Porträt: Innenverteidiger Tim Hoffmann
Drei Spiele und jedes Mal stand Tim Hoffmann über die volle Distanz auf dem Platz. Zwei Siege in der Liga und ein respektabler Auftritt gegen den Erstligisten im Pokal – daran hat also auch der erst 19-jährige Innenverteidiger seinen Anteil. Trainer Pavel Dotchev vertraut dem Neuzugang, der im Sommer von Hertha BSC ausgeliehen wurde und die Herausforderung „im Schacht” sehr gut annahm.
Das Fußballerhandwerk gelernt hatte der Berliner zunächst bei den Spandauer Kickers, wo er mit drei, vier Lenzen begann und 2017 zu den Hertha-Bubis wechselte. „Schon im Kindergarten hatte ich einen besten Kumpel, den Joshi. Er ist ein Jahr älter als ich und über Spandau und später Hertha sind wir immer zusammen gewesen. Nach dem Training ging es für uns oft noch auf den Bolzplatz. Als ich nach Aue kam und er zu einem Verein in Brandenburg wechselte, trennten sich zwar die Wege, doch er bleibt mein größter Supporter. In all den Jahren haben wir uns immer gepusht, wenn es schwierig wurde”, erzählt „Hoffi”. Noch wichtiger sei nur die Familie gewesen. Vater Lars, Mutter Nicole und Schwester Anika waren immer für ihn da und versuchen auch jetzt, möglichst immer live im Stadion zu sein, wenn ihr Tim für Aue kämpft. „Gegen Gladbach habe ich für sie und Freunde zehn Karten gekauft, gegen Dynamo ist es ähnlich”, freut sich der Spieler. „Sie und die vielen tollen Aue-Fans hinter mir zu wissen hilft mir enorm.” Anika ist zudem auch sportliches Vorbild, die Eiskunstläuferin war schon Deutsche und mehrfache Berliner Meisterin. „Als ich in den U17-Nationalkader berufen wurde, ist Papa hinterhergeflogen, nach Rumänien, Schottland und sogar nach Israel.”
Ab 2017 lernte Tim an der Poelchau-Schule in Berlin, dem Nachwuchszentrum der Hertha, schloss dort mit dem Abitur ab. Sportlich schaffte es das Talent in die Juniorenbundesliga und in der Saison 2023/24 in den U23-Kader, wobei er es in der Regionalliga Nord auf 19 Einsätze brachte. Unvergessen dann sein Debüt in der 2. Bundesliga: Am 11. Februar ’24 wechselte ihn Hertha-Trainer Pál Dárdai in der 67. Minute ein. „Ich war stolz, weil wir 2:1 gewannen und im Schlussdrittel nichts mehr zuließen”, erzählt der Verteidiger. „Am Abend zuvor saß ich beim Mannschaftsabend der U23, als ich von meiner Chance erfuhr. Mutter hat mich dann nach Fürth gefahren. Diese Zweitligapremiere war mein schönstes Geburtstagsgeschenk.”
Ja, geboren ist Tim am 26.02.2005. Reichlich jung also, um sich in der 2. Liga bei Hertha durchzusetzen. Darum wechselte „Hoffi” im Sommer nach Aue, um Spielpraxis zu gewinnen und den nächsten Schritt zu gehen. „Ich möchte hier so viele Einsatzzeit wie möglich, dazulernen und mir einen Stammplatz erarbeiten. Vor allem aber der Mannschaft helfen, noch besser zu sein als letzte Saison. Ich wurde im Verein und in der Mannschaft super aufgenommen, habe eine schöne Wohnung in Zschorlau gefunden und fühle Vertrauen bei der sportlichen Leitung und den alten Hasen im Team”, sagt der 19-Jährige. Die dritte sei schon was anderes als die Regionalliga, stellte er rasch fest. „Die Spiele sind schneller, es geht körperlich mehr zur Sache, die Qualität der Fußballer ist deutlich besser. Meine Physis zu verbessern ist darum eine Baustelle für mich. Weil Niko Vukančić und Can Özkan verletzt ausfallen, ist die Verantwortung für uns Abwehrleute aktuell noch größer.” Was ihn aber in dieser Woche vor allem bewegt ist die Freude aufs Sachsenderby: „Volles Haus, ein starker Gegner, meine Eltern und einige Freunde im Stadion. Wir alle sind heiß auf Dresden und wollen unseren Fans drei Punkte schenken. Ich hoffe, dass ich am Freitag dabei sein darf und ganz Aue am Ende jubelt.”
Text: Olaf Seifert aus VeilchenECHO (Ausgabe 548)