6:4 - Furioses Schützenfest in Sandhausen
Endspurt im Jahr 2024 - die Veilchen gastierten zum letzten Auswärtsspiel des Kalenderjahres in der Kurpfalz beim SV Sandhausen. Wer ein unterkühltes und graues Drittligaspiel erwartete, wurde bitter enttäuscht. Nach einem wilden Schlagabtausch und zehn Treffern gingen die Schachter als Sieger vom Platz. Unser Spielbericht.
Drei Tore nach frühem Rückstand
Das vorletzte Spiel vor der Winterpause führte die Veilchen zu einem bekannten Konkurrenten aus der 2. und 3. Liga. Bereits zum 25. Mal traten die Lila-Weißen gegen die Schwarz-Weißen des SV Sandhausen an. Den direkten Vergleich führten die Veilchen dabei mit elf Siegen klar an, die Favoritenrolle nahm vor der Partie aber klar die Heimmannschaft von Sreto Ristic ein. Fast die gesamte Hinrunde hatten die Sandhäuser auf einem Aufstiegsplatz gestanden und wurden ihrer Rolle als Aufstiegsaspirant vor allem dank einer starken Defensive gerecht. Für die Veilchen galt es nach zuletzt drei Niederlagen wieder in die Spur zu finden und zu punkten. Interimstrainer Jörg Emmerich vertraute seiner Elf aus dem letzten Auswärtsspiel gegen Ingolstadt und nahm nur eine Änderung vor. Für den erkrankten Erik Majetschak rückte Ali Loune ins zentrale defensive Mittelfeld.
Bei kalten, aber trockenen Bedingungen erwischten die Veilchen den etwas besseren Start. Zwei gefährliche Standardsituationen erspielten sich die Auer, aber der SVS entschärfte diese abgeklärt und machte es selbst in der 10. Minute besser. Mit dem ersten Angriff und Eckstoß gingen die Hausherren in Führung. Sebastian Stolze machte den Ball aus dem Rückraum wieder scharf und Jakob Lewald konnte unbedrängt annehmen und den Ball im langen Eck versenken. 1:0 für Sandhausen, die Kurpfälzer bestraften die erste Nachlässigkeit der Veilchen eiskalt. Sofort drängte Aue auf die Antworten und hatte Pech. Nach einer weiten Flanke von rechts wurde Kilian Jakob im Strafraum in die Zange genommen. Ein durchaus elfmeterwürdiges Foul, aber die Pfeife von Schiedsrichter Schwengers blieb stumm.
Doch die Lila-Weißen ließen nicht nach. Trotz Rückstand und Niederlagenserie im Rücken spielte Aue mutig und engagiert auf und kam zu Chancen. 17. Minuten waren gespielt, da zog Kilian Jakob über links das Tempo an und sein Querpass landete bei Marcel Bär. Der Stürmer behauptete im Strafraum den Ball und legte mit Übersicht auf den heraneilenden Pascal Fallmann ab. Der Außenverteidiger zog ab, aber Keeper Gorka war zur Stelle und entschärfte die Großchance. Aue arbeitete immer mehr am Ausgleich und in der 26. Minute brachen die Veilchen den Bann. Wieder lief der Angriff über die linke Seite und wieder war es Marcel Bär, der diesmal per Flanke den heranstürmenden Pascal Fallmann suchte und fand. Doch statt abzuschließen, behielt der Österreicher einen kühlen Kopf und legte den Ball clever ab. Omar Sijaric stand goldrichtig und musste den Ball nur noch über die Linie befördern. 1:1 - der hochverdiente Ausgleich für die Schachter.
Damit nicht genug, denn die Veilchen blieben einfach auf dem Gaspedal. Nur fünf Minuten später drehten die Gäste das Spiel. Mit einem einzigen langen, präzisen Ball hebelte Niko Vukancic die Abwehrkette des SVS aus. Kilian Jakob war perfekt eingelaufen und behielt vor dem Kasten die Nerven. An Gorka vorbei traf der Auer Linksfuß zum 2:1. Die Führung hatten sich die Auer mittlerweile mehr als verdient. Bis zur Pause waren aber noch einige Minuten zu spielen und die Veilchen drehten am Hardtwald immer spielfreudiger auf, während Sandhausen kaum gefährlich vor das Tor von Martin Männel kam. Das dritte Auer Tor hatte Omar Sijaric auf dem Fuß. Nach einer tollen Kombination war der Flügelstürmer frei auf seinem Flügel in Richtung Tor unterwegs. Zu leichtfertig vertändelte Sijaric den Ball vor seinem Schussversuch und Lewald rettete im letzten Moment für Sandhausen. Aber einen Versuch hatte Sijaric in der ersten Halbzeit noch und diesmal löste er es artistisch. Nach einer Ecke auf den kurzen Pfosten blieb der Flügelstürmer erst an seinem Gegenspieler hängen und setzte dann zum Seitfallzieher an. Gorka streckte sich vergebens und der Ball schlug im Tor ein. 3:1 - Aue führte furios und ging mit dieser Führung in die Pause.
Aue gibt die richtigen Antworten
Drei Tore waren den Veilchen in dieser Saison noch in keiner Halbzeit gelungen. Nach dem ereignisreichen ersten Durchgang gönnte sich die Partie am Hardtwald nach dem Seitenwechsel die erste Leerlaufphase. Sandhausen öffnete die Deckung noch nicht und die ersten Gegenangriffe der Hausherren entschärften die Auer mühelos. Nur die Standards blieben gefährlich und hier stachen die Gäste wieder zu. Aue ließ erneut den Rückraum ungedeckt und die weite Flanke Emmanuel Iwe landete beim freien Sebastian Stolze. Der Routinier zog volley ab und versenkte den Ball im langen Eck. Nur noch 3:2 - aber Aue gab die richtige Antwort. Während der Stadionsprecher noch den Torschützen ausrief, drehten die Veilchen wieder auf. Wieder reichte ein langer Ball, um die Sandhäuser Reihen zu überspielen. Marcel Bär verlängerte per Kopfball und schickte Omar Sijaric auf die Reise. Den Dreierpack ließ sich der Flügelstürmer nicht mehr nehmen und versenkte den Ball unhaltbar im langen Eck. 4:2 - ein wildes Spiel und noch waren 30 Minuten zu spielen.
Sandhausen gab sich im eigenen Stadion lange nicht auf und Aue zog sich ebenfalls nicht in die eigene Hälfte zurück. Mit offenem Visier und ohne jegliche Deckung folgte ein Angriff auf den nächsten. Den nächsten Treffer landete Aue. Wieder war es Pascal Fallmann, der auf der rechten Seite überlegt den Kopf hob und statt zu schießen, den Ball für einen Teamkollegen auflegte. Ali Loune zielte genau und wieder war Gorka chancenlos. Der Keeper streckte sich vergebens, der stramme Flachschuss landete im langen Eck. 5:2 für Aue und das erste Tor für Loune im Trikot der Veilchen. Aber auch das war nicht der letzte Akt dieses Spiels.
Trotz drei Toren Rückstand bewiesen die Hausherren eiserne Moral. Die Mannschaft von Sreto Ristic lief weiter an und hatte gute Chancen auf das nächste Tor. Zweimal rauschte der Ball nur knapp am Tor vorbei und in der 76. Minute bestrafte der SVS erneut Auer Nachlässigkeiten. Diesmal war es Dominic Baumann, der frei auf das Auer Tor zugehen konnte und den Ball ins Eck versenkte. 3:5 - die Veilchen verteidigten zu sorglos, aber wieder gab die Emmerich-Elf die richtige Antwort. Die Torhymne des SV Sandhausen war noch nicht verklungen, da kombinierte sich Aue wieder in den Strafraum. Mit kühlem Kopf legte diesmal Mirnes Pepic auf und Sean Seitz durfte jubeln. Der Einwechselspieler knallte die Kugel aus kurzer Distanz unter die Latte. 6:3 - der helle Wahnsinn am Hardtwald und in den letzten Zügen der Nachspielzeit fiel sogar das zehnte Tor. Trotz des furiosen Offensivspiels die Ecken der Hausherren bekamen die Auer einfach nicht entschärft. Diesmal traf Jeremias Lorch aus spitzem Winkel und sorgte für den Endstand. Mit 6:4 gewinnen die Lila-Weißen in Sandhausen und melden sich mit einem furiosen Auswärtssieg nach drei Niederlagen zurück.
Die Stimme zum Spiel
"Wir sind nach zehn Minuten nach einem Eckstoß in Rückstand geraten. Aber wir haben in der ersten Halbzeit eine gute Leistung gezeigt und haben uns da wieder herausgekämpft. Das ist nicht einfach in der Phase, in der wir gerade sind und wir in den letzten Spielen verloren haben. Wir sind verdient mit dem 3:1 in die Pause gegangen und in der zweiten Hälfte war dann alles offen. Sandhausen macht das Tor und wir gleich im Gegenzug und das gleich zweimal. Da wurde auf beiden Seiten die Defensive etwas vernachlässigt, aber das Wichtigste ist, dass wir gewonnen haben. An den drei Standard-Gegentoren müssen wir natürlich arbeiten, aber jetzt sind wir erst einmal froh, dass wir das Spiel gewinnen konnten. Wir wollen im nächsten Heimspiel die drei Punkte zuhause behalten und versöhnlich das Jahr abschließen."
Torschütze Kilian Jakob
Der Spielberichtsbogen
SV Sandhausen:
Gorka - Lorch, Schikora, Lewawld - Stolze (73. Kreuzer), Mühling, Greil (46. Otto), Ehlich - Wolf (68. Maciejewski), Baumann, Fehler (46. Iwe)
FC Erzgebirge Aue:
Männel - Fallmann (89. Burghardt) , Nkansah, Vukancic, Rosenlöcher - Loune (89. Clausen), Pepic - Jakob (66. Seitz), Sijaric (82. Bornschein), Tashchy (89. Fabisch) - Bär
Tore:
1:0 Lewald (10.)
1:1 Sijaric (26.),
1:2 Jakob (31.)
1:3 Sijaric (41.)
2:3 Stolze (56.)
2:4 Sijaric (57.)
2:5 Loune (70.)
3:5 Baumann (75.)
3:6 Seitz (77.)
4:6 Lorch (90+3)
Zuschauer:
3.188
Nach dem Schützenfest in Sandhausen wartet auf die Veilchen die Mettenschicht im Schacht. Am letzten Spieltag vor der Winterpause empfangen die Lila-Weißen den TSV 1860 München zum prestigeträchtigen Traditionsduell im Erzgebirgsstadion. Karten für diese Partie sind in allen bekannten Vorverkaufsstellen, im FanShop und TicketShop des FC Erzgebirge erhältlich.
Glück Auf!
Bilder: Dennis Hambeck, Gabor Krieg - PicturePoint
Text: Max Richter