SC Wismut zum zweiten Mal DDR-Meister
Im ostdeutschen Fußball wurden von 1956 bis 1960 die Serien entsprechend dem Kalenderjahr absolviert, sodass die Titel erst im Dezember vergeben wurden. Der SC Wismut Karl-Marx-Stadt, der nach wie vor seine Heimspiele im Auer Otto-Grotewohl-Stadion austrug, wurde im November 1957 zum zweiten Mal nach 1956 DDR-Meister.
Die Titelverteidigung hatte einen besonderen sportlichen Wert, denn die Wismut-Fußballer waren neben Punkt- und FDGB-Pokalspielen vor allem international gefordert. Die DDR-Auswahl bestritt erstmalig Qualifikationsspiele zur Fußballweltmeisterschaft, deren Endrunde 1958 in Schweden stattfand. In den Partien gegen Wales und die Tschechoslowakei waren die Auer Karl und Siegfried Wolf, Manfred Kaiser, Willy Tröger sowie Bringfried Müller wichtige Leistungsträger. Als im Herbst die Entscheidung um die Titelvergabe fallen sollte, musste Wismut als erste ostdeutsche Mannschaft auch noch im Europacup der Landesmeister ran. Nach drei Spielen gegen den polnischen Vertreter Gwardia Warschau sorgte ein kurioser Losentscheid für das Weiterkommen. Im Achtelfinale war dann Ajax Amsterdam der Gegner. Vier Tage vor dem wichtigen Spiel gegen die Holländer musste Aue beim starken Konkurrenten ASK Vorwärts Berlin antreten. An diesem 16. November 1957 stellten die Erzgebirger mit dem 1:0-Sieg durch einen Treffer von Klaus Zink die entscheidenden Weichen für den zweiten Meistertitel, der dann zwei Wochen später trotz einer Niederlage beim SC Aktivist Brieske-Senftenberg perfekt war. Dazwischen wurden die beiden Europacuppartien gegen Ajax Amsterdam ausgetragen. Das Hinspiel wollten damals rund 30.000 Zuschauer erleben. Wismut verlor mit 1:3, war phasenweise sogar die bessere Mannschaft, der jedoch der verletzte Torjäger Willy Tröger schmerzlich fehlte. Auch beim Rückspiel konnte Wismut zahlreiche Chancen nicht nutzen und schied nach einer 0:1-Niederlage in Amsterdam aus diesem lukrativen Wettbewerb aus. Die offizielle Meisterehrung war dann am 8. Dezember 1957 beim vorletzten Heimspiel gegen den SC Motor Jena. Trainer Fritz Gödicke hatte damals folgendes Stammaufgebot zur Verfügung: Thiele (Steinbach) – B. Müller (Glaser), Meyer, E. Bauer – K. Wolf, S. Wolf – Freitag (Wagner), M. Kaiser (Killermann), Tröger (Zink), Viertel (A. Günther), S. Kaiser (Mohr).
Text: Bernd Friedrich