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Gute Zeiten, schlechte Zeiten

Elke Höhlig begeht 20-jähriges Dienstjubiläum beim FCE

Erstens kommt es anders und zweitens als man denkt. Diese „Weisheit“ könnte das dienstliche Motto von Elke Höhlig nach 20 Jahren beim FC Erzgebirge Aue sein. Die Jubilarin gehört beim Verein inzwischen beinahe zum Inventar und hat so manches erlebt. In guten wie in schlechten Zeiten.

 

Elke Höhlig sitzt braungebrannt an ihrem Stammplatz im Eingangsbereich der FCE-Geschäftsstelle. Seit vielen Jahren ist sie die erste, die jeder Besucher zu Gesicht bekommt beim Betreten des Bürogebäudes. Aber sie ist eben keine Empfangsdame, sondern Sicherheitsbeauftragte. Bei ihr laufen die Fäden zusammen, wenn es um Spieltage, Einsatzkräfte, Einlass und Ordnung geht.

 

Es ist der erste Tag nach ihrem wohlverdienten Urlaub, der 1. Juli 2024. Rein zufällig ist Elke Höhlig pünktlich zu ihrem ganz persönlichen Jubiläum wieder am Start. Denn vor exakt 20 Jahren trat sie hauptamtlich ihren Job beim Club an. Zunächst als Bürokauffrau. Telefonistin hätte man seinerzeit wohl gesagt. „Ich hatte zuvor Schneefräsen und Motorsägen verkauft, wollte mich beruflich verändern und bewarb mich auf die ausgeschriebene Stelle beim FC Erzgebirge“, blickt Elke Höhlig zurück. Die Probearbeit beinhaltete auch eine Tätigkeit als Ordnerin, der Schritt zur Sicherheitschefin war trotzdem noch weit.

 

Der Deutsche Fußball-Bund forderte just 2004 hauptamtliche Sicherheitsbeauftragte in jedem Verein. Da es diese Position beim FCE nicht gab, sprang Elke Höhlig in die Bresche. Trotz ihrer minimalistischen Erfahrungen beim Stadioneinlass machte der damalige Geschäftsführer aus der Not eine Tugend. Es folgte eine erfolgreiche Ausbildung zum Sicherheitsmanager in Heidelberg und ganz viel „learning by doing“. Seitdem hat die durchsetzungsstarke Persönlichkeit aus Schönheide nur exakt zwei Heimspiele in 20 Jahren verpasst. Wegen einer Knie- und schließlich einer Sprunggelenks-Operation. Auch bei beinahe allen Auswärtsspielen ist Elke Höhlig als hauptamtliche Einzelkämpferin am Start, leitet die Sicherheitskonferenzen vor Heimspielen und hält den Draht zu Polizei, Feuerwehr, RVW und DRK so kurz wie möglich. Schließlich befehligt das weibliche Alphatier alle zwei Wochen zwischen 120 und 180 Security-Mitarbeiter und 30 vereinseigene Ordner, die meisten sind im festen Team längst zu Freunden geworden. Das gilt auch für Kollegen in anderen Vereinen. Vom VfL Bochum über Borussia Dortmund bis zum 1. FC Union Berlin – man kennt, schätzt und vertraut sich. Nicht nur wegen der Diensterfahrung, gestählt in 20 Jahren Hauptamt.

 

Bei allen Erfreulichkeiten und Erlebnissen mit zwei Aufstiegen und zahlreichen Glücksmomenten in lila-weiß gab es auch schwierige und vor allem prekäre Situationen. „Am schwierigsten und anstrengendsten war die Umbauphase des Erzgebirgsstadions im laufenden Spielbetrieb. Jede Woche andere Zugänge, gesperrte Bereiche, gefährliche Baustellen“, blickt Elke Höhlig zurück, auch auf einen verunglückten Polizisten und einen Hubschraubereinsatz gegen den HSV. Das Sachsenpokalfinale 2016 gegen Zwickau trieb die Sicherheitschefin schier zur Verzweiflung. „Zum Glück habe ich auf dem Bau gelernt“, lacht Elke Höhlig heute. Galgenhumor, denn witzig war diese Begegnung mit allen Begleiterscheinungen im halbfertigen Stadion ganz gewiss nicht.

 

Aus der Ruhe bringt Elke Höhlig heute kaum noch etwas. Lizenzierung, infrastrukturelle Voraussetzungen für die Teilnahme am Spielbetrieb, jährliche Dekra-Zertifizierung – alles Routine nach 20 Jahren, wenn auch wiederkehrend stressig. Entspannung und Ausgleich findet die Jubilarin in ihrem Heimatort Schönheide, das 30-minütige Pendeln nach Aue inklusive. Neben dem FC Erzgebirge hat sie ihr Herz an die Eishockey-Wölfe verloren, fiebert dort vor ihrer Haustür so oft es geht in der Arena mit. Beim Fußball wie beim Kufensport gilt für Elke Höhlig in guten wie in schlechten Zeiten: Sie macht ihr Zeug. Und lässt sich von Widrigkeiten nicht unterkriegen. Herzlichen Glückwunsch zum bemerkenswerten Jubiläum!