Zum Hauptinhalt springen

Linus Rosenlöcher: „Daheim zu punkten ist die Basis einer erfolgreichen Saison”

In der 3. Liga als Fußballprofi anzukommen, ist Linus Rosenlöcher nicht an der Wiege gesungen worden. Zwar war der 23-Jährige immer sportbegeistert, doch in der Jugend bei eher kleinen Vereinen am Ball, bevor sich spät beim 1. FC Nürnberg die große Chance bot und der Wunsch reifte, das Hobby zum Beruf zu machen.

Doch der Reihe nach. Geboren am 9. September 2000 in München, wuchs „Rosi” in Augsburg auf, wo er mit fünf Lenzen beim FC Hochzoll zu trainieren begann. „Schulfreunde kickten beim FCA-Nachwuchs, zu denen schauten wir Buben ein wenig neidisch auf. Infiziert mit dem Sport-Gen haben mich wohl meine Opas, beide sind große Fans des 1. FCN”, erinnert sich Linus. 2009 zog die Familie nach Nürnberg und der Neunjährige heuerte an beim dortigen FC Tuspo. Nicht nur die Opas wird’s gefreut haben, auch ihr Enkel war happy: „Die hatten super Bedingungen. Als sich die Möglichkeit bot, zusätzlich Extra-Trainings bei einem DFB-Stützpunktprogramm zu absolvieren, war ich dabei und megastolz auf mein DFB-Trikot.” Sozusagen auf dem zweiten Bildungsweg – Linus gehörte bis dahin keinem Leistungszentrum an – weckte das Talent das Interesse der Scouts vom 1. FC Nürnberg. „Ich durfte eine Woche lang in der Fußballschule des ,Clubs’ mittrainieren, ein Testspiel bestreiten, war total nervös. Dann passierte wochenlang nix. Umso größer aber die Freude, als es hieß: ,Du bist dabei!’”

Damals rückte Rosenlöcher, bis dahin offensiver Mittelfeldspieler, auf die Linksverteidigerposition, weil dort Bedarf war. Beim „Club” kickte Linus in der U-17-Bayernliga, später zwei Jahre in der U-19-Bundesliga. In jeder Saison begann der „Spätstarter” als Wechsler, am Ende hatte er sich seinen Stammplatz erarbeitet. Als er 2018 in den Kader der zweiten Männermannschaft eingeladen wurde und unter Club-Legende Marek Mintal trainierte, schielte Linus erstmals ernsthaft auf eine Profizukunft. Sein Platz in der Abwehr des Zweitligakaders freilich war besetzt, bis ein Zufall die Tür etwas öffnete: „In der Coronazeit spielte die erste öfters gegen die zweite Mannschaft, dabei fiel ich positiv auf, durfte mich dem Wettbewerb stellen.” 2021 bestritt Linus fünf Zweitligapartien für den FCN, gegen den großen HSV gelang ihm sein Debüt-Tor als Profi. Um ihm mehr Spielpraxis zu geben, lieh ihn der „Club” an den dänischen Zweitligisten Esbjerg fB aus. „Die Sprache war kein Problem, ich bin ziemlich fit in Englisch. Aber raus aus Deutschland in eine andere Kultur und Mentalität? Die Dänen sind sehr diszipliniert, das Training war extrem umfangreich. Ich traute mich und hab’ das nie bereut, es war eine Supererfahrung”, resümiert „Rosi” heute. Den Spitznamen bekam er übrigens erst im Erzgebirge; zu diesem Karriereabschnitt jetzt:

Als Aues Neu-Trainer Timo Rost im Frühsommer ’22 anrief, zögerte der Linksverteidiger nicht. Denn: „In Nürnberg sprach man mit einigem Respekt von den Veilchen, dort zu spielen war eklig und intensiv. Wir wussten, die Aue-Fans wollen Spieler, die sich den Hintern aufreißen. Als wir in der Coronazeit da hin mussten war es wahnsinnig schwer, einen Punkt zu erkämpfen, obwohl die Ränge pandemiebedingt leer waren und die Power der Fans fehlte.”

Die Herausforderung reizte ihn. Persönlich lief es dann in seiner ersten Saison im Veilchentrikot so schlecht nicht; mit 29 Drittligaeinsätzen zählte er zum Stamm, leistete seinen Beitrag zum Klassenerhalt. Aber nach dem turbulenten Jahr konnte niemand im Team zufrieden sein und so nehmen sich „Rosi” & Co. jetzt vor „zu zeigen, was die Mannschaft kann. Ich denke, das ist uns bis zur Niederlage in Dresden auch sehr ordentlich gelungen”. Man wolle eine solide Saison spielen, nicht nach unten schauen müssen, lieber nach oben. „Basis dafür ist, die Heimspiele zu gewinnen. Nach den Schlappen gegen Regensburg und in Münster sind wir umso mehr motiviert, am Samstag Gesicht zu zeigen und gegen Saarbrücken zu punkten.” Linus ist dankbar, Fußballprofi zu sein. Parallel absolviert der 23-Jährige ein Fernstudium „Fitness & Health Management” am IST Düsseldorf. Die Beziehung mit Jule in Köln funktioniert trotz der weiten Entfernung, zumal die Freundin Basketball als Leistungssport spielte und daher weiß, dass Profis viel in ihren Job investieren müssen. Wenn aber „Rosi” etwas Zeit übrig hat, dann um Tennis zu spielen.

 

Text: Olaf Seifert aus dem Saarbrücken-Veilchenecho