Porträt Torwart Philipp Klewin: Harte Arbeit, Geduld und ein Quäntchen Glück
Wie viele andere Jungs in seinem Alter, hatte auch der sechsjährige Philipp Klewin einen großen Traum: Fußball-Profi werden oder Superheld. Fußball spielen, Bälle halten und seine Vorderjungs nach vorne puschen und selber nicht all zu viel laufen müssen- für Philipp nicht nur ein Hobby: „Ich war groß, hatte Talent und naja ich hatte keine Lust, riesig viele Kilometer zu laufen. Da war das Torwartspiel genau richtig für mich.“ so der Thüringer Philipp Klewin (27). Beim heimischen SV Grün-Weiß Schönstedt (bei Bad Langensalza) spielte schon sein Vater. Für Philipp war klar: „Hier will ich auch spielen! Spätestens aber, als mein Vater mich mit zu einem Spiel von Bayern München mitnahm und ich mein Kindheitsidol Oliver Kahn live erleben konnte, stand fest, dass ich Torwart werden wollte.“
Philipp Klewin im Gespräch mit VeilchenECHO-Redakteur Olaf Seifert
Geboren am 30. September. 1993 in Friedrichroda, aufgewachsen in Bad Langensalza, wurde Philipp ab 2005 in der Fußballschule des FC Rot-Weiß Erfurt ausgebildet. Das Tolle am Tortwartsein? „Es geht immer nur um das „Perfekte Spiel“ - ohne Fehler. Oft entscheiden nur Nuancen über den Ausgang eines Spiels. Das ist Adrenalinkick pur.“ Aber: „Man braucht auch eine starke Psyche und man muss geduldig sein.“ Denn: Vor Philipps Nase standen zuerst Stefan Ortega (Arminia Bielefeld), als auch jetzt Martin Männel als gefestigte Torhüter. Im Verein beliebt und auch in der Kicker-Wertung weit oben, für Philipp Motivation pur: „Als ich im letzten Sommer nach Aue kam, wusste ich um die Torwart-Konstellation. Im Training gebe ich alles, um auf den Punkt fit- und der Mannschaft ein sehr guter Rückhalt zu sein.”, reagiert der 27-Jährige. Aber maßgeschneidert für ihn ist der Platz auf der Bank nicht. „Ich habe nicht vor meine restliche Laufbahn am Wochenende neben dem Platz zu verbringen. Dafür bin ich zu ehrgeizig.“
Mit über 177 Drittligaspielen für Rot-Weiß Erfurt als Nummer eins ist er kein unerfahrener Torhüter. „Unter vielen Tausenden Gewillten schaffen es nur extrem wenige in den bezahlten Fußball. Darum bin ich sehr froh darüber mein Hobby zum Beruf gemacht zu haben und die Chance zu bekommen bei solch einem traditionsreichen Verein wie Aue vielleicht bald mein Können unter Beweis zu stellen”, sagt er und ist neben seinen ehemaligen Trainern vor allem den Eltern dankbar: „Mit 13 bin ich ins Internat, das hätte ohne den Rückhalt zu Hause nicht funktioniert. Meine Familie war und ist mein größter Rückhalt. An erster Stelle stand damals jedoch immer mein großes Ziel.” Ab der D-Jugend hatte Klewin in Erfurt das Fußball-ABC gelernt und schaffte 2012 den Schritt in die erste Mannschaft. Der Abstieg aus der 3. Liga und der Niedergang der Rot-Weißen danach schmerzen ihn heute noch. „Orle”, seinen Spitznamen, hatte ihm sein Vorgänger im Tor verpasst: „Dirk Orlishausen ist eine Erfurter-Legende, es heißt, unsere Abläufe wären ziemlich ähnlich, wie auch die Gangart.“
In Sachsen fühlt sich der Thüringer sehr wohl. „Ich wurde sehr gut aufgenommen im Verein und die Jungs im Team sind absolut sympathisch.”, lobt der Sommerneuzugang. Mit seiner Frau Lara, die neben dem Studium journalistisch arbeitet und den Kindern Jonathan (3) und Amalia (1) lebt er in Chemnitz. „Die Nähe zur Heimat tut sehr gut, so können die Großeltern die Kids öfters sehen.“ Und nach der Karriere? „Ich habe einige Ideen. Würde gern im Sportbereich bleiben. Derzeit arbeite ich an meiner Personaltrainer - Lizenz. Wie das später einmal Aussehen wird kann ich jetzt noch nicht genau sagen.“
Text: Olaf Seifert
Foto: Foto-Atelier Lorenz