100 Jahre Fußballbegeisterung
Jubilar wurde von beiden Sportgeschäftsführern begrüßt
Als am Sonnabend seine beiden Lieblingsmannschaften gegeneinander spielten, durfte Heinz Sonntag nicht fehlen. 100 Jahre alt ist das Familienoberhaupt aus St. Egidien. In der ersten Runde des DFB-Pokals ging für ihn ein Traum in Erfüllung.
Die Überraschung ist gelungen. Der 100-Jährige kam in Begleitung von Sohn Gerhard und weiteren Jubiläumsgästen und bekam auf der Gegengerade sogar Besuch von offizieller Seite. Die beiden Sportgeschäftsführer Matthias Heidrich aus Aue und Roland Virkus aus Mönchengladbach stiegen die Stufen zu Heinz Sonntag empor, überreichten einen Schal und ein Trikot. „Es war für uns alle ein wunderbares Erlebnis im Erzgebirgsstadion. Insbesondere aber hat sich unser Vater gefreut, für den es ein perfekter Tag war“, schrieb Gerhard Sonntag am Abend des Pokalspiels. Immerhin ist sein Vater das älteste Vereinsmitglied der Gladbacher Borussia.
Heinz Sonntag lebt seit 1924 in St. Egidien, wurde als junger Mann im zweiten Weltkrieg mehrfach verletzt und überlebte wie durch ein Wunder. Die traumatischen Erlebnisse wirkten sich jedoch nicht auf seinen Lebensmut aus. Und erst Recht nicht auf seine Liebe zum Fußball. Zwar durfte der tiefgläubige Christ am Sonntagvormittag wegen des Gottesdienstes nicht gegen den Ball treten und war deshalb auch nie in einem Verein organisiert. Doch aus der Not machte Heinz Sonntag eine Tugend: Auf dem Kleinfeldplatz in seinem Heimatort St. Egidien trafen sich Familienmitglieder und Bekannte fast jeden Sonntagnachmittag zu gemeinsamen Bolzen. Vier Söhne, 12 Enkel und 23 Urenkel bildeten dann sogar eine Freizeitmannschaft, die als HEISO-Team antrat benannt nach Heinz Sonntag, manches Turnier in Deutschland und Österreich wurde bereichert. Trotz einer Krebserkrankung, bei der dem Oldie bereits 1986 der Kehlkopf entfernt werden musste, stand Heinz Sonntag noch mit 93 Jahren im Tor. Willensstärke und Kampfgeist, die mehr als bemerkenswert sind.
Des „eisernen Vorhangs“ zum Trotz avancierte Heinz Sonntag bereits Mitte der 1960er Jahre zum Fan von Borussia Mönchengladbach. Die erfrischende Spielweise der „Fohlen“ als Pendant zum FC Bayern München hatten es dem Sachsen angetan. Diese Liebe erlosch nie, nach der „Wende“ folgten Besuche auf dem Bökelberg und zum 90. Geburtstag wurde ihm die Vereinsmitgliedschaft geschenkt inklusive Einladung auf die Borussenbank im Stadion.
Natürlich drückte der begeisterte Fußballfan aber auch der BSG Wismut Aue stets die Daumen, war regelmäßiger Stadionbesucher und hielt es stets mit Veilchen statt mit Zwickau oder Chemnitz. Nun also trafen seine beiden Lieblings-Clubs aufeinander. Unabhängig vom Ergebnis war der Stadionbesuch für Heinz Sonntag und Familie ein Erlebnis der ganz besonderen Art.