Maximilian Thiel: „Jeder rackert bei uns für den anderen, die Kabine lebt”
„In der Schlussphase eingewechselt, erster Ballkontakt und Tor! Das ist mir noch nie passiert”, kommentiert Maximilian Thiel seinen entscheidenden Treffer zum 1:0 am 6. August gegen den FC Ingolstadt. Die Veilchen bejubelten mit dem Heimsieg den gelungenen Saisonstart und „Maxi” freute sich mit, sieht den Erfolg aber vor allem als Lohn der starken Mannschaftsleistung: „Die Jungs sind mehr als neunzig Minuten lang ans Limit gegangen. Das Gute bei uns ist, dass jeder für den andern rackert und jeder dem andern was gönnt. Die Kabine lebt!” Der „goldene Treffer” war freilich ebenso Anerkennung für Geduld und Trainingsfleiß, denn Maximilian kennt die Situation zur Genüge, erst für die letzten Minuten von der Bank zu kommen. In der vergangenen Saison absolvierte der Bayer 29 Drittligapartien, wurde aber meist eingewechselt. Sein Ziel darum für 2023/24: „Ich möchte so viele Spiele, so viel Einsatzzeit wie möglich, aber natürlich auch Tore machen. Hauptsache, ich kann der Mannschaft mit meiner Erfahrung und Leistung helfen.”
Tatsächlich hat der Dreißigjährige in der Profikarriere schon viel gesehen, viel erreicht. Am 3. Feburar 1993 im oberbayerischen Altötting geboren, wuchs „Maxi” in einer Sportlerfamilie auf. „Mit vier, fünf Jahren hab’ ich dem Papa und meinem Bruder auf dem Platz zugeschaut und war glücklich, endlich selber beim SV Gendorf Burgkirchen und dann in Burghausen, wo ich aufwuchs, zu trainieren”, erinnert er sich und ergänzt: „Beim SV Wacker hatte ich das Glück, in der U17-Bundesliga zu spielen. Trainer Jürgen Press ließ mich schon mit 16 bei den Profis mittrainieren und ein Jahr später gab mir Mario Basler in der 3. Liga Einsatzchancen.” Bald war das Talent gesetzt, bestritt für Burghausen 76 Punktspiele zwischen 2010 und 2014 und traf dabei 14mal ins Netz.
Das Interesse beim 1. FC Köln, wohin der offensive Mittelfeldmann 2013 wechselte, war geweckt. 2013/14 wurde „Maxi” zudem in die U20-Auswahl berufen, erzielte bei neun Einsätzen vier Tore. Mit den Geißböcken stieg der Neue in die Bundesliga auf, was ihm die Aufgabe schwerer machte. Er hätte noch ein Jahr in Liga zwei gebraucht, wurde darum zum 1. FC Union ausgeliehen. Dort setzte sich Thiel auf Anhieb durch, wurde nach einem Jahr fest verpflichtet und zum Vizekapitän berufen, denn: „Es gab damals etliche junge und ausländische Spieler im Kader, da ich recht gut Englisch spreche und erst Anfang zwanzig war, sollte ich Bindeglied zwischen Jüngeren und Älteren im Team sein. Für die Union-Fans zählen Leidenschaft und Kampf und ich denke, in der Hinsicht habe ich damals viel gelernt.”
Mit der Empfehlung dreier positiver Jahre in Berlin (34 Punktspiele, sieben Tore) wechselte „Maxi” 2017 zum 1. FC Heidenheim. „Trainer Frank Schmidt wollte mich haben und mein Weg in die bayerische Heimat war nun viel kürzer. Damals gab es etliche Spiele gegen den FC Erzgebirge, an einen 2:1-Sieg des FCH im alten Auer Stadion erinnere ich mich besonders gut”, sagt er. Vier Jahre blieb „Maxi” auf der Ostalb (47 Zweitligapartien, sechs Tore). Zunächst Stammspieler, warfen ihn 2020/21 ein Kreuzbandriss und die Corona-Wirren zurück. „Ich bekam nicht die Spiele, die ich gebraucht hätte und gestand ehrlich ein, dass ein Wechsel besser wäre.” Also heuerte Thiel beim SV Wehen Wiesbaden an, wo er 2021/22 in 32 Drittligapartien achtmal traf.
Danach entschied er sich jedoch mit der Familie nach Aue zu gehen. Als Wechselspieler und nach einer für den FC Erzgebirge schwierigen Saison 2022/23 nimmt er sich nun vor, an frühere Leistungen anzuknüpfen: „Die Vorbereitung im Sommer war top und ich hatte sehr gute Gespräche mit Pavel Dotchev. Das Tor gegen Ingolstadt hänge ich nicht zu hoch, aber es wird mich hoffentlich ein Stück weit beflügeln.”
Text: Olaf Seifert aus dem Sandhausen VeilchenEcho