Porträt: Franco Schädlich - Startelfdebüt für Auer Eigengewächs
Die Startelf ist für Franco Schädlich längst kein Neuland mehr. Am Sonnabend im Landespokal durfte der Außenverteidiger gegen den SC Freital wieder von Beginn an ran. Diesmal auf der linken Seite. Seine Feuertaufe hatte der Youngster wenige Wochen zuvor in der 3. Liga bereits erfolgreich bestanden.
Als der etatmäßige Rechtsverteidiger Tim Danhof im Auswärtsspiel gegen Jahn Regensburg gelbgesperrt pausieren musste, schlug die Stunde des Franco Schädlich. Trainer Pavel Dotchev brachte das 19-jährige Talent aus Zschorlau von Beginn an und wurde bestätigt. Das Eigengewächs machte ein ordentliches Spiel und hatte seine Aktie daran, dass die Gäste am Ende zu Null spielten und einen wertvollen Punkt beim Tabellenführer erkämpften. Auch in der vergangenen Woche stand der junge Mann wieder von Beginn an auf dem Platz. Zusammen mit dem 45minütigen Einsatz beim letzten Match der Vorsaison kommt Franco damit auf insgesamt vier Drittligaeinsätze. Verdienter Lohn nach Jahren voller Fleiß, Mühen und sicherlich auch Rückschlägen, die hinter ihm liegen, seit er mit sechs Lenzen beim SC Teutonia Bockau zu trainieren begann. Von 2015 an arbeitete Schädlich in der Porsche-Kumpelschmiede, dem FCE-Nachwuchsleistungszentrum (NLZ), an seiner Profikarriere.
Am 16. April 2004 in Aue geboren, wuchs der Junge hier und dann in „dr Zschorl” auf. Gemeinsam mit seinem jüngeren Bruder Bruno hatte Franco zunächst in Bockau gerungen, doch rasch wechselte er zum Fußball, weil ihm der noch mehr Freude machte. Bei der Teutonia (und bis zur U17 beim FCE) war der jetzige Abwehrspieler offensiv unterwegs. Für den Auer Kumpelverein wurde er bei einem Veilchencamp in den Ferien entdeckt, wo er zusammen mit seinem Bruder und Freunden teilnahm. Nach bestandenem Probetraining begann ab der U12 die Ausbildung im NLZ. Frühe Erfolge waren der Aufstieg mit der U15 in die Regional- und mit der U17 in die Bundesliga. „Ich habe miterlebt, wie die Bedingungen in der „Kumpelschmiede” besser und besser wurden. Der Verein investiert viel Geld und Kraft in den Nachwuchs; das Internat und die neuen Kunstrasenplätze sind nur zwei Beispiele dafür. Für mich ist das ein zusätzliches Motiv, als junger Profi Gas zu geben und etwas zurückzugeben”, bedankt sich der Zschorlauer.
Unter Aleksey Shpilevski bestritt er im Sommer 2021 die Saisonvorbereitung der ersten Mannschaft, trainierte von da an regelmäßig bei den „Großen” mit. Pavel Dotchev honorierte seine Leistung und wechselte ihn am 20. Mai ’23 im Heimspiel gegen den FC Ingolstadt nach der Pause ein. Kurz zuvor, im Februar, freute sich Franco über seinen ersten Profivertrag. Als „klaaner Gung” schon sei er mit Vater und Geschwistern im Erzgebirgsstadion gewesen. „René Klingbeil, Patrick Schönfeld oder Martin Männel habe ich noch lebhaft vor Augen. Wenn ich heute mit Martin in einer Mannschaft spiele, ist das ein bisschen wie im Traum. Die Routiniers bei uns sind echte Kumpel, ihre Tipps, Lob und Kritik helfen mir, mich weiterzuentwickeln”, sagt der Youngster. „Und wenn dich wie in Regensburg 1.800 mitgereiste Fans pushen, bist du auch als Neuer sofort drin im Spiel. Zumal ich wusste, dass meine Brüder Bruno, Rocco sowie meine Freundin Lilly im U18-Bus mitgereist sind.”
Ein Support, den ein Neunzehnjähriger gerade dann braucht, wenn ihm wie letzte Woche in Saarbrücken ein Handspiel passiert. Franco weiß, dass er zulegen muss: „Mehr Cleverness, in Drucksituationen konsequent verteidigen, Flanken schärfer und gezielter schlagen…” Auch offensive Qualitäten will der schnelle Rechtsverteidiger als „gelernter Stürmer” einbringen. Hauptziel sei nun, sich für weitere Einsätze zu empfehlen. Franco Schädlich möchte beweisen, dass es Auer Eigengewächse in den Profikader schaffen können. Zugleich verliert der 19-Jährige eine spätere Berufsalternative nicht aus dem Auge: „Ich hoffe, noch lange Fußball spielen zu können, will noch viel erreichen. Trotzdem habe ich ein Sportmanagement-Fernstudium an der Nürnberger ESM-Academy aufgenommen. Denn auch nach der Profizeit möchte ich ,am Ball bleiben’. Etwas in Richtung Fitness, Nachwuchsarbeit oder auch als Sportlehrer, dafür will ich jetzt schon Weichen stellen.”
Text: Olaf Seifert