„Für mich war es einfach”
Mika Clausen brauchte keine Anlaufzeit oder Eingewöhnungsphase. Der 22-jährige Hamburger war sofort voll da. Das gilt für sein Debüt beim FC Erzgebirge Aue als Sommer-Neuzugang, für seine ersten Schritte in der 3. Liga und sogar für seine erste Einwechslung am Sonnabend in Köln nach zuvor acht Startelfeinsätzen. Der Wirbelwind brachte neuen Schwung. In die Mannschaft, in die Spielklasse, in die Auswärtspartie bei der Viktoria.
Besser hätte Mika Clausens Einstand beim FC Erzgebirge kaum gelingen können. In den ersten sieben Drittligaspielen stand er in der Startelf, erzielte Tore in Osnabrück und gegen Wiesbaden. Und im DFB-Pokal-Match gegen Gladbach schoss der Neuzugang vom FC St. Pauli die Auer schon nach acht Minuten in Führung. Die eigene Leistung mag er trotzdem nicht überbewerten, „denn die neue Mannschaft hat mich super aufgenommen und mir das Ankommen leicht gemacht. Ich spüre das Vertrauen der Trainer, die Unterstützung unserer Fans tut das Übrige. Aue ist sehr gut in die Saison gestartet, da ist es natürlich auch einfacher auf der Woge mitzuschwimmen.”
Erste „Schwimmversuche” unternahm der Hamburger schon mit vier Jahren bei den Bambini- Kickern des Escheburger SV, früh motiviert von Vater Denis, der einst beim KFC Uerdingen am Ball gewesen war. Überhaupt sind die Clausens sportlich; so kickt sein jüngerer Bruder beim SV
Eichede und die Schwester arbeitet nach der Fußballkarriere als Athletiktrainerin. Über den SV Nettelnburg/Allermöhe kam Mika 2021 zum schleswig-holsteinischen Oberligisten SV Eichede, wo dem Talent der Schritt in den Männerfußball gelang. Im Jahr darauf folgte der Wechsel zum FC St. Pauli, wo der Mittelfeldmann in zwei Jahren sechzig Spiele für die zweite Mannschaft in der Regionalliga Nord bestritt und dabei neun Tore erzielte.
Erstaunlich, dass der Junge seine Erfolge schaffte, ohne ein Nachwuchsleistungszentrum zu besuchen. „Ich musste darum aber individuell mehr tun, um voranzukommen, Kraft trainieren, Laufen und so weiter. Meinem Papa habe ich da viel zu verdanken. Trotzdem war der Einstieg beim Kiezklub im ersten Jahr schwer, denn ich hatte einiges aufzuholen, speziell die taktischen Sachen”, erinnert sich der Neu-Auer. „Ein Vorteil ist vielleicht, dass ich mir ein paar Tugenden als Straßenkicker bewahrt habe, gerne mal ein Dribbling mache.” Mit St. Paulis Aufstieg in die Bundesliga wurde die Chance, es in den Profikader zu schaffen, kleiner, darum entschied sich Mika Clausen im Sommer 2024 für einen ambitionierten Drittligisten.
Aue stand sofort im Fokus, mir gefiel, dass es ein Arbeiterverein ist, ähnlich wie der FC vom Millerntor. Und es hat sich sofort bestätigt, dass im Erzgebirge ehrliche Arbeit geschätzt wird und die Fans überragend sind. Zugleich geht es beim FCE familiär zu und in einer eher kleinen Stadt wie Aue kannst du dich als junger Spieler ungestört auf deine Aufgaben konzentrieren.” Heißt für ihn, sich sportlich weiterzuentwickeln, die Mannschaft nach Kräften zu unterstützen und sich auch defensiv stärker einzubringen. Klar fehlen ihm seine Freundin Sophie, Kumpels aus Hamburg oder die Eltern, umso schöner wäre es dann, wenn sie im Stadion seien und ihn anfeuern können.
Mika Clausen ist also auf gutem Weg zum erfolgreichen Fußballprofi, sein Plan A. Gleichwohl baut er vor: Nach dem Abi erwarb er einen Abschluss als Mentaltrainer, beginnt jetzt ein Fernstudium in Sportwissenschaften und Trai- ning an der IST-Hochschule in Düsseldorf. Das Hauptaugenmerk aber liegt auf dem Job beim FCE, und den will der Hamburger im Veilchendress auch heute gegen Bielefeld maximal gut machen: „Es ist das Topspiel der Liga, wir spielen im eigenen Haus und wollen oben bleiben. Ich freu mich drauf!”.
Text: Olaf Seifert aus dem Bielefeld VeilchenEcho