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1:3 - Veilchen verpassen die Pokalsensation

Pokalfußball im Lößnitztal - der FC Erzgebirge Aue empfing in der 1. Runde des DFB-Pokals Borussia Mönchengladbach. Gegen den etablierten Bundesligisten vom Niederrhein lieferten die Veilchen einen guten Kampf und gingen sogar in Führung. Für die große Sensation reichte es am Ende aber nicht. Unser Spielbericht.

Clausen schockt den Favoriten

Mit jeder Menge Selbstvertrauen gingen die Veilchen in das Pokalspiel gegen die Fohlenelf aus Gladbach. Mit zwei Siegen war die Mannschaft von Cheftrainer Pavel Dotchev in die Saison gestartet und hatte erst in der vergangenen Woche beim Absteiger aus Osnabrück überzeugend mit 2:0 gewonnen. Dementsprechend vertraute der Übungsleiter auf seine Anfangsformation und nahm keine personellen Änderungen vor. Neben Anthony Barylla startete Tim Hoffmann in der Innenverteidigung und auf dem offensiven Flügel begann Mika Clausen. Bei hochsommerlichen Temperaturen und strahlendem Sonnenschein ging es in die Partie und von Ehrfurcht oder Angst war bei den Veilchen von Beginn an nichts zu sehen. Mutig und zielorientiert legte die Elf von Pavel Dotchev los und versuchte direkt von Beginn an den Ball durch die eigenen Reihen laufen zu lassen.

Keine zwei Minuten brauchten die Auer für den ersten Ausflug in die gegnerische Hälfte. Innenverteidiger Barylla bewies Übersicht und schickte mit einem langen weiten Ball Mika Clausen auf die Reise in den Strafraum. Der Neuzugang aus der Regionalliga hatte Zeit und Raum, entschied sich aber für eine Flanke statt für einen Abschluss. Gladbach rückte nach und konnte die Situation entschärfen, doch Aue hatte die erste Duftmarke gesetzt. Der Bundesligist brauchte einige Zeit um im Spiel anzukommen, aber die Veilchen warteten nicht. In der 8. Minute überspielten die Lila-Weißen die Pressinglinien auf der linken Seite und Marvin Stefaniak setzte Kilian Jakob ein. Der Linksverteidiger ging die Linie lang und flankte in den Strafraum, wo Mika Clausen lauerte. Diesmal traute sich der Flügelstürmer den Abschluss und schweißte die Kugel gegen die Laufrichtung des Keepers im linken Eck ein. 1:0 für Erzgebirge Aue.

Gladbach kalt erwischt, die frühe Führung für die Veilchen. Nach seinem ersten Tor in der Liga legte Clausen auch im Pokal nach und erzielte seinen ersten Treffer im Lößnitztal. Mit der Führung im Rücken zogen sich die Hausherren aber nicht in die eigene Hälfte zurück. Aue blieb mutig und aktiv und suchte mit durchaus schönem Kombinationsfußball den Weg zum Tor, während die Fohlen deutlich passiver blieben. Marcel Bär und Mirnes Pepic verbuchten zwei weitere Torchancen für die Veilchen, aber für einen zweiten Treffer reichten die Offensivbemühungen nicht aus. Stattdessen wachte der Bundesligist nach einer halben Stunde auf und schaltete gleich mehrere Gänge hoch.

Gleich die erste Großchance der Gäste hatte es in sich. Nach einer Ecke von rechts stieg Ko Itakura am langen Pfosten am höchsten und köpfte auf das lange Eck. Martin Männel war zur Stelle und kratzte den beinahe schon unhaltbaren Ball von der Linie. Aber die Borussia war im Spiel und legte in der Schlussphase der ersten Hälfte ein echtes Powerplay hin. Mit dem Tempo in der Schlagzahl kamen die Veilchen nicht mehr mit, in der 35. Minute glich der Bundesligist aus. Nach zwei geblockten Schussversuchen bekam Aue den Ball nicht mehr aus der Gefahrenzone. Gladbachs Franck Honorat setzte im Strafraum artistisch zum Fallrückzieher an und versenkte die Kugel im Auer Tor. 1:1 und der erste Durchgang war noch nicht vorbei.

Gladbach drehte weiter auf, kombinierte sich nun spielend leicht in den Auer Strafraum und drängt auf das zweite Tor. Nur an einem kamen die Fohlen nicht vorbei. Martin Männel sicherte mit mehreren Glanzparaden das Unentschieden und als die Borussia in der Nachspielzeit der ersten Hälfte einen Elfmeter zugesprochen bekam, war der Kapitän wieder zur Stelle. Tim Hoffmann hatte Alassane Plea im Strafraum gefoult und Julian Weigl trat für Gladbach am Punkt an. Martin Männel baute sich auf der Linie auf, ahnte die Ecke und kratzte den Ball von der Linie. So ging es für die Veilchen mit einem 1:1 in die Pause.

Aue kämpft, belohnt sich aber nicht

Auch nach dem Seitenwechsel änderte sich die eingeschlagene Dynamik des Spiels nicht. Gladbach drückte auf den Führungstreffer und suchte schnell den Weg zum Tor und zum Abschluss. Aue kämpfte um jeden Ball, aber gegen den hohen Druck der Gäste fanden die Veilchen kein Mittel der Entlastung. In der 50. Minute gab Kevin Stöger den ersten Warnschuss ab und sein Abschluss aus gut 20 Metern klatschte an den Auer Pfosten. Nur wenige Augenblicke später ging der Favorit dann in Führung. Nach einem harten aber fairen Einsteigen an der Seitenlinie eroberten die Fohlen am rechten Spielfeldrand den Ball und verlagerten das Spiel sofort auf die andere Spielfeldseite. Hier hatte Luca Netz zu viel Platz und Zeit und jagte den Ball ins rechte Toreck. 2:1 für Borussia Mönchengladbach, die Veilchen lagen zurück.

Aber auch der zweite Treffer des Bundesligisten zwang Aue nicht in die Knie. Die Mannschaft von Pavel Dotchev gab sich nicht auf und spielte wieder mutiger nach vorne. Einzig die nötigen Zentimeter und das Glück fehlte den Veilchen. In der 59. Minute verpassten die Lila-Weißen den Ausgleich nur um Haaresbreite. Nach einer schönen Kombination brachte Stefaniak den Ball in den Strafraum und in der Mitte verpasste Marcel Bär die scharfe Hereingabe nur knapp. Aue arbeitete, kämpfte und mühte sich. Gladbach schlug eiskalt zu. Nach einem nicht geahndeten Foulspiel im Mittelfeld blieb Kilian Jakob verletzt liegen, die Gladbacher spielten weiter. Plea kam am Strafraum an den Ball und markierte kaltschnäuzig mit einem Flachschuss das 3:1 für die Borussia.

Die Entscheidung - Aue warf alles in die Waagschale aber gegen den abgezockten Bundesligisten sollte es an diesem Nachmittag nicht reichen. Bis in die Schlussminuten versuchten die Veilchen alles für einen Anschlusstreffer und gaben sich vor knapp 15.000 Fans im Erzgebirgsstadion nicht auf. Immer wieder versuchten es Marvin Stefaniak und Kilian Jakob über die Außen mit scharfen Hereingaben. Nur einen Vollstrecker im Zentrum fanden sie nicht. Aue fehlte das Quäntchen Glück und den Schlusspunkt setzte Jonas Omlin. Der Gladbacher Keeper streckte sich und kratzte den gut geschossenen Freistoß von Jakob aus dem Dreiangel. So blieb es beim 1:3 aus Sicht der Veilchen. 

Die Stimme zum Spiel

"Wir sind super reingekommen und haben gleich gezeigt, was wir können. In den ersten 20 Minuten waren wir klar die bessere Mannschaft und sind auch verdient in Führung gegangen. Gladbach wurde dann stärker und sie haben ihre Stärken ausgespielt. Dann geht es 1:3 aus, aber ich finde wir haben trotzdem ein gutes Spiel gemacht. Mit der Leistung kann man zufrieden sein, aber es tut trotzdem weh, einfach, weil mehr drin gewesen wäre. Die Fans haben das ganze Spiel Stimmung gemacht und uns unterstützt, auch als es 1:3 stand. Das ist nicht selbstverständlich, aber ich denke wir zahlen das mit unserer Leistung, die wir gerade zeigen auch wieder zurück."

Abwehrspieler und Vorlagengeber Kilian Jakob

 

 

Der Spielberichtsbogen

FC Erzgebirge Aue:

Männel - Burhgardt (73. Fallmann), Barylla, Hoffmann, Jakob - Majetschak, Pepic - Clausen (73. Seitz), Tashchy (79. Sijaric), Stefaniak (89. Kallenbach) - Bär (79. Bornschein)

 

Borussia Mönchengladbach

Omlin - Scally, Itakura, Chiarodia (63. Friedrich), Netz - Weigl, Reitz (73. Sander) - Honorat (86. Cvancara), Stöger (86. Kone), Plea (73. N'Goumou) - Kleindienst

 

Tore:

1:0 Clausen (8.)

1:1 Honorat (35.)

1:2 Netz (52.)

1:3 Plea (70.)

 

Zuschauer:

14.811

 

Auf den Pokal folgt die 3. Liga. Schon am Freitag steigt im Lößnitztal der nächste Kracher. Die Veilchen empfangen zum Spitzenspiel den Erzrivalen aus der sächsischen Landeshauptstadt.

 

Glück Auf!

 

 

Bilder: Steffen Colditz, Alexander Gerber, Sven Sonntag - PicturePoint

Text: Max Richter