Herzlichkeit in Annaberg
Großartige Willkommenskultur beim Pokalspiel
Bei windigem Herbstwetter hätte Pavel Dotchev nach Abpfiff in Annaberg am Sonntag wohl am liebsten ein heißes Bad genommen. Stattdessen gab es für den Cheftrainer des FC Erzgebirge Aue ein Bad in der Menge. Die Herzlichkeit des einheimischen Publikums und des gastgebenden Vereins waren wohltuend, angenehm – und durchaus ungewohnt angesichts der sportlichen Rivalität in der dritten Runde des Landespokals.
Einen Vorgeschmack gab es bereits weit vor 14 Uhr auf dem Weg zum Stadion. „Im Grund genommen sind wir ja alle Aue-Fans. Aber heute drücke ich meinem Sohn die Daumen, er ist Kapitän der VfB-Mannschaft“, verkündete die Mutter von Richie Schulze nicht ohne Stolz. Wie sehr sich die Annaberger auf diese Begegnung freuten, dokumentierten bereits lange Schlangen am Einlass zwei Stunden vor dem scharfen Start. Herzlich war die Atmosphäre, eine seltene Willkommenskultur schwappte dem Favoriten aus Aue entgegen und entlud sich an zahlreichen Beispielen vom selbst gebackenen Kuchen in der Mannschaftskabine bis zu zünftiger Musik und ausreichend Imbissständen samt kulinarischer Köstlichkeiten wie Fettbemme und Bratwurst.
Die Annaberger Mannschaft hatte sichtlich Spaß daran, den Favoriten aus Aue zu ärgern. Mit einer starken Leistung und vor allem fairer Spielweise. „Das Team des VfB hat es richtig gut gemacht, ist top organisiert und bot wenig Räume an“, sprach Pavel Dotchev im Anschluss an das 0:2 ein Kompliment aus. Auf dem Weg zurück ins Warme bewies der Cheftrainer große Geduld, als er unzählige Selfie-Wünsche erfüllte und Autogramme schrieb. Erst kurz vor ihm hatte es FCE-Kapitän Martin Männel durch das Menschenspalier geschafft, er war auch ohne Einsatz mit nach Annaberg gereist.
Die Hausherren hatten tatsächlich nichts unversucht gelassen, um aus der sportlichen Begegnung der dritten Pokalrunde ein großartiges Erlebnis zu machen. 2500 Zuschauer auf der Anlage hatten sowohl vor dem Spiel zwischen David und Goliath ausreichend Gesprächs- und Diskussionsstoff – und nach Abpfiff nicht weniger Redebedarf. Die VfB-Sympathisanten durften zurecht stolz sein auf ihren Verein. Das gilt für die sportliche Leistung und für den immensen Aufwand rund um die Veranstaltung. Selten hat sich der FC Erzgebirge Aue in einem Pflichtspiel derart willkommen gefühlt.