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Tränen zum Abschied und Aufstieg

Die Ringer des FC Erzgebirge Aue blicken auf ein großartiges Jahr 2023 zurück

Die Ringer des FC Erzgebirge Aue blicken auf ein überaus erfolgreiches Jahr zurück. Der Aufstieg in die 2. Bundesliga ist geschafft und stellt die Kampfsportler in lila-weiß vor neue Herausforderungen. Bei mehreren Verabschiedungen verdienter Sportler rollten Tränen der Rührung – auch im Publikum.

 

Nachdem die Veilchenringer in der vorherigen Saison verlustpunktfrei die Meisterschaft der Regionalliga Mitteldeutschland holten und damals auf das Aufstiegsrecht verzichteten, stand die Saison 2023 unter anderen Vorzeichen. Neben Regeländerungen wie drei statt bisher zwei Plätzen für ausländische Ringer bei zehn Kämpfern pro Wettkampf wurde auch die Aufstiegspflicht eingeführt. Als Vorjahresmeister trat der FC Erzgebirge in der Regionalliga als Titelfavorit an. Die Abteilungsleitung hatte zuvor beschlossen, das sportliche Abschneiden über den weiteren Werdegang entscheiden zu lassen.

 

Die Saison hatte noch nicht richtig begonnen, als sich Eigengewächs Connor Samet verletzte und folglich ersetzt werden musste. Mit dem tschechischen Sportler Marcel Albini gelang eine gute Verpflichtung. Ebenfalls neu nach Aue kam der polnische Ringer Kamil Rybicki  vom Erstligameister aus Mainz sowie Anatolie Tincu aus Moldawien. Bis auf diese Ausnahmen blieb der Kader der Vorsaison im Wesentlichen zusammen.

 

Es begann furios für die Mattenkämpfer zwei Heimkämpfen gegen RV Thalheim RSK Gelenau. Zweimal schallte es "Derbysieger, Derbysieger - hey hey" von der Tribüne in der Sporthalle des BSZ in Aue. Der Saisonauftakt war somit geglückt, aber man merkte bereits durch die neue Regelung der Ausländerplätze, dass die Kampfergebnisse knapper werden würden.

 

Im ersten Auswärtskampf bei der WKG Plauen/Pausa wurde Auer beim 7:25 seiner Favoritenrolle mehr als gerecht, anschließend wurde der RC Germania Potsdam mit 26:5 nach Hause geschickt. Sogar ersatzgeschwächt blieben die Erzgebirger in der Erfolgsspur, behielten bei Liganeuling AC Werdau knapp mit 16:14 die Oberhand. An diesem Ergebnis sah man, dass in dieser Saison die Trauben etwas höher hingen und man sich keine Schwäche erlauben durfte.

 

Emotional wurde es im Auer Hexenkessel am 14. Oktober 2023. Gegen den KFC Leipzig gewann der Hausherr deutlich 24:5 – ein perfekter Abschied für Philipp Herzog. „Pipo“ zog an diesem Abend symbolisch seine Ringerschuhe aus und beendete seine aktive Karriere. Ein wunderbar vorbereitetes Video zeigte einige Stationen des erfolgreichen Ringers. Unter tosendem Applaus und mit Standing Ovations drehte Philipp Herzog die verdiente Ehrenrunde und so mancher im Publikum hatte mit den Tränen zu kämpfen. Auch an dieser Stelle deshalb noch einmal "Danke, Pipo!" Philipp Herzog bleibt den Veilchen aber treu und ist weiterhin im Trainerteam von Björn Schöniger für den Auer Nachwuchs zuständig.

 

Eine Woche später ging es auswärts beim SC Luckenwalde um den inoffiziellen Titel des Herbstmeisters. Und dass die Jungs von Mannschaftsleiter Frank Witscher den Titel holen wollen, zeigten sie auf der traditionsreichen Matte in Luckenwalde eindrucksvoll. Mit 28:1 filetierten sie die Männer des SC Luckenwalde buchstäblich.

 

Nach einer kurzen Pause folgten die beiden richtungsweisenden Auswärtsderbys der Rückrunde gegen Thalheim und Gelenau. Am 4. November erlebten die Ringer aus Aue ein ungewohntes Gefühl.  Nach saisonübergreifend 19 Siegen in Folge verlor man 15:13. Es war ein rassiges Lokalduell, in dem eine starke Thalheimer Mannschaft knapp die Nase vorne hatte. Beide Fanlager unterstützten fantastisch, dieser Kampfabend war pure Werbung für den Ringer-Sport.

 

Den nächsten Krimi gab es bereits eine Woche später. Zur Pause führte Gastgeber RSK Gelenau bereits 12:4 und keiner in der Halle setzte mehr einen Pfifferling auf die Veilchen. Doch abgerechnet wird am Schluss. Auer startete eine Aufholjagd, vor dem letzten Kampf stand es 13:13.  Der letzte FCE-Kämper William Stier lag nach zwei Minuten mit 0:4 Punkten hinten und konnte noch vor Ablauf der ersten drei Minuten auf 4:2 verkürzen. Willi ging in den letzten drei Minuten nur noch vorwärts und acht Sekunden vor dem Gong gelang ihm der entscheidende Beinangriff zum 4:4, das ihm auf Grund der letzten Wertung zum Sieg reichte. Der Jubel auf Auer Seite war dementsprechend riesig und allen fiel ein Stein vom Herzen. Ein Riesenkompliment an beide Fanlager, die ihre Teams stets lautstark und fair unterstützt haben.

 

Der Heimkampf am 18. November gegen WKG Pausa/Plauen hielt auf Auer Seite einige Überraschungen bereit, die erst beim Wiegen gelüftet wurden. Beeindruckend war an diesem Abend Eigengewächs Maximilian Becher. Erst 24 Stunden vorher erfuhr er, dass er den erkrankten Robert Schröder ersetzen darf und zu diesem Zeitpunkt hatte Max noch gut 4 Kilogramm „zu viel“. Trotz den kräftezehrenden „Abkochens“ zeigte das Nachwuchstalent einen bärenstarken Kampf und musste sich am Ende nur mit 4:2 gegen den zweimaligen deutschen Meister Sid Wetzel geschlagen geben. Vor dem letzten Kampf stand es 13:11, also lag es erneut an William Stier. In einem spektakulären Freistilkampf besiegte er Salakh Dadaev souverän mit 18:2 und avancierte damit wieder einmal zum Matchwinner für Aue. Der FC Erzgebirge feierte mit den Fans einen 17:11-Heimsieg.

 

Die Pflichtaufgabe in Potsdam lösten die Veilchen ungefährdet mit 24:6 und wurde trotz widriger Witterungsbedingungen bei An- und Abreise von zahlreichen Anhängern lautstark unterstützt.

 

Die Anspannung vor dem Heim-Duell mit dem starken Aufsteiger aus Werdau am 2. Dezember war Coach Björn Schöniger anzusehen, aber auch die Erleichterung nach dem Kampf, der mit 20:10 an die Veilchen-Ringer ging. Dass der Cheftrainer ein ausgesprochener Taktikfuchs ist, hat sich in der Regionalliga herumgesprochen und auch diesmal griff er in die Trickkiste. Den Abschluss des Kampfabends bestritt Kamil Rybicki. Ein von allen Zuschauern erwarteter spannender Kampf, in dem der Pole in Auer Diensten das bessere Ende für sich hatte. Und zur Krönung des Abends sollte eine weitere Höchstwertung vergeben werden. Kamil startete einen Beinangriff, hob seinen Gegner aus und warf spektakulär zu einem grandiosen Schlusspunkt.

 

Der Auswärtskampf am 9. Dezember 2023 beim KFC in Leipzig sollte ein ganz besonderer Abend werden. Nach zwei Jahren in der Regionalliga Mitteldeutschland stiegen die Veilchen in die zweite Ringer-Bundesliga auf. "Väter" des Erfolgs sind Mannschaftsleiter Frank Wischer und Chefcoach Björn Schöniger. Nur eine Niederlage in der bisherigen Saison sprechen eine deutliche Sprache. Auch in Leipzig zeigte Aue beim 22:8-Sieg, was sie draufhaben.

 

Der letzte Heimkampf am 16. Dezember 2023 gegen Luckenwalde sollte dann der Höhepunkt der Saison werden. Die Feierlichkeiten des in der Woche zuvor errungenen Meistertitels standen an diesem Abend im Vordergrund. Trotzdem strafften sich die Veilchen noch einmal und siegten mit 24:4 deutlich gegen eine sehr junge Luckenwalder Mannschaft. Im Anschluss war Zeit für verdiente Ehrungen. Traditionell wurde der der Fan des Jahres ausgezeichnet und auch die Sportler des Jahres wurden geehrt. Die ungarischen Freunde Krisztian Jäger, Maté Krasznai und Laszlo Szabo beendeten in Aue ihre Ringerkarriere und wurden vom Anhang nochmals lautstark gefeiert – ein emotionaler Akt der Extraklasse, weil alle drei dem Verein ans Herz gewachsen sind. Der Meistertitel und der damit verbundene Aufstieg in die 2. Bundesliga wurde bis spät in die Nacht gebührend gefeiert.

 

Jetzt heißt es für Chefcoach Björn Schöniger und Mannschaftsleiter Frank Witscher schnell die nötigen Ringer zu finden, die in der kommenden Saison dann für Lila-Weiß in der 2. Bundesliga auf Punktejagd gehen. Eine anspruchsvolle und spannende Aufgabe nach einem großartigen Jahr für die Ringer des Vereins.