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Interview mit Calogero Rizzuto

Sechs Jahre schnürte er seine Fußballschuhe in Aue, am Wochenende kehrt Calogero Rizzuto mit dem 1. FC Saarbrücken wieder zurück in den Schacht. Von 2015 bis 2021 bestritt der gelernte Außenverteidiger insgesamt 182 Pflichtspiele für die Veilchen. Calogero war Teil der Aufstiegsmannschaft von 2016, holte im selben Jahr den Sachsenpokal und hielt fünfmal mit unserem FC Erzgebirge die Klasse in der 2. Liga. Wir haben mit ihm über seine Zeit im Erzgebirge, seine Trainer und seine Ziele und Ambitionen für die Zukunft geredet.

Hallo Calogero! Erstmal, wie geht es dir?

 

Calogero: Ja, mir geht es bestens! Abgesehen von der sportlichen Situation ist alles gut. Wir erwarten unsere zweite Tochter in drei Wochen. Da kann man zu Hause auch gut vom Fußball abschalten.

 

Das freut uns natürlich! Du bist erst im September nach Saarbrücken gekommen und dann kam auch schon die lange Winterpause. Wie verlief die Saison bisher für dich? Das war doch sicherlich eine ungewöhnliche Situation.

 

Ja, das war eine ungewöhnliche Situation, weil ich dachte, es geht bei Hansa Rostock weiter. Leider ging es dort aber nicht weiter. Wir haben dann in Italien im Sommer geheiratet und ich brauchte erstmal Abstand vom Fußball. Es gab zwar Angebote aus der 3. Liga und auch aus dem Ausland. Aber mir war klar, wenn es in die 3. Liga geht, dann will ich nach Saarbrücken, weil ich hier geboren bin. Das Transferfenster hat sich lange gezogen und ich musste warten, aber letztendlich bin ich happy, dass ich wieder zu Hause bin.

 

Anfragen aus dem Ausland – ist das etwas Besonderes und lässt man sich das durch den Kopf gehen?

 

Ja, auf jeden Fall. Aber wir mussten schauen, wie wir das mit der Familie vereinbaren und uns war der Schritt dann zu gewagt und wir haben uns für die Heimat entschieden.

 

Die Rückkehr in die Heimat. Du bist in Saarbrücken geboren und hast dort angefangen Fußball zu spielen. Ist das dann der Kreis, der sich schließt, wenn man zum 1. FC Saarbrücken zurückkehrt?

 

Das kann schon sein, aber im Fußball kann viel passieren. Da weiß man ja nie. Aber mit dem Verein erfolgreich zu sein und dabei eine gute Rolle zu spielen, das wäre schon etwas Schönes.

 

 

Im Hinspiel warst du noch nicht dabei, jetzt geht es am Wochenende wieder ins Erzgebirge. Ist es ungewöhnlich, nach sechs Jahren in Aue im Stadion zur Gästekabine abzubiegen?

 

Ja, natürlich. Ich war letztes Jahr noch mit Hansa da, als wir 2:2 gespielt haben. Das war schon ungewöhnlich. Aber es sind natürlich nicht mehr so viele Spieler da, die ich kenne. Da zieht es mich nicht so sehr in die andere Kabine. Und auch sonst hat sich viel im Verein getan, seitdem ich weg bin. Das liest man natürlich und auch, dass es viel Unruhe im Verein gab. Dass es jetzt wieder ruhiger ist, hat auch der Mannschaft sicher gutgetan.

 

Drückt man nach sechs Jahren in Lila-Weiß dann Aue noch die Daumen?

 

Ehrlich gesagt nicht, weil der Abschied damals nicht so verlaufen ist, wie ich das gedacht hätte – wenn man sechs Jahre bei einem Verein spielt und auch erfolgreich ist…

Deswegen bin ich mit der damaligen Führungsetage in einem Spannungsverhältnis auseinandergegangen.

 

Pavel Dotchev ist wieder Trainer in Aue, er war auch dein erster Trainer in Aue. Glaubst du, er ist der Richtige für Aue?

 

Ja, absolut. Ich mag Pavel, er war ein ganz wichtiger Trainer für mich. Ein feiner Mensch, ich habe an ihn nur gute Erinnerungen. Wir sind aufgestiegen, leider hat es in der 2. Liga dann nicht mehr so geklappt. Aber es war eine geile Zeit und auch eine absolut geile Mannschaft, die er damals so zusammengestellt hat. Auf Pavel freue ich mich auf jeden Fall.

 

Wenn du an deine Zeit in Aue zurückdenkst, welche Trainer haben dich noch beeinflusst?

 

Ich hatte einige Trainer in Aue, aber Pavel Dotchev, Domenico Tedesco und Daniel Meyer würde ich hervorheben, mit den Trainern konnte ich am besten.

 

Nimmt man von jedem Trainer etwas mit, oder hätte man als Spieler lieber nur seinen Lieblingstrainer?

 

Wenn ich mir es aussuchen könnte, wäre ich mit Tedesco überall hingegangen, unter ihm kann man echt viel lernen. Das ist nicht nur einfach Fußball spielen, sondern wirklich lernen, wie man das Spiel richtig spielt. Wie er taktische Vorgaben macht, das war schon unglaublich mitzuerleben. Aber ja, bei jedem Trainer ist etwas anders und bei jedem neuen Trainer entsteht auch eine gewisse Euphorie und es gibt einen neuen Konkurrenzkampf, der einen pusht.

 

In Saarbrücken ist das Saisonziel natürlich der Aufstieg, aber welche Ziele verfolgst du?

 

Mein persönliches Ziel ist natürlich, das Maximum aus mir herauszuholen. Wo wir am Ende landen, kann ich nur zum Teil beeinflussen, ich spiele ja nicht alleine.

 

Und wie sind deine Pläne nach dem Karriereende? Du hast schon ein Studium im Sportmanagement gemacht, möchtest du im Fußballgeschäft bleiben?

 

Ja, ich habe Sportbusiness Management studiert, auch um den Horizont zu erweitern, wie ein Fußballverein funktioniert. Ein Verein läuft heutzutage wie ein Wirtschaftsunternehmen. Ich möchte jetzt auch bald anfangen mit dem Trainerschein. Ich kann mir schon vorstellen, im Fußball zu bleiben, aber man weiß natürlich nicht, welche Türen sich noch öffnen. Fußball ist meine Leidenschaft und ein Stück weit das weiterzugeben, was ich gelernt habe oder mitbekommen habe, würde mir Spaß machen.

 

Dann bedanken wir uns für das Gespräch Calogero und wünschen dir viel Erfolg und natürlich alles Gute. Aber am Sonntag bitte nicht mit dem Tore schießen anfangen!

 

Danke, wir sehen uns am Wochenende!

 

Veilchen-Trainer Pavel Dotchev erinnert sich ebenfalls gerne an seinen ehemaligen Schützling zurück:

 

Pavel: Ja, Rizzuto ist ein toller Fußballer mit Spielwitz und ein lockerer Typ. Aber er kann immer wieder Sachen auf den Punkt bringen. Ich mag ihn sehr als Mensch und auch als Spieler. Er hat großes Potenzial auch für mehr. Als er zu mir gekommen ist, damals von Kaiserslautern II, war ich positiv überrascht von ihm. Ich habe ihm immer gesagt, er hat das Potenzial für die Bundesliga, wenn er noch ein bisschen fokussierter wäre. Aber Rizzuto ist ein Spieler, der diese Lockerheit haben muss, aber ich mag ihn sehr, ein toller Junge.

 

 

 

Fotos: Picture Point, Sven Sonntag

Die Interviews führten: Peter Höhne & Max Richter