Vor 30 Jahren: Tore sagen nicht alles - Wismut Aue gegen Hansa Rostock 1:0
Die Anzahl der erzielten Tore sagt nicht immer alles aus über die Spielweise der beteiligten Mannschaften. So fiel in dieser Begegnung zwar nur ein Treffer, trotzdem sahen die Zuschauer „ein überaus spannendes und abwechslungsreiches, weil von beiden Mannschaften offensiv geführtes Spiel“, wie DFV-Beobachter Erich Kobbelt einschätzte. Daß Wismut mit aller Macht die ersten Pluspunkte auf seinem Konto zu buchen versuchen würde, war klar. Doch wie couragiert sich der Aufsteiger seiner Haut wehrte, daß versetzte doch viele Betrachter in Erstaunen.
Natürlich profitierte Hansa dabei vom psychologischen Plus des Auftaktsieges, denn Wismut war lange anzumerken welch nervlichen Ballast die Mannschaft mit sich herumschleppte. Wer weiß, was passiert wäre, hätte Mothes nicht eine der wenigen Schaltpausen in der Rostocker Abwehr (erst bekam sie den Ball nicht weg, dann wartete sie vergeblich auf den Abseitspfiff, der berechtigterweise nicht kam) Sekunden vor der Pause zur Führung genutzt. Denn langsam griff schon Unruhe um sich, weil die ständigen Bemühungen erfolglos blieben, zudem Großchancen durch Mothes (37./Weiland holte seinen Schuß noch von der Linie) und V. Schmidt (40./der Libero hatte schon Kunath umspielt, zögerte dann aber zu lange) ungenutzt blieben.
So aber gerieten die Rostocker in Zugzwang. Trainer Werner Voigt reagierte auch sofort, brachte mit Röhrich einen dritten Angreifer und fortan änderte sich die Szene. Hansa gab die anfängliche (und nur zu verständliche) Defensivhaltung auf, drückte nun seinerseits auf den Angriff. So entwickelte sich ein offener Schlagabtausch mit Chancen auf beiden Seiten. Der eine hatte die Möglichkeiten zur endgültigen Entscheidung (Mothes/61., 66, Balck/77.), der andere die seinen zum Ausgleich (Schlünz-Freistoß an die Latte/74., Wahl/76.).
Wenn dem tapferen Wiederaufsteiger am Ende der Punktgewinn versagt blieb, so lag es gewiß nicht an mangelnder Moral oder Fitneß. „Beides stimmte wie schon gegen Erfurt“, meinte auch Werner Voigt, der jedoch nicht übersah, daß „es uns im Spiel nach vorn an der Kaltschnäuzigkeit mangelt, wir es zu oft mit der Brechstange und durch die Mitte versuchten“. Die erzielten Tore sagen zwar nicht alles, wenn man aber gar keins zu Wege bringt, ist der Ansatzpunkt für Kritik natürlich gegeben.
Schiedsrichterkollektiv: Hagen, P. Müller (beide Dresden), Supp (Meiningen)
Wismut (weiß-lila/weiß): Weißflog 5, V. Schmidt 5, Münch 5, Köhler 6, Konik5, Krauß 6, Mothes 7, Balck 5, Bittner 4, Jacob 3 (ab 46. Weiß 4), Bemme 3 (ab 54. Reypka 3)
FC Hansa (blau-weiß): Kunath 5, Wahl 6, Littmann 5, Babendererde 5, Ullrich 5, Schulz 5 (ab 78. Uteß 2), Schlünz 5, März 6, Weiland 4 (ab 46. Röhrich 5), Kruse 5, Jarohs 4
Trainer: Voigt
Torschütze: 1:0 Mothes (45.)
Zuschauer: 11 000, Otto-Grotewohl-Stadion Aue
Torschüsse: 13:12 (6:3)
Verschuldete Freistöße: 18:22 (8:13)
Ecken: 4:7 (4:1)
Chancen: 9:6 (6:2)
Abseits: 0:1 (0:0)
Verwarnungen: V. Schmidt (wegen Foulspiels) und Schulz (wegen wiederholten Foulspiels)
Wetter: wechselhaft
Schiedsrichterkollektiv: Hagen, P. Müller (beide Dresden), Supp (Meiningen)
Der Dresdner hatte die kampfbetonte, aber nie überharte Partie jederzeit im Griff. Er zog die Zügel straffer, wenn es die Situation erforderte, ließ andererseits aber auch Vorteil laufen.