„In Aue kann ich mich wieder beweisen”
Als Ali Loune am 17. März 2002 im hessischen Hanau geboren wurde, hatte er das Fußball-Gen schon intus. Denn Vater Kassem war in seiner Heimat Marokko ein bekannter Torwart und Trainer gewesen. Als die Familie 1995 nach Deutschland zog, setzte er das hier als Übungsleiter fort, erwarb Trainerscheine und ein Sportdiplom in Leipzig, arbeitete erfolgreich im Erwachsenen- wie im Talentbereich. Heute leitet der 63-Jährige seine eigene Fußballschule in der Nähe von Hanau und freut sich, dass auch seine drei Söhne aktiv am Ball sind. Ali, der älteste, heuerte Ende August beim FC Erzgebirge an und wurde schnell zur festen Größe im defensiven Mittelfeld. Die Brüder Mehdi und Adam tragen das Trikot von Eintracht Frankfurt in der U23 beziehungsweise U19.
Eintracht Frankfurt war auch für Ali eine wesentliche Karrierestation. Nachdem er ab den Bambinis beim VfR Kesselstadt in Hanau das Fußball-ABC als Stürmer gelernt hatte, wechselte das Talent mit 13 zum FSV nach Frankfurt und zwei Jahre später zur Eintracht. Lohn für fleißiges Training waren Erfolge in den Nachwuchsteams, darunter Platz drei in der Bundesliga mit dem U17-Kader, sowie Berufungen in Junioren- Auswahlteams Marokkos.
Aufgewachsen in beiden Kulturen – Ali spricht fließend Deutsch wie Arabisch und hat Fans in den Familien der Eltern in Rabat – haben er und seine Geschwister viel Kraft und Ehrgeiz in ihre Zukunft in Deutschland investiert. „Meinen Eltern, aber auch Trainern wie Patrick Kaniuth beim FSV, Jan Fießer und Frank Leicht bei der Eintracht oder Cristian Fiel, der in Nürnberg mein Mentor war, bin ich unendlich dankbar für ihre Hilfe”, zählt Ali einige seiner Wegbereiter auf. Inzwischen defensiver Mittelfeldspieler und mit dem Fachabitur in der Tasche, ging der hessische Jung’ 2021 beim 1. FC Nürnberg den nächsten Schritt, nämlich im Männerbereich in der Regionalliga Bayern. Cristian Fiel zog ihn 2023 in den Zweitligakader hoch, wo Ali sechs Einsätze bekam. Athletik und Robustheit hatte er in der vierten Liga erworben, aber das Tempo in Liga zwei war eine enorme Herausforderung”, schaut Loune zurück und plante, die Leihe zum österreichischen Erstligisten Austria Klagenfurt zu nutzen, um besser zu werden. „Ich trainierte hart, spielte aber nie. Das zu ändern war mein Motiv, nach einem halben Jahr in Kärnten nun in Aue neuen Anlauf zu nehmen. Die Erwartung hat sich erfüllt, ich fühle mich beim FC Erzgebirge sehr wohl und kann mich endlich wieder beweisen. Ich spüre das Vertrauen vom Trainer und das Team ist vom Charakter her sehr gut. Das Stadion ist wirklich sensationell und die Fans sowieso”, kommentiert der 22-Jährige seine aktuelle Situation.
Erstmals Mitte August im Testspiel gegen Regionalligist 1. FC Lokomotive Leipzig eingesetzt, bestritt der Mittelfeldakteur bislang neun Drittligapartien für die Veilchen. „Ich versuche der Mannschaft zu helfen, stelle mich in den Dienst des Teams. Umso ärgerlicher war die gelb-rote Karte im Heimspiel gegen Rostock. Wir waren am Ende mit einem Mann weniger auf dem Platz und verloren. Ich will das mit Leistung in den nächsten Spielen wiedergutmachen”, schaut der junge Spieler nach vorn. Auch das wird ihm helfen, sich weiter zu entwickeln. Vor allem am Sonntag beim VfB Stuttgart gaben er und die Mannschaft bereits eine passende Antwort. Kein Problem habe der Großstädter, erstmals in einer kleinen Stadt zu leben: „Im Gegenteil, in Aue ist alles familiär und ruhig. Ideal, um sich auf Fußball zu konzentrieren.” Oder die knappe Freizeit für einen Ausflug nach Chemnitz zu nutzen, wo die Niners in der Basketball-Bundesliga für Furore sorgen. „Würde mich reizen”, erwidert Ali, der – neben Fußball – in der Jugend selber sehr passabel auf Korbjagd ging (in der Jugendbundesliga). Und verrät, dass er auch Taekwondo sehr mag – und gut beherrscht, wie der Schwarze Gürtel vermuten lässt.
Text: Olaf Seifert aus dem Saarbrücken VeilchenECHO