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PORTRÄT Verteidiger Sascha Härtel: „Es ist nur ein Tor”

Zu Wismut-Zeiten die Norm, passiert es heute nicht oft, dass sich ein Eigengewächs im Auer Profikader durchsetzt. Umso mehr freuen sich Verantwortliche im Verein, Fans und seine Jugendtrainer über die Entwicklung von Sascha Härtel. Entsprechend happy war die lila-weiße Community, als dem Abwehrspieler beim großen FC Schalke 04 sein erstes Zweitligator gelang. Und was für eins: Der Treffer zum 1:1 bescherte dem Team von Aliaksei Shpileuski einen so unerwarteten wie verdienten Punkt beim Bundesliga-Absteiger.

Geboren am 9. März 1999, wuchs „Sasch” in Burkhardtsgrün auf, ging in Zschorlau zur Schule und bekam beim FC Concordia Schneeberg den ersten Schliff als junger Fußballer. Das Kicker-Gen freilich steckt in der Familie, Vater Thomas stürmte für Burkhardtsgrün, der ältere Bruder Kevin ist in Sosa am Ball. Mit elf Lenzen wechselte das Talent an die Sportschule Chemnitz und zum FC Erzgebirge, wo es von den E-Junioren bis zu den Profis Schritt für Schritt nach oben ging. „Ich danke allen, die mir auf diesem Weg halfen. Ohne meine Eltern hätte ich es nicht geschafft. Neben der Familie und meiner Freundin Sophie kann ich hier – stellvertretend für viele mehr – nur Carsten Müller, Robin Lenk, Marc Hensel, Bernd Deutsch und aus Schneeberger Tagen Jugendtrainer Andreas Plagge nennen.”

Unvergessen bleiben Erfolge wie der Regionalliga-Aufstieg mit den A-Junioren oder die Premiere bei den Profis. Vor gut drei Jahren, am 18. August 2018, brachte ihn Trainer Daniel Meyer im DFB-Pokalspiel gegen den FSV Mainz 05 von Beginn an. Am 26. September folgte der erste Punktspieleinsatz gegen den SV Sandhausen. Gleichwohl konnte sich der damals 19-Jährige noch nicht durchsetzen, die Leihe im Winter zum Drittligisten Sportfreunde Lotte verstand Sascha darum als Chance, um im Männerbereich Fuß zu fassen und Spielpraxis zu sammeln. „Es war der richtige Schritt, denn ich bin sportlich und menschlich gewachsen. Auch die Zeit beim FSV Zwickau, wohin ich im Sommer 2019 ausgeliehen wurde, war wichtig, obwohl ich mich gleich zu Saisonbeginn in einem Testspiel so schwer verletzte, dass ich erst im Juni ’20 wieder zum Einsatz kommen konnte.” Härtel brach sich den Außenknöchel und das Sprunggelenk, erlitt zusätzlich einen Riss der Syndesmose. „Ich hatte Angst, dass die Karriere passé ist, habe mich aber zurückgearbeitet und freue mich nun riesig, wieder im Auer Kader zu stehen. Vor der Verletzung dachte ich nur an Fußball, jetzt gehe ich parallel ein Fernstudium der Kinderpädagogik an”, sagt der 22-jährige Erzgebirger, der auch seinen Fabeltreffer auf Schalke einzuordnen weiß: „Er gibt mir Selbstvertrauen, hilft der Mannschaft, aber es ist am Ende nur ein Tor. Zumal die Hauptarbeit ,Straußi’ mit seiner tollen Vorlage leistete. Jede Menge Leute riefen an und gratulierten und ich freue mich, ihnen etwas zurückzugeben für das, was sie mir gaben. Vornweg meinen Eltern und den Fans, die endlich wieder in die Stadien dürfen.” Seinen Teamkollegen spendierte er auf das Tor ein Essen. Den Ball vom Schalke-Spiel hat sich „Sasch” natürlich gesichert; wo zu Hause er seinen Platz findet, wird im Familienrat beraten.

Text: Olaf Seifert

Fotos: Foto-Atelier Lorenz, Steffen Colditz