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Porträt Verteidiger Ognjen Gnjatic: Der Traum von Gradiška wird in Aue wahr

Als Ognjen Gnjatic klein war, musste die Familie aus der zentralbosnischen Stadt Bugojno, wo der Junge am 16. Oktober 1991 geboren wurde, wegen des Bürgerkriegs nach Gradiška im Norden des Landes fliehen. Fußball zu spielen half Ognjen in jenen für die Menschen so harten Zeiten. Es einmal in die deutsche Bundesliga zu schaffen, so hieß sein Traum.

Foto: Steffen Colditz

Tatsächlich schaffte es der „Sechser” in den Stammkader des örtlichen Vereins FK Kozara Gradiška, der in der Primijer Liga, der höchsten Klasse in Bosnien-Herzegowina, spielte. Gut genug auch für die U-21-Auswahl seines Heimatlands, in die er 2011/12 fünfmal berufen wurde. 2012 entdeckten ihn die Talentspäher vom serbischen Superligisten Rad Belgrad. In drei Saisons absolvierte der Mittelfeldmann für den Hauptstadtklub 61 Punktspiele und half 2014, den Abstieg aus dem Oberhaus in der Relegation abzuwenden. 2015 wechselte Gnjatic vom Balkan auf die Insel Kreta, zu AO Platanias in der griechischen Super League. „Sonne, Meer, nette Menschen und wunderschöne Landschaft – und dann darfst du da mit Fußball dein Geld verdienen. Ein Traum!” erinnert sich der Bosnier, der auch sportlich in den beiden Jahren dort erfolgreich war. Trotzdem sagte er gerne adé, weil 2017 beim niederländischen Ehrendivisionär Roda Kerkrade die nächstgrößere Herausforderung wartete. Als der Verein 2019 aus der höchsten Klasse abstieg, blieb Ognjen Gnjatic weiter erstklassig, weil er ein Angebot vom polnischen Klub FK Korona Kielce erhielt. In der Ekstraklasa bestritt er 39 Einsätze in der Saison 2019/20. Offenbar genug Referenz, ihn im Sommer nach Aue einzuladen, wo er sofort ja sagte, schließlich hatte schon der kleine Junge in Gradiška von der Bundesliga geträumt.

Foto: Foto-Atelier Lorenz

Bereut hat er es nicht. Sportlich konnte sich der erfahrene Mittelfeld- und Defensivspieler durchsetzen, im Team von Dirk Schuster fühlt er sich anerkannt und mit seiner Freundin daheim in Chemnitz und im Erzgebirge wohl: „Die Berge erinnern mich an meine Heimat. Nur die Balkanküche und natürlich im Stadion das Publikum fehlen. In Polen durften wenigsten vier-, fünftausend Zuschauer rein. Mit der Situation müssen alle Fußballer der Liga klarkommen, doch wir brauchen das Feeling genauso wie die Fans.” Mannschaftskollege Antonio Jonjic hilft Ognjen Deutsch zu lernen und die persönlichen Ziele des Neuen klingen wie die seiner Mitspieler: „Ich möchte immer besser werden, den Stammplatz behaupten und früh den Klassenerhalt sichern helfen. Gerne darf es in der Tabelle dann noch etwas rauf gehen.” Ja, und selber mal ein Tor schießen, setzt der 29-Jährige hinzu. 

Foto: Steffen Colditz

Text: Olaf Seifert
Foto: Foto-Atelier Lorenz