Mirnes Pepić: Spieler der Saison 2023/24
„Trainer, gibt mir die Freiheit gut zu spielen”
Mirnes Pepic knüpfte zum Saisonstart nahtlos an seine Top-Leistungen aus 2023/24 an. Im Derby gegen Dynamo Dresden erzielte der Marathonmann im FCE-Mittelfeld die frühe Führung und wurde in die Kicker-Elf des Spieltages gewählt. Noch nachträglich bestätigt er damit seine Wahl zum Spieler des Jahres bei der traditionellen Umfrage unter den Fans des FC Erzgebirge Aue.
578 Veilchenanhänger, gut jeder fünfte Teilnehmer, gaben Mirnes Pepić die Stimme bei der Fanprojekt- Umfrage nach den Spielern der Saison 2023/24. Platz eins für „Peppo” noch vor Kapitän Martin Männel und Spielmacher Marvin Stefaniak. Der 28-Jährige bestritt in der letzten Drittligaserie 37 Punktspiele, erzielte dabei drei Tore. Bereits 2016 bis 2018 hatte der Mittelfeldmann das Veilchentrikot getragen, damals freilich nur acht Zweitligapartien bestritten.
„Eine schöne Auszeichnung. Ich habe mich sehr gefreut, zumal sie mich wirklich überrascht hat”, kommentiert Mirnes den Umfragesieg und sieht ihn vor allem als Motivation: „Es lief gut für mich letzte Saison, es war sicher meine erfolgreichste bisher. Aber ich will und kann schon noch ein paar Schippen drauflegen. Ich bin jetzt im besten Fußballalter, das bedeutet vor allem, Führungsverantwortung zu übernehmen. Der Umfragetitel ist schön, aber ich sehe mich vor allem als Teil des Teams, will im Training und auf dem Platz immer mein Bestes geben.” Namentlich bei seiner persönlichen Statistik gebe es Luft nach oben, speziell bei Toren und Torvorlagen.Geboren wurde Mirnes am 19. Dezember 1995 in der montenegrinischen Hauptstadt Podgorica, die Familie floh aber vor dem Jugoslawienkrieg nach Deutschland, als der Junge drei Jahre alt war. „Sport hat mir und meiner ganzen Familie damals entscheidend geholfen, unseren Platz in der Fremde zu finden. Mein älterer Bruder Hasan und ich fanden Freunde beim SF Rammingen, mit sechs Jahren begann ich dort Fußball zu spielen, unsere drei anderen Brüder fassten über den Kraftsport Fuß in der neuen Heimat. Hasan ist übrigens auch Profi”, erzählt Mirnes. Wann immer er seine Mutter in Baden-Württemberg besuche, freue er sich auch, Freunde und Trainer von damals zu treffen. „Ich verdanke ihnen viel, ebenso wie den Leuten beim BFC Pfullingen, SSV Ulm und SSV Reutlingen, wo ich mich als junger Fußballer weiterentwickeln durfte. Dafür bin ich sehr, sehr dankbar.”
Als A-Junior bekam Pepić 2013 erste Chancen in der Oberliga-Männermannschaft der Reutlinger, wurde außerdem fünfmal in die U18- beziehungsweise U-19-Auswahl Montenegros berufen. Noch in jenem Jahr wechselte das Talent zum Zweitligisten SC Paderborn, der es kurz darauf erstmals in die Bundesliga schaffte. „Der Aufstieg war ein unbeschreibliches Gefühl. Auch wenn ich wenig dazu beitragen konnte, war ich doch Teil der Mannschaft”, erinnert er sich. In der Folge profilierte sich Pepić vor allem in der zweiten Mannschaft des SCP, mit der er in die Oberliga Westfalen aufstieg, bekam aber auch zwei Einsätze bei den Erstligaprofis sowie später erneut in der 2. Bundesliga. Im Sommer 2016 fand der damals Zwanzigjährige eine neue Herausforderung beim FC Erzgebirge Aue.
In der Rückschau sieht er die beiden damaligen Jahre im „Schacht” realistisch: „Ich habe seinerzeit einiges falsch gemacht. Ehrgeizig und fleißig war ich auch schon, aber nicht so fokussiert und konstant wie heute. Spielte ich, war ich schnell zufrieden und sauer, wenn ich auf der Bank saß. Als junger Fußballer ließ ich mich ablenken, das passiert mir heute nicht mehr. Als ich 2023 nach Aue zurückkam, war ich viel reifer, spürte aber auch das Vertrauen von Pavel Dotchev und Matthias Heidrich: „Ohne sie würde ich heute irgendwo in der Regionalliga kicken. Der Trainer gibt mir die Freiheit, um gut zu spielen, verlangt zugleich eine konstante Führungsrolle.”
Beide wissen, was sie aneinander haben, denn unter Dotchev hatte Pepić schon 2016/17 in Aue, 2018/19 beim F.C. Hansa Rostock und 2021 beim MSV Duisburg gearbeitet. Vor allem in Rostock (66 Einsätze in zwei Saisons) sowie bei den Würzburger Kickers (2021/22; 21 Spiele) und beim SV Meppen (2022/23; 22) kann sich Pepićs Bilanz sehen lassen. In Meppen kämpfte er sich nach dreimonatiger Verletzung zurück, konnte am Ende den Abstieg aber auch nicht abwenden. Umso mehr freute er sich 2023 über den Ruf zurück nach Aue.
Am FC Erzgebirge schätzt Mirnes vor allem das Familiäre, ebenso wie die Energie und den Zusammenhalt in der Mannschaft, die Unterstützung von den Rängen. „Ich glaube, wir waren letzte Saison die beste Heimmannschaft, in Sachen Fankultur gehört Aue zum Besten, was die 2. und 3. Liga zu bieten haben. Was zuletzt gegen Borussia Dortmund, Mönchengladbach und Dynamo Dresden abging, war top.” Die Atmosphäre im Wohnzimmer Erzgebirgsstadion soll das Fundament für eine erfolgreiche Spielzeit 2024/25 sein. Der Anfang ist gemacht. Auch dank Mirnes Pepic.