Fortsetzung folgt
Pavel Dotchev blickt im Interview kurz zurück und vor allem voraus
„Um gut zu bleiben, müssen wir besser werden.“ Mit diesem fast schon philosophischen Ansatz startet Pavel Dotchev in seine 22. Saison als Cheftrainer in der 3. Liga. Der Coach des FC Erzgebirge Aue blickte nach dem ersten Mannschaftstraining kurz zurück, vor allem aber voraus.
Pavel Dotchev, wie war der Urlaub?
Stressig für den Körper, erholsam für den Geist. Ich war eine Woche bei meiner Mutter in Sofia und zehn Tage mit meinem Enkel auf Mallorca. Beides war durchaus anstrengend, vor allem aber sehr schön. Die Distanz zum Fußball war wichtig für den Kopf.
Wie groß war die Vorfreude darauf, dass es wieder los geht?
Fußball ist mein Leben, deshalb ist es immer schön, mit den Jungs auf dem Platz zu stehen. Mit den Jahren habe ich aber gelernt, einen Spannungsbogen aufzubauen in Richtung Pflichtspielstart und mein Pulver nicht schon am ersten Tag zu verschießen. Das berühmte Kribbeln kommt erst, wenn es um Punkte geht.
Auch wenn das nach einer Einheit noch nicht abschließend zu beantworten ist: Wie zufrieden sind Sie mit dem Kader des FC Erzgebirge Aue?
Wir sind absolut zufrieden. Mit Marco Schikora und Tim Danhof haben wir zwei Stammkräfte verloren, verfügen dennoch über ein eingespieltes und konkurrenzfähiges Gerüst schon ohne Neuzugänge. Bis auf die linke Innenverteidigung sind alle Positionen doppelt besetzt. Und weil wir uns vorher sehr intensiv mit den Neuzugängen beschäftigt haben, wissen wir: Sie sind jung, ehrgeizig, entwicklungsfähig und bringen fußballerisch sowie athletisch alle Voraussetzungen mit, um Druck auszuüben. Nun liegt es an jedem selbst, sich schnell zu integrieren und Akzente zu setzen. Ich bin sicher, dass wir in der Breite besser aufgestellt sind als im Vorjahr und während der Spiele von der Bank Impulse bringen und mehr Einfluss nehmen können.
Wie beurteilt der Cheftrainer die Entwicklung der Mannschaft seit Amtsübernahme?
Seit ich Ende 2022 wieder hier bin, hat sich das Team sehr gut entwickelt. Unser Plan ist aufgegangen. Erst der Klassenerhalt als einziges Ziel einer enttäuschenden Saison, dann die Stabilisierung auf hohem Niveau, nun das Zusammenhalten des Korsetts mit punktuellen Verstärkungen. Das war alles nicht selbstverständlich und Ergebnis harter Arbeit. Für den Moment können wir also zufrieden zurückblicken und zuversichtlich voraus. Soweit die Theorie. Im Fußball haben die alten Weisheiten aber immer noch Gültigkeit und ich weiß aus Erfahrung: Wichtig ist auf dem Platz. Unsere gemeinsame Aufgabe ist es, die jüngste Entwicklung fortzusetzen.
Der Satz „Um gut zu bleiben, müssen wir besser werden“ beinhaltet, dass sich die Mannschaft des FC Erzgebirge Aue im Vergleich zum Vorjahr noch steigern kann. In welchen Bereichen?
Es gibt immer Steigerungspotential. Richtig ist, dass wir 2023/24 wirklich gut waren. Bestes Heimteam, nur drei Punkte hinter dem Relegationsplatz, qualifiziert für den DFB-Pokal. Unsere Ziele haben wir also erreicht, auch die Fans identifizieren sich wieder mit dem Team. Aber natürlich wollen wir auswärts mehr Punkte holen, abgezockter und cleverer agieren, kaltschnäuziger werden. All das sind Facetten, in denen wir noch einen Schritt nach vorn machen können. Allerdings ist es bereits eine Mammutaufgabe, das Abschneiden aus dem Vorjahr zu bestätigen angesichts der großen Konkurrenz in der 3. Liga und der Ausgeglichenheit innerhalb der Spielklasse.
Ein konkretes Saisonziel wird also nicht formuliert?
Ich halte nichts davon zu prognostizieren, welches Ergebnis im Mai 2025 erreicht wird. Das ist unseriös und hängt von extrem vielen Faktoren ab. Verletzungen, Sperren, Spielglück, Fehlentscheidungen, Formkurven, Ansetzungen. Zudem läuft die Transferperiode noch bis Ende August, viele Mannschaften haben ihre endgültigen Aufgebote noch gar nicht beisammen. Aber klar ist auch, dass wir nach Platz 6 im Vorjahr nun nicht sagen werden: Wir wollen Zehnter werden.
Aktuell läuft die EM. Schauen sich Trainer auf dem höchsten kontinentalen Niveau etwas ab?
Natürlich verfolgen auch wir aufmerksam die Spiele. Taktisch habe ich allerdings noch nichts Revolutionäres entdeckt. Es macht auch wenig Sinn, einen internationalen Trend zu kopieren. Grundordnung und Spielstil müssen immer zu den Jungs passen, die wir in unseren Reihen haben. 2023/24 wurde uns oft attestiert, eines der spielstärksten Teams der 3. Liga zu sein. Es wäre also fahrlässig, einer funktionierenden Mannschaft etwas anderes zu verordnen. Für uns geht es basierend auf den Automatismen und Tugenden aus der vergangenen Saison eher darum, die Effizienz zu erhöhen, Fehler zu minimieren und Optionen zu erweitern. Wir sind zuversichtlich, dass uns das gelingen kann.