Tausendsassa als Steuer-Mann

Es gibt sie noch, die Alleskönner. Beim FC Erzgebirge Aue zählt Thomas Romeyke zu dieser Kategorie. Mindestens drei Jobs vereint der Mannschaftsleiter auf sich, ohne jemals zu klagen oder in den Vordergrund zu drängen. Denn er liebt einfach, was er tut.

Thoma Romeyke ist oft der erste und nicht selten auch der letzte im Kabinentrakt der Profimannschaft. Er erledigt die vielfältigen Aufgaben als Mannschaftsleiter, Teammanager und Zeugwart in Personalunion und ist ganz „nebenbei“ auch noch – der Busfahrer. Ein Novum im deutschen Profifußball.

Es gehört einiges an organisatorischem Geschick dazu, die Fülle an Tätigkeiten unter einen Hut zu bekommen. Mit bewundernswerter Gelassenheit bewältigt Thomas Romeyke das Tagesgeschäft, meist unbeobachtet in seinem fensterlosen Büro. Nur einmal wöchentlich steht er für wenige Sekunden im Fokus und wird von den TV-Kameras eingefangen: Wenn er die Auswechseltafel bedient an Spieltagen.

Das „Mädchen für Alles“ hat sich beim FC Erzgebirge Aue hochgedient wie nur wenige vor ihm. Aus Weißbach stammend kickte Thomas Romeyke selbst aktiv beim SV 1864, ehe er seinen damals fünfjährigen Sohn zum Nachwuchs beim FC Erzgebirge begleitete. Und als er gefragt wurde, ob er sich einbringen wolle, überlegte er nicht zweimal. Das ist 21 Jahre her, so lange bekleidet er bereits Funktionen beim FCE. „Es war eine Tippeltappeltour“, schmunzelt Thomas Romeyke. Er betreute die Bambinis und die U9, legte die erste Übungsleiterlizenz ab und fungierte zunächst als Co-Trainer der U14 und U15, später als Trainer. Fünf Jahre lang betreute Thomas Romeyke dann auch die U23 des Clubs als Co-Trainer an der Seite von Robin Lenk und ist inzwischen sogar im Besitz der B-Elite-Lizenz. Er weiß also, wovon er spricht, sammelte darüber hinaus wertvolle Erfahrungen bei der U17 und U19 des FC Erzgebirge Aue an der Seite von Enrico Kern und Skerdilaid Curri. Nachwuchschef Carsten Müller erkannte schnell die Zuverlässigkeit und Akribie des Thomas Romeyke und beförderte ihn zum Organisationsleiter im NLZ.

Weil gute Leute immer gefragt und gesucht sind, landete der gelernte Holztechniker schließlich 2018 bei den Profis. Bei Kult-Mitarbeiter Bernd „Zimbo“ Zimmermann war er 2014 bereits in die „Lehre“ gegangen, unter dem damaligen Cheftrainer Daniel Meyer übernahm Thomas Romeyke dann den Posten des Mannschaftsleiters im Hauptamt. Und als die Spedition Poller den FCE-Bus kaufte, bot sich der Mitarbeiter mit den vielen Talenten abermals als Ideallösung an. Den Lkw-Schein besaß er bereits, der Weg zur Busfahrer-Lizenz war nicht mehr weit und mit Fleiß alsbald in der Tasche. Getreu seinem Motto: „Wenn ich etwas mache, dann mit Leib und Seele und nicht mit halbem Arsch.“

Bei Auswärtsspielen ist Thomas Romeyke seitdem also der wichtigste Mann beim FC Erzgebirge Aue. Er plant nicht nur die Reisen mit Hotelbuchung, Bus beladen und Kabine einräumen – er sitzt auch noch höchstpersönlich am Steuer. Mehr Verantwortung geht kaum. Unter Trainer Dirk Schuster avancierte die gute Seele des Teams dann 2020 sogar zum „Lebensretter“. Auf dem Weg nach Nürnberg verhielt er sich bei einem unverschuldeten Unfall instinktiv richtig und bekam von Dima Nazarov nach dessen Tor zum 1:1-Endstand öffentlichkeitswirksam den Dank für dessen Unversehrtheit. Das war allerdings die Ausnahme. Für gewöhnlich deckt Thomas Romeyke all die anstehenden Aufgaben im Verborgenen ab. Unauffällig, gewissenhaft und pünktlich. Mannschaft und Trainerstab wissen, was sie am Tausendsassa am Steuer haben.