er 28 Einsätze in der Ehrendivision bestritt. „Das Niveau ist mit dem in der 2. Bundesliga in Deutschland vergleichbar, darum war die Anfrage vom FC Erzgebirge sofort interessant. Marc Hensel gab mir das Gefühl, mein Spielertyp werde in Aue gebraucht. Ich habe mich im Sommer innerhalb eines Tages entschieden. Obwohl der Saisonstart eine Achterbahn der Gefühle war, habe ich nie gezweifelt”, erzählt Sam. Anfangs häufig auf der Bank, hat sich das Talent inzwischen durchgesetzt, von bislang sieben Punktspielen stand er fünfmal in der Startelf. „Ich habe an meine Chance geglaubt und sie, wie ich finde, auch gut genutzt. Geholfen hat mir dabei die Unterstützung in der Mannschaft und von den Rängen. Ich wurde sehr gut von allen im Verein aufgenommen und fühle mich auch privat im Erzgebirge und im neuen Wohnort Chemnitz wohl. Mit meiner Freundin Luisa und unserem Jagdhund, einem Weimaraner, bin ich viel in der Natur unterwegs. Ich mag die Ruhe sowieso mehr als große Städte.” Dass bis auf weiteres keine Zuschauer ins Erzgebirgsstadion dürfen, gefällt ihm so wenig wie den Fans. „Wir können es aber nicht ändern und müssen uns umso mehr selber pushen!”

Text: Olaf Seifert (VeilchenECHO 497 - Heimspiel gegen Darmstadt) 

Fotos: Foto-Atelier Lorenz, PicturePoint, FCE