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1:2 - Die Veilchen geben Sieg aus der Hand

Traditionsduell im Lößnitztal - der FC Erzgebirge Aue empfing zum 9. Spieltag der 3. Liga den F.C. Hansa Rostock. In einem hart umkämpften Ostduell erwischten die Veilchen den besseren Start und hatten die Partie lange in der eigenen Hand. Am Ende jubelten aber die Gäste von der Ostsee, die wenige Auer Fehler nutzten und in Überzahl spät in Führung gingen. Unser Spielbericht.

Aue legt vor und Hansa gleicht aus

Gegenwart und Vergangenheit - im lang ersehnten Ostduell zwischen dem FC Erzgebirge Aue und Hansa Rostock ging es um mehr als nur drei Punkte. Einen Aufeinandertreffen zweier Traditionsvereine, die ihre Wurzeln im Erzgebirge haben und ein Spiel, welches für beide Mannschaften wegweisend für die Hinserie sein dürfte. Nach dem Abstieg aus der 2. Bundesliga schwankt die Kogge auch in der 3. Liga und kämpft im Tabellenkeller um die Punkte und die sportliche Wende. Am anderen Ende stehen die Veilchen, die trotz guter Punkteausbeute zuletzt ihre Souveränität und Stabilität verloren hatten. Für beide Mannschaften ging es nur um den Sieg und die Veilchen verteidigten nicht nur ihren gegenwärtigen Platz. In 70 Jahren Historie verloren die Veilchen bisher nur ein einziges Spiel gegen Rostock im heimischen Lößnitztal und auch diese Serie sollte nach dem Duell fortbestehen.

 

Entsprechend motiviert und temporeich startete vor 13.246 Fans das Spiel. Nach der Niederlage in Köln stellte Pavel Dotchev gleich auf vier Positionen um. Pascal Fallman, Tim Hoffmann, Kilian Jakob und Mika Clausen rotierten in die Startelf und die Neuen schlugen sofort zu. Elf Minuten waren gespielt, da kombinierten sich Mika Clausen und Pascal Fallmann über ihre rechte Seite. Hansa Rostock verteidigte nur das Zentrum und die hohe Flanke in den Strafraum wollte Keeper Benjamin Uphoff aus der Luft angeln. Aber der Schlussmann der Gäste griff ins Leere und am langen Pfosten sprang Kilian Jakob artistisch in die Luft stand und den Ball ins freie Tor schoss. 1:0 für Erzgebirge Aue.

Die frühe Führung für die Hausherren und Aue versuchte sofort nachzulegen. Wie schon in den vorangegangenen Heimspielen konnten die Veilchen den Ball gut durch die gegnerischen Reihen kombinieren und spielten vor den eigenen Fans sehenswerten Fußball. In der 16. Minute hatte Boris Tashchy den zweiten Treffer auf dem Fuß. Diesmal zogen die Lila-Weißen über die linke Seite das Tempo an. Marvin Stefaniak bediente im Strafraum Marcel Bär und der Stürmer legte geistesgegenwärtig mit der Hacke den Ball zurück auf Boris Tashchy. Der Zehner der Auer zog ab, aber der Ball flog ein gutes Stück am langen Pfosten vorbei. Aue kontrollierte das Spiel, aber der FCH lauerte und kam nach Fehlern von Aue zu Torchancen. Die Beste in der ersten halben Stunde vergab Ryan Naderi, der von links in den Strafraum eindrang, aber vor Männel die Nerven verlor und deutlich verzog.

70% Ballbesitz hatten die Lila-Weißen, aber das nächste Tor schoss nicht Aue. Nach einem langen Abschlag bekamen die Veilchen den Ball im Mittelfeld nicht geklärt. Hansa Rostock verlagerte das Spiel auf die rechte Seite und von hier schlug Nico Neidhart eine gut platzierte Flanke in den Strafraum. Sigurd Haugen setzte sich im Zentrum durch und gegen seine Direktabnahme aus zehn Metern hatte Martin Männel im Tor der Veilchen keine Chance. 1:1 - Rostock bestrafte Abwehrfehler genauso eiskalt wie Aue. Sofort drängten die Hausherren auf eine Antwort und versuchten wieder in Führung zu gehen und in der 39. Minute hatten die Fans den Torschrei wieder auf den Lippen. Erneut setzte sich Fallmann stark auf der rechten Seite durch und wieder flankte der Verteidiger auf den langen Pfosten. Marvin Stefaniak sprang hoch und kam zum Kopfball, aber sein Abschluss ging knapp über die Querlatte. So ging es mit einem Remis in die Pause, nach einer Halbzeit, in der die Veilchen deutlich mehr Spielanteile hatten, es aber verpassten, diese in Tore umzusetzen.

Hansa setzt den Lucky Punch

Der zweite Durchgang begann und wer mit dem Pfiff des Schiedsrichters nicht wach war, der schreckte spätestens nach wenigen Sekunden aus dem Pausenschlaf. Der Ball kam zu Cedric Harenbrock und der Zehner der Rostocker fasste sich aus gut 20 Metern ein Herz und zog ab. Martin Männel streckte sich vergebens und nur der Innenpfosten rettete für Aue. Ein Weckruf und danach übernahmen wieder die Veilchen das Spiel. Hansa zog sich wieder weit zurück und stellte den eigenen Strafraum zu, während die Lila-Weißen den Ball zirkulieren ließen. Torchancen sprangen nur wenige dabei heraus, der FCH hielt Aue mit körperbetontem Abwehrspiel vom eigenen Tor fern. Standards mussten her und gleich zweimal hätten die Auer in Führung gehen müssen. In der 59. Minute scheiterte Stefaniak nach einem Freistoß aus 17 Metern an Uphoff. Wenige Minuten später hatte es Fallmann noch leichter. Nach einer Eckvariante flog der Ball in den Strafraum zum Rechtsverteidiger, der aus fünf Metern nur noch hätte einschieben müssen. Aber der Abschluss flog in die Hände des Rostocker Schlussmanns.

Aue investierte viel, aber das Spiel kippte. In der 74. Minute konnte Ali Loune einen Konter nur noch mit einem Foul unterbinden, der bereits verwarnte Sechser der Veilchen flog mit der zweiten Gelben Karte vom Platz. Aue in Unterzahl und Rostock drehte nun auf. Es entwickelte sich ein offener Schlagabtausch in den Schlussminuten und die Hanseaten setzten den finalen Treffer und Lucky Punch. Die Veilchen verteidigten verbissen den eigenen Strafraum, aber die Lufthoheit hatte an diesem Nachmittag der FCH. In der 84. Minute konnte Martin Männel gegen Fröling den Rückstand mit einer Parade vereiteln. In der Nachspielzeit war der Schlussmann der Veilchen aber chancenlos. Nach einer Ecke von rechts konnten die Auer Ahmet Gürleyen im Strafraum nicht stoppen, der Abwehrmann stieg in die Luft und köpfte den Ball wuchtig ein. 1:2 - die Veilchen gaben spät ein Spiel aus der Hand, welches sie über weite Strecken kontrollierten und kassierten nach über 55 Jahren wieder eine Heimpleite gegen Hansa Rostock.

Der Spielberichtsbogen

FC Erzgebirge Aue:

Männel - Fallmann, Barylla, Hoffmann, Jakob - Pepic (88. Nkansah), Loune - Clausen (77. Majetschak), Tashchy, Stefaniak (81. Rosenlöcher) - Bär (81. Sijaric)

 

F.C. Hansa Rostock:

Uphoff - Gürleyen, Pfanne, Roßbach - Neidhart, Schuster, Harenbrock (70. Fröling), Dirkner (78. Lebeau), Ruschke - Naderi, Haugen

 

Tore:

1:0 Jakob (12.)

1:1 Haugen (32.)

1:2 Gürleyen (90.+1)

 

Zuschauer:

13.246

 

Ein Dämpfer für die Veilchen, die trotz starkem Spiel mit leeren Händen das Spielfeld verlassen. In der Länderspielpause wartet dann der Wernesgrüner Sachsenpokal auf die Männer von Pavel Dotchev. Der FC Erzgebirge Aue als Vorjahresfinalist greift am 13. Oktober ins Pokalgeschehen ein und ist beim VfB Annaberg klarer Favorit. Allerdings ist der VfB aus der Sachsenklasse für seine Heimstärke bekannt, in der zweiten Pokalrunde setzten sich die Blau-Gelben gegen Neugersdorf mit 4:1 durch. Anstoß auf dem Kurt-Löser-Sportplatz ist um 14 Uhr.

 

Glück Auf!

 

 

Bilder: Alexander Gerber, Sven Sonntag - PicturePoint

Text: Max Richter